Behandelter Abschnitt Ps 75,1-10
Erhörtes Gebet Psalm 75
Der vorangehende Psalm schloss mit der ernsten Bitte: Stehe auf o Gott, führe Deinen Rechtsstreit, gedenke Deiner Verhöhnung vor den Toren den ganzen Tag. Vergiss nicht die Stimme, die Lästerungen Deiner Widersacher. Das Getöse derer, die sich wider Dich erheben steigt beständig auf. Zu Beginn dieses Psalmes finden wir die Erhörung auf ihr Schreien. Asaph beginnt mit den Worten: „Wir preisen Dich, o Gott, wir preisen Dich, und nahe ist Dein Name, Deine Wundertaten verkünden es.“ Jede menschliche Hilfe war ausgeschlossen, es blieb nur eins übrig, den Herrn der Heerscharen anzurufen, mit Seiner Hilfe zu eilen. Die Drangsale, die der Schreiber zuvor geschildert hat, konnten kaum schlimmer sein. Im Geiste sah er die kommende Drangsal Jakobs (Jer 31). Er ruft nun, wie in Ps 46 den Gott Jakobs an. Er bestaunt die Treue Gottes an einem untreuen Volk. Nun singt er Jubellieder, wie auf einem Feste (V. 1). Asaph dankt für den großen Sieg und dass Gott Israel aus dem Versinken heraus gerettet hat. Mit uns würde er heute singen: „Kommt Brüder, stimmt ein Loblied an.“ Es war das Bewusstsein der Nähe Gottes, die ihn so mit Lob erfüllte. In der Gegenwart Gottes vermag der Gläubige in jeder Lage zu singen (Hiob 2,10).
Was besingt Asaph? (V. 1). Die Befreiung aus schwerster Lage, die wir zuvor streiften. Asaph war wie David oft am Rühmen und Preisen (Ps 119,164). Er rühmte die Werke Seiner Hände, die Schöpfung. Er dankt für die sichtbaren göttlichen Führungen. Hier dankt er für die Befreiung aus der Hand der Feinde und für die Nähe Gottes. „Nahe ist Dein Name.“ Gott ist besonders denen nahe, die um Seines Namens willen leiden. Er ist mehr um sie besorgt als eine Mutter um ihr krankes Kind. Der Herr gibt Freudigkeit, für Ihn zu leiden (Phil 1,29; Kol 1,24). Jakob fühlte beim Erwachen die Nähe Gottes und bedauert, dass er es zuvor nicht wusste (l. Mose 28, 16). Er ist denen nahe, die sich in Seinem Namen versammeln (Mt 18,20). Er ist besonders denen nahe, die in die Stille gehen, wie das der Herr jener Frau in 2. Könige 4 befahl, in die Kammer zu gehen, um Wunder zu erleben (Mt 6,6).
Zweierlei hebt hier der Psalmist hervor, was er besingt:
Den Namen des Herrn. Ihn nennt er zuerst und nachher die Wunder. Sein Name steht über und vor allem. Du sollst Seinen Namen Jesus heißen, denn Er wird Sein Volk erretten von ihren Sünden. Diesen Namen rief ein Mose an: „Jahve, Jahve,“ und erlebte Großes. Petrus sagte an Pfingsten, wer den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden. Er rief Ihn einst an, als er am Versinken war und erlebte die Rettung im Augenblick (Mt 14,30.31). Er ist der unveränderliche Retter, selbst in unserem Versagen. Hinter diesem erhabenen Namen steht die eine Person, Jesus Christus, voll Huld und Gnade, aber auch voll Macht. Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Asaph rühmt ferner
Die Wundertaten Gottes. Auch sie sahen wir im Psalm zuvor. Gottes Wundertaten an Seinem Volk Israel waren unzählbar. Sie begannen bei einem alten unfruchtbaren Ehepaar, bei Abraham und Sara, denen Er im hohen Alter einen Sohn, den Isaak schenkte, und ihn ihnen sogar später wie aus den Toten wiedergab. Der Psalmist denkt gewiss daran, wie Gott Sein Volk während rund 400 Jahren wie in einem Brennofen bewahrt hat (1. Mose 15,12-21; Dan 3). Hier schloss der Herr mit Abraham und seinen Nachkommen einen ewigen Bund. Braucht es mehr zum Siege, als den Herrn der Heerscharen zum Bundesgenossen zu haben? Es würde viele Seiten füllen, um all die Wunder Gottes an Israel aufzuzählen. Denken wir an das Manna, welches vierzig Jahre Morgen für Morgen, ohne Mühe, essbereit vor ihnen lag, das sich fast fünfzehntausend Mal wiederholte. Heute müssen wir unser Brot mühsam dem Erdboden abringen, Israel aber erhielt es mühelos. Und sind die Wunder an uns, den Seinen, heute weniger groß? Im Gegenteil. Das eine Wunder, Gott geoffenbart im Fleisch zu unserer Erlösung und die Auferstehung, genügten, um unaufhörlich das Lamm von Ewigkeit zu Ewigkeit zu rühmen (Off 5,13). Denken wir an das große Wunder, dass Menschen, die tot in Sünden waren, wie du und ich, lebendig geworden sind, nun rühmen dürfen: „Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit Seinem Sohne“ (Joh 1,3), und dass der Heilige Geist in uns wohnt (1Kor 6,19). Und denken wir an das große Wunder, dass wir bald auf immer im Vaterhaus sein werden (Joh 14,3.4; 17,23). Der Herr wolle uns allen die Augen des Herzens erleuchten, um besser Seine großen Wunder zu erfassen und zu rühmen (Eph 1,18).
Ein anderes Kapitel. Asaph sieht im Geiste, was später Daniel sah, Throne aufgestellt und wie ein Alter an Tagen sich zum Gericht setzt (Dan 7,9). Asaph sieht Ihn mit dem Becher voll von schäumendem Würzwein, den die Gottlosen trinken müssen. Hier werden sie zu den Felsen und Bergen sprechen: „Verberget uns vor dem Angesicht Dessen, Der auf dem Thron sitzt und vor dem Zorne des Lammes, wenn gekommen ist der große Tag Seines Zornes, und wer vermag zu bestehen (Off 6,16.17)?“
Eine ernste Warnung. Er redet zu den Übermütigen, zu den Gesetzlosen, denn Gott ist Richter. Das ist auch unsere Pflicht. In 2Kor 5,11 schreibt der Apostel: „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, überreden wir die Menschen“. Tun wir es auch?
Der herrliche Schluss. Was sagt Asaph? Ich aber, ich will es verkündigen ewiglich, will Psalmen singen dem Gott Jakobs. Mit loben und preisen beginnt er den Psalm, und ebenso beschließt er ihn.