Behandelter Abschnitt Ps 112,1-10
Die Glückseligkeit der Gottesfürchtigen Psalm 112
Der Psalm bietet ein schönes Bild des gottesfürchtigen, des aufrichtigen und des treuen Gotteskindes. Die Verse 1 bis 8 stellen eine Reihe Tugenden, ja mehr dar: eine Geistesfrucht nach der andern. Es werden ihrer viele genannt, wovon wir einige hervorheben.
Er fürchtet den Herrn. Unter dem Wort Gottesfurcht ist nicht eine sklavische Furcht gemeint, sondern Ehrfurcht vor der Heiligkeit, Größe und Herablassung Gottes zum Sünder, aber ebenso vor seinem Hass der Sünde gegenüber. Gottesfurcht ist der Eckstein des Tempels des Leibes, sie ist die Wurzel der Gnade, aus der alle weiteren Segnungen fließen. Mit verhülltem Angesicht stehen gebeugte Seraphim und Cherubim vor Ihm und rufen ihr Heilig, Heilig, Heilig aus. Diese Tugend sollte besonders jeden Diener Gottes zieren.
Die Freude und die Lust des Gotteskindes. Sie ist das Gesetz, das Gebot. Für jeden Juden war es das vom Sinai. Man lese, was geschrieben steht in 5. Mose 6. Der Israelit sollte sie an seine Türe schreiben, an seine Hand binden und als Stirnbänder tragen, um beständig daran erinnert zu werden. Studiere sorgfältig dieses Kapitel. Das Wort studieren sollte unsere Wonne sein. In der Schrift forschen. Warum? Weil sie vom Herrn zeugt. Vor allem aber darum, weil sie das einzige zuverlässige Buch der Welt ist (Mt 24,35). Das Wort gestaltet den Gläubigen in den um, der sich selbst das Wort nennt (Joh 1,1; 2Kor 3,18). Hier lernen wir die wahre Weisheit. Wer das Wort liebt, erfährt das Größte, was es überhaupt gibt, der Vater und der Sohn wohnen in ihm (Joh 14,23).
Er ist aufrichtig. „Es wird gesegnet werden das Geschlecht der Aufrichtigen.“ Ränke und Schliche kennt er nicht, und dem Aufrichtigen lässt es der Herr gelingen. Ihm geht das Licht auf. Die einstige Finsternis ist dahin, er wandelt im Licht. Gott ist Licht, und Sein Licht strahlt im Herzen Seines Kindes. Wir werden Kinder des Lichtes genannt, und selbst in dunklen Tagen der Trübsal strahlen sie Licht aus.
Der Fromme ist barmherzig und gnädig. Ihm ist Gnade und Erbarmen widerfahren, und er handelt, wie der Herr befiehlt: „Gehe hin und tue desgleichen“ (Lk 10,37). Der Herr ging umher und tat wohl (Apg 10,38). Das hat auch David getan (Ps 37,12). Uns befiehlt die Schrift: „Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht; denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen“ (Heb 13,16).
Er ist bereit zu helfen. Er leiht. Er hält nicht zurück, wenn sein Bruder in Not ist. Wer dem Herrn leiht, d. h. seinem Bruder, dem bleibt der Herr nichts schuldig. Natürlich leiht er mit Überlegung, er gibt nicht dem Schlemmer, sondern dem Dürftigen. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn gab“, und wir sind Nachahmer Gottes. Gebet, und es wird euch gegeben werden. Welch eine Menge von Früchten sehen wir hier im wahrhaft Gottesfürchtigen. Er streut aus zu seiner Ernte an jenem Tage, da der Herr denen vergelten wird, die sich der Seinen annehmen.
Der Segen, den der Gottesfürchtige empfängt. Vergessen wir nicht, wem der Herr vergilt. Wer Segen ausstreut, darf mit Segen rechnen (Ps 41). Oder was der Mensch säet, das wird er ernten. Man lese Psalm 126. Segen ruht auf Seinen Kindern. Seine Nachkommen werden mächtig sein. Das ist eine Beobachtung, die man oft machen darf. Kinder gottesfürchtiger Eltern dürfen oft den Lohn der Treue ihrer Eltern erfahren bis ins dritte und vierte Glied. Sie sind verglichen mit Ölbäumen im Hause Gottes.
Reichtum die Fülle ist ihm verheißen. Dem gläubigen Israeliten wurde großer Lohn für seine Treue verheißen. Kinder Gottes der Jetztzeit sind kein irdisch Volk. Ihr Bürgertum ist im Himmel, und ihre Segnungen sind nach Epheser 1 geistlicher Art. Viele der treuen Diener Gottes werden, wie Petrus von sich sagen darf, die Krone der Herrlichkeit (1Pet 5,4) empfangen. Ja, ein jeglicher wird seinen Lohn empfangen.
Die Dauer des Gottesfürchtigen. Er wird ewiglich bleiben. Seiner ist nicht vergessen. Wir sahen das bereits in Psalm 1,1-3. Es werden die Namen der Apostel an den Toren Jerusalems stehen und sie selbst auf Thronen sitzen und die zwölf Geschlechter Israels richten.
Er ist getrost in Zeiten der Trübsal. Das sehen wir schon bei den Erzvätern, die feststanden in Trübsalen. Man denke an Männer wie Joseph, der dreizehn Jahre im Gefängnis schmachtete, und wie der Herr ihn erhob nach bestandener Trübsal. Das hat der Herr besonders denen verheißen, die sich Seines Namens wegen vor Gerichten zu verantworten haben. Ein besonderes Beispiel haben wir im Schreiber dieses Psalmes. Er vertraute fest seinem Gott in Zeiten schwerer Verfolgung und Not und wurde erhört.
Der Gottesfürchtige hat ein ruhiges und festes Herz. Er fürchtet sich nicht. Er hat Prüfungen wie andere. Aber er weiß, dass Gott nicht über Vermögen prüft (Heb 12,11). Die Geduld Hiobs ist uns bekannt, und ebenso sein reicher Lohn.
Seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit. Zweimal wird dieser Segen hervorgehoben in den Versen 3 und 9. Unsere Gerechtigkeit ist garantiert. Wir sind gerecht geworden durch den Glauben an unsern Herrn Jesus Christus. Wir haben nicht nur Frieden, sondern Zugang zu Gott. Die Gerechten werden leuchten.