Behandelter Abschnitt Ps 89,38-51
Ein Klagelied Psalm 89,38-51
Die herrlichen Worte des Bundes in den Versen zuvor enden hier gleich Vorwürfen gegen Gott, der, wie sie meinen, den Bund nicht gehalten habe. Der Mensch denkt selten an seine Fehltritte, die ihn in Not und Elend führten, wie wir das schon in 1. Mose 3,12.13 von Adam und Eva hören, die Gott verantwortlich machten für ihren Ungehorsam.
Ein Klagelied. Der Psalmist beklagt sich, dass der Bund versagt habe: „Du aber hast verworfen und verstoßen, bist sehr zornig gewesen gegen Deinen Gesalbten. Du hast verworfen den Bund Deines Knechtes, hast seine Krone zu Boden entweiht.“ Er nennt Einzelheiten.
Du hast mich entthront. Hier wird David an den Aufruhr durch Absalom gedacht haben, vergaß aber, dass diese Entehrung die Folge seiner Sünde war. Du hast Seine Krone zu Boden geworfen. Es war nicht ganz so, aber in seiner Entmutigung sah er nur dunkle Wolken wie Elia, als er unter dem Wacholderstrauch lag (1Kön 19). David glaubte, es sei nun aus mit seiner Königswürde.
Du hast mir die Sicherheit genommen. Du zerrissest alle Mauern. In Psalm 51 betete er: „Baue die Mauern Jerusalems.“ Er wusste, dass seine Sünde den Riss verursacht hatte; hier aber legt er den Riss Gott zur Last. Er vergleicht Israel mit einer Stadt ohne Mauern, wodurch dem Feind Tür und Tor geöffnet ist und er zu jeder Zeit nach Belieben schaden kann.
Vers 41. Es berauben ihn alle, die des Weges vorüberziehen, gleich einem Weinberg, der von Passanten beraubt wird. Wir sind ganz schutzlos und allen ausgeliefert. Sonst zahlen durchziehende Völker Tribut (5. Mose 2,6) hier aber nimmt jedermann nach Lust und Laune. Schwach bewaffnete Völker waren stets der Raublust der Großmächte ausgeliefert (Ps 88,8).
Schmerzlich klingt Vers 43. Du erhöhtest die Rechte der Widersacher und ließest es zu, dass die Feinde sich über uns freuen. Sie verachten den Gesalbten, der einst als Sieger durch Feindesland zog, nun aber besiegt ist. Erleben wir nicht ähnliches auf geistlichem Gebiet, wenn z. B. Glieder einer Gemeinde durch Sünden die Gemeinde verunehren, dem Namen des Herrn Schande bereiten und die Welt über sie lacht und spottet?
Ihr Schwert war stumpf, ihre Pfeile trafen nicht, und das Schlimmste war, dass sie selbst mutlos und zu feige waren weiter zu kämpfen. Zurückweichen im Kampf ist eine Unehre für den Kämpfer. Ein mutiger Kämpfer rettet ein ganzes Heer; das sehen wir bei Jonathan und seinem Waffenträger, die das Heer der Philister in die Flucht schlugen (1Sam 14,6-15). Hier aber musste der Psalmist klagen: „Du hast aufhören lassen seinen Glanz und zur Erde gestürzt seinen Thron.“ Hier ist der Sänger ein Hinweis auf den Sohn Davids am Kreuz, da die Feinde triumphierend sagten: „Wo ist seine Ehre, und wo ist seine Krone?“ Sie ist in eine Dornenkrone umgewandelt worden.
Du hast verkürzt die Tage seiner Jugend, mit Schmach hast Du sie bedeckt. Sela. Jugend ist das Bild der Stärke; das sehen wir deutlich bei David im Kampf mit dem Löwen und Bären und vor allem im Kampf mit Goliath und in seinen Siegen. Hier sollten viele Christen ein Sela setzen zurückdenkend an frühere Segenszeiten, solche die nun aber über Niederlagen klagen müssen.
Ein oftmaliger Ausspruch: „bis wann, oder wie lange“ hörten wir oft in früheren Betrachtungen und so auch hier. Tage der Schmach und Verkennung dünken uns länger als jener Tag des Josua, da die Sonne nicht unterging, der aber in einem großen Sieg endete (Jos 10).
Die Kürze des Lebens. Der Psalmist hebt sie öfters hervor (Ps 39,5) so hier mit den Worten: „Gedenke, was meine Lebensdauer ist, zu welcher Nichtigkeit Du alle Menschenkinder erschaffen hast“, und ähnliches im nächsten Psalm Vers 12: «Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.» Unser Leben ist mit einer Blume verglichen, die da frühe blühet und bald welk wird. Muss, wie es hier klingt, das Leben in Trostlosigkeit zugebracht werden? Da es so kurz ist, lasst uns die Tage für unsern Gott auskaufen. Fragen wir uns, wenn wir heute abgerufen werden: Habe ich meine Aufgabe erfüllt, das Werk vollendet, wie das Paulus sagen darf (2Tim 4,7)? Der Tod bleibt vor keiner Türe stehen, er kann heute einkehren. Vergessen wir nie, dass wir dann Rechenschaft ablegen müssen über alles, was wir getan haben, Gutes und Böses! Im Gedenken des Todes setzt der Schreiber wieder ein Sela, und das sollten wir oft tun, dann würden wir unsere Zeit besser auskaufen. Ihm dienen, wie lange? Bis dass Er kommt. Lernen wir von unserm Herrn, der noch am Kreuz diente.
Ein Erinnern an frühere Zeiten. Herr, wo ist Deine Gnade, die Du David zugeschworen hast? Wir dürfen Gott an die Erfüllung der Verheißung erinnern. Willst Du nicht erfüllen, was Du verheißen hast? Das haben viele Geprüfte, die Ihn an die Verheißung erinnerten, erfahren (Ps 27,8).
Vieles dürfen wir in dem Psalm lernen:
Unsere Sündhaftigkeit und Gottes Vergebung.
Vergiss in der Dunkelheit nicht den Bund, den der Herr in Seinem Blut mit uns gemacht hat.
Sein Thron steht fest wie die Sonne. Gepriesen sei Er!
Sei nicht ängstlich wegen deiner Feinde, die dich gehöhnt haben, sie haben nicht nur dich, sondern Meinen Namen gelästert.