Was sagt der Psalm über die Macht Gottes? Psalm 76,10
Verweilen wir noch ein wenig bei dem vielsagenden 10. Vers. Der Grimm des Menschen wird Dich preisen, mit dem Rest des Grimmes wirst Du Dich gürten. Luther übersetzt: Wenn Menschen über Dich wüten, so legst Du Ehre ein, und wenn sie noch mehr wüten, bist Du auch noch gerüstet. Beispiele dafür finden wir reichlich im Wort, und es sollen einige folgen. Gott hat den Sieg über Seine und Israels Feinde errungen. Nehmen wir eins der vielen Beispiele, das uns wegleitend dienen soll. Es ist der Pharao ‑ selbstbewusst über seine Größe sagt er: „Wer ist der Gott, des Stimme ich hören soll? Bin ich nicht der Pharao, der Weltenherrscher?“ Was aber war sein und seines Heeres Ende? Gott wirkte ein erstaunliches Wunder. Er führte Israel auf dem Trockenen durch das Rote Meer, worin Pharao versank. Gott wurde von Israel hoch gepriesen, die Gottlosen aber verzagten, als sie das hörten. Der Zorn des Menschen ehrte Gott.
Was verstehen wir unter dem Zorn des Menschen? Es ist seine grundlose Feindschaft gegen Gott. Wir begegnen ihrem Trotz schon bei dem Erstgeborenen der Menschen, bei Kain. Diese Feindschaft schließt alles Planen des Menschen gegen Gott ein wie z. B. die des Turmbaues zu Babel. Aber all ihr Sinnen und Planen kommt auf ihren Kopf zurück. Was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Sie fallen in ihr eigenes Netz, das sie andern legen. Das taten einige Male die Pharisäer, die dem Herrn Schlingen legten, sich aber selbst darin fingen zu ihrer Schande und zum Preise des Herrn (Mt 19,3f.; 22,17-22; Joh 8,3-11).
Wie preist der Zorn des Menschen den Herrn? Durch das Ausharren der Seinen in Geduld in jeder Lage. Werden sie geschmäht, so segnen sie. Sie tun wohl denen, die sie hassen, und sammeln feurige Kohlen auf ihr Haupt (Ps 35,13; Apg 7,59). All die Widerstände Roms mit den grausamsten Härten machten die Gemeinde nur stärker und fruchtbarer; je mehr man sie verfolgte, umso mehr breitete sie sich aus (2. Mose 1,12; Ps 105,24). Ist das nicht die Erfahrung einzelner Kinder Gottes, die durch ihre Sanftmut und Liebe Wüteriche wie Saulus zur Strecke bringen. Das vollzieht sich oft in der Familie, wo die Gedrückten die Sieger sind, die Widersacher beschämt und der Herr verherrlicht wird. Das Blut der Märtyrer ist der Same des Evangeliums (Apg 9,31).
Die Gewissheit dieser Tatsache. Der Grimm des Menschen wird Dich preisen. Der Teufel mag einen Sturm gegen den Herrn und Seine Jünger entfachen, um alle zu ersäufen, aber der Herr stillt ihn, und alle fragen: „Was ist das für ein Mann, dem Winde und Meere gehorchen müssen und Satan zuschanden wird?“ Der Teufel entfacht Stürme (Hiob 1,19). Sein Plan, den Herrn und die Jünger zu ersäufen, misslang, aber Jesus wurde gepriesen (Mt 8,27).
Denken wir an den Anfang der Menschheitsgeschichte. Satan betrügt den Menschen, entfernt ihn von Gott; aber wer ist der Triumphierende? Der Erlöser siegte, der längst vor dem Sündenfall als das geschlachtete Lamm von Gott erkoren war (Off 13,8; 1Pet 1,20) und Satan sein Ende bereitete.
Lassen wir Beispiele der Schrift zu uns reden, die gerade unser Wort angehen. Wer ist der Besiegte in diesem Psalm? Man nimmt an, es sei Sanherib, der sich wider Gott und sein Volk erhob. Der, der Gott verhöhnte, das große Wort führte, wird zum Spott der Menschen, der Herr trägt den Ruhm davon. Der im Himmel wohnet, lachet ihrer, und der Herr spottet ihrer (Ps 2,4). Der geschmähte Hiskia triumphiert und mit ihm die angrenzenden Völker, die ebenfalls gewiss Gott danken für dessen Niederlage, weil sie ihn fürchteten. Denken wir ferner an die Bosheit der Brüder Josephs, die sagten: „Kommt lasst uns ihn töten, und wir werden sehen, was aus seinen Träumen wird?“ Ja, sie sahen sie erfüllt, aber anders als sie meinten. Ihr Zorn gereichte zur Ehre Gottes (1. Mose 39). Blicken wir kurz in das Buch Josua. Jericho hatte sich schwer befestigt gegen Gott und sein Volk. Wer trug den Sieg davon über die Stadt und ihre starken Mauern? Gott! In Kapitel 10 rotteten sich viele Könige zusammen. Zu ihrer Niederlage tat Gott jenes Wunder, dass die Sonne still stand, damit sich Josua an den Feinden rächen könne. Wer vermöchte Seiner Allmacht zu widerstehen? Etwa der Mensch, die Made wie Hiob ihn nennt. Er wird zertreten wie ein Wurm (Kap. 25, 6). Wir müssen noch das Buch der Richter nennen. Man denke an Midian und dessen verbündete Völker, die Gideon mit 300 Mann besiegte. Wir denken ferner an David, den Goliath verspottete, seiner Rüstung vertrauend, den aber David mit seiner Schleuder besiegte.
Denken wir an den mächtigen Nebukadnezar, der am brennenden Ofen seine Ohnmacht Gott gegenüber erkennen musste und Ihm die Ehre gab (Dan 3). Denken wir auch an Belsazar, der den Gott Israels verhöhnte, bald aber vor Ihm zitterte, als er jenes Mene-Tekel an der Wand las. Und was war das Ende der Feinde Daniels? Der Löwengraben, der anstatt Daniel, sie zermalmte. Haman setzte einen Balken, um Mardochai daran zu hängen, aber wer hing daran? Er selbst. Wahrlich, der Zorn der Menschen gereicht zum Preise Gottes. Vergessen wir vor allem nicht das Endgericht, da groß und klein, ja alle Feinde Gottes, vor dem Richter stehen werden und erkennen, wohin sie mit ihrer Feindschaft gegen Gott gelangt sind, in den Feuersee (Off 21,11-15).