Behandelter Abschnitt Ps 95,1-11
Eine liebevolle Einladung Psalm 95
Kommt, lasst uns dem Herrn zujubeln, lasst uns zujauchzen dem Felsen unseres Heils! Lasst uns mit Dank vor Sein Angesicht treten, lasst uns mit Lobgesängen Ihm begegnen.
Warum sollen wir Ihm zujubeln? Es ist nicht Freude über einen reichen irdischen Segen, sondern heilige Freude, wie wir sie eindrucksvoll im Lobgesang der Maria hören (Lk 1,47-55).
Wo sollen wir lobsingen? Vor Seinem Angesicht, in Seiner heiligen Nähe. Das kann beides sein, in der Kammer oder in der Öffentlichkeit, in Seinem heiligen Tempel. Ob im Stillen wie Nathanael unter dem Feigenbaum, den der Herr beobachtete (Joh 1,48), oder in der Kammer wie jene Witwe mit ihren Söhnen (2Kön 4), wo man wie Petrus, Wunder erleben darf (Apg 9,40; 10,9.30; Ps 34,16; Jes 65,24; Eph 3,14) oder hin und her in den Häusern, überall lasst uns Ihm lobsingen (Apg 2,46.47; 10,46). Den Herrn in Seinem Heiligtum mit dem Haufen zu lobsingen, war des Psalmisten Sehnsucht (Ps 42,5).
Wie sollen wir Ihm lobsingen? Voller Ehrfurcht: Lasst uns niederfallen zu Seinen Füßen im Bewusstsein, vor Wem wir lobsingen. Durchfuhren Monarchen die Straßen, so fiel alles vor ihnen nieder, was z. B. Pharao dem Volk Joseph gegenüber befahl (1. Mose 41; Off 1,17; 5,8). Wer den großen Unterschied erfasst hat zwischen Ihm, dem über alles erhabenen Gott und seine eigene Niedrigkeit erkennt, muss niederfallen und anbeten wie jene drei aus dem fernen Osten vor dem Kindlein Jesu (Mt 2,11).
Warum Ihm lobsingen? Dafür wären gar viele Gründe.
Weil Er Gott ist, überaus groß in Seiner Person. Ein großer Gott, sagt der Psalmist, erhaben über alle Götter.
Weil Er reich ist in Seinem Besitz. In Seiner Hand ist, was in der Erde ist, auch die Höhen der Berge sind Sein. Tief unter der Erde sucht man Schätze, selbst unter dem Meer und findet unermessliche Reichtümer, sie alle sind Sein.
Weil Er der Fels unseres Heils ist. Er hat uns gemacht und nicht wir selbst. Wir sind Seiner Finger Werk, bereitet aus dem Staube der Erde zu Seiner Ehre und Verherrlichung.
Weil Er unser Versorger ist. Wir sind die Schafe Seiner Weide, solchen kann es an nichts fehlen. Das hat schon David in dem schönen 23. Psalm gesungen. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich.
Ein großer Kontrast. Eben sahen wir die Größe Gottes, daneben den undankbaren Menschen ja weit schlimmer, den Rebellen, sie erkennen nicht den unendlichen Abstand zwischen sich und Gott. Es kommt einem vor, als wolle eine Maus mit dem Elefanten kämpfen.
In Vers 7 lesen wir „Es ist unser Gott und wir das Volk Seiner Weide.“ Hier aber muss ein Vorwurf, eine Ermahnung folgen. „Heute so ihr Seine Stimme höret.“ Als die Herde Seiner Weide sollten wir auf die Stimme des guten Hirten hören, aber Israel hörte sie nicht, sondern folgte den Gedanken seines eigenen, störrischen Herzens und litt schweren Schaden.
Israels Sünde. Welche war es? Der Ungehorsam, der Unglaube. Das sind die Sünden, denen sich Israel damals und wir heute nur zu oft schuldig machen. Das bestätigt der Apostel in Heb 3,18.19. In 2. Mose 17,1-7 werden die Orte genannt, da sie sogar dem Herrn widerstanden und Ihm in besonderer Weise durch Misstrauen weh taten (4. Mose 20,1-13; 5. Mose 33,8). Durch Unglauben versuchen wir Gott und machen Ihn zum Lügner, als könne Er nicht ausführen, was Er verheißt. Israel stellte die Frage: „Ist der Herr unter uns?“ Dabei sahen sie Seine großen Wunder, die Er unter ihnen getan hatte, so dass alle umliegenden Völker staunten und mit Furcht erfüllt wurden (Jos 2,9-11).
Ihr Verharren in der Sünde. In Hebräer 3,10 lesen wir, dass sie das immerdar taten. Es ist zweierlei, von einem Fehltritt übereilt zu werden oder in der Sünde zu verharren. In 4. Mose 14,22 lesen wir, dass sie zehn Mal wider den Herrn murrten. Fragen wir uns, wie oft wir es getan haben, unzufrieden waren mit Seinen Führungen, da Er doch die Seinen weislich führt. Israel vergaß den Auszug aus Ägypten, das allen auffallende Wunder am Roten Meer, das sich teilte und sie trockenen Fußes hindurchgingen. Die tägliche Versorgung durch das Manna. Machen wir es besser? Gedenken wir Seiner vielen Wohltaten, die Er uns erweist und erwidern wir sie mit Dank?
Ein Beispiel göttlicher Zucht. Es war hart, Gott schwur den Ungläubigen, dass sie nicht in das Land, darinnen Milch und Honig floss, eingehen, vielmehr, dass sie in der Wüste sterben würden. Der Ausdruck Zorn ist nicht, was wir darunter verstehen, etwa ein Ausdruck wilder Leidenschaft, worunter oft die ganze Familie zittert, sondern heilige Entrüstung über Israels Geringschätzung seinem Gott gegenüber.
Eine neue Gelegenheit. Es geht lange, bis der Herr jemanden aufgibt. Immer wieder geht Er dem Sünder nach. Das sehen wir gleich zu Anfang der Schrift in 1. Mose 3 bei Adam und in Kapitel 4 bei Kain. ER will zurechthelfen (Hes 33,11). Heute so ihr Seine Stimme höret! Sie ist selten so hörbar als in unserer Zeit. Der Vater fordert uns auf, Seinen geliebten Sohn zu hören (Mt 17,5). Israel hörte nicht auf Seine Stimme. Heute ist es der Heilige Geist, der zuruft: „Verhärtet eure Herzen nicht.“ Andere überhören das „Gehe heute in den Weinberg“ (Mt 21,28).