Eine herrliche Verheißung Psalm 73,23
Sie lautet: «Ich bin stets bei dir, du hast mich erfasst bei meiner rechten Hand.» Asaph mag gedacht haben: wenn ich das nur früher erkannt hätte, dann wäre ich nicht verzagt am Boden gelegen. Er rechnet es seiner Unwissenheit zu und sagt: „Da war ich dumm und wusste nichts, gleich einem Tier, das nur auf sein Futter schaut.“ Warum wohl das? Weil er das Heiligtum vernachlässigte. Nun aber ging er wieder zu den Gottesdiensten und wurde neu belebt. Warum sind viele Kinder Gottes innerlich halb tot? Weil sie die Gottesdienste, das Wort, vernachlässigen. Diejenigen aber, welche es beachten, singen hocherfreut: „Nahe bei Jesu, o Leben so schön, seliges Wandeln auf sonnigen Höhn.“ Wir alle wollen neu die Ermahnung in Hebräer 10,25 beachten, unsere Zusammenkünfte besuchen, dann darben wir nicht wie der verlorene Sohn. Ähnlich lautet das letzte Wort des Herrn an Seine Jünger (Mt 28,20). Der Herr weist hier auf vier reiche Zusagen hin:
1. auf Seine Gegenwart: «Ich bin stets bei dir»;
2. auf Seine Führung: „Du führst mich an deiner Rechten“;
3. auf Seine Leitung: „Du leitest mich nach deinem Rat“;
4. auf das herrliche Ende: „In die Herrlichkeit wirst du mich aufnehmen.“
Betrachten wir kurz die vier einzelnen Zusagen.
Auf Seine Gegenwart. „Ich bin stets bei dir.“ Gottes Gegenwart ging Mose über alles. Er sagte: „Wenn du nicht mit uns gehst, so wollen wir nicht hinüberziehen“ (2. Mose 33,15).
1. Die Zusicherung des Beistandes gab Gott dem Jakob in großer Gefahr. Esau wollte ihn töten; aber der Herr, der mit Jakob war, machte ihn groß. Gott erfüllte sein Verlangen und brachte ihn zurück in das Land der Verheißung (1. Mose 28,15).
2. Ebenso durfte ein ängstliches Volk diese Hilfe erfahren. Mose verkündigte sein nahes Ende, wovon wir in 5. Mose 34 lesen. Israel war bange, und es fragte sich, was nun werden solle. Aber der Herr gab ihm die Zusage: „Ich werde vor euch hergehen,“ Ist das nicht zugleich eine große Verheißung an die Gemeinde? Sie ist in einer Welt voller Feinde. Der Herr aber sagt, dass sie die Pforten der Hölle nicht überwältigen werde (Mt 16,18). Alle Ausrottungsversuche misslangen. Jesus ist Sieger!
3. Diese Verheißung galt auch einem kühnen Streiter (Jos 1,5). Josua stand mächtigen Feinden gegenüber. Aber er wusste, dass der Herr mit ihm sein werde wie mit Mose. Nicht nur, dass der Herr ihm Siege geben werde, sondern weit mehr: das schöne, große Land Kanaan.
4. Auch ein Mann vor schwerer Aufgabe erfuhr Gottes Beistand. Salomo sollte den Tempel bauen (1Chr 28,20). Dazu fühlte er sich ganz unfähig und verglich sich mit einem kleinen Knaben. Vermag ein solcher den Tempel zu bauen? (1Kön 3,7). Gottes Verheißung, mit ihm zu sein, stärkte ihn, so dass er das große Werk vollendete. ‑ Erfüllt uns nicht alle dieselbe Verheißung, die uns Mut zur Arbeit am Hause des Herrn gibt? (1Kor 15,58.) Seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisset, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn.
Auf Gottes Führung. „Du hältst mich fest an deiner Hand.“ Seine Rechte bewirkt Wunder (2. Mose 15,6). Das bezeugte Israel in seinem Lobgesang. Die Rechte ist der Platz der Ehre, und der Psalmist sagt: „Jahve ist zu meiner Rechten, ich werde nicht wanken“ (Ps 16,8; 18,36; 77,11; 118,15). Seine Rechte hält uns nicht nur fest, sondern sie gibt den Sieg und ist ein sicherer Führer durch Feindesland.
Auf Seine Leitung. „Er leitet mich nach seinem Rat.“ Wie könnte es auch anders sein, da Sein Name „Rat“ heißt oder wunderbarer Berater (Jes 9,6). Der Herr leitet in allen Lagen. Paulus und seine Mitarbeiter wussten den Weg nicht. Der Apostel ging ins Gebet, bat um Orientierung, und der Herr zeigte ihnen den Weg (Apg 16,9.10). Wie leitet der Herr heute? Durch Sein Wort und Seinen Heiligen Geist (Joh 16,13). Er leitet einen Philippus in die Wüste, begegnet dem Kämmerer, den er zum Herrn führen durfte (Apg 8; Ps 32,8). Er leitet im Dienst, in Ehefragen, in Familienangelegenheiten. Auch für die schwere Endzeit gibt Er sicheren Rat (Lk 21). Besonders in den Briefen an die Thessalonicher und Timotheus. Öfters lesen wir von David, wie er den Herrn fragte, insbesondere in Gefahren. Wer Ihn um Rat fragt, tappt nicht im Dunkeln. Sein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege (Ps 119,105).
Auf das herrliche Ende. „Du nimmst mich auf in deine Herrlichkeit.“ Reisen enden oft schön, aber keine so herrlich wie die unsere nach der oberen Heimat! Wie wird das sein, den zu sehen, der am Kreuz für uns starb, der uns so reichlich versorgte, in allen Nöten half und zu alledem: allzeit bei Ihm zu sein! Zu sehen, was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört. Jesus selbst sehnt sich danach, die Seinen zu sehen, mit ihnen Seine Herrlichkeit zu teilen (Joh 17,24). Wir erleben, was in Hebräer 12,22 und 23 geschrieben steht: „Ihr seid gekommen zum Berge Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes und zu Jesus.“ Wahrlich, unser Ende ist unbeschreiblich schön!
Harre aus, o Volk des Herrn, bald erscheint die Stunde, da ein froh Viktoria geht von Mund zu Munde.
Ewig enden Kampf und Schmerz, selig jauchzt ein jedes Herz:
Jesus lebet, Jesus siegt, Halleluja, Amen.
Behandelter Abschnitt Ps 73,23-26
Der große Wechsel Psalm 73,23-26
Den hat Asaph erfahren. Wo? Im Heiligtum, in Gottes Gegenwart. Die Schrift ladet auch uns ein hineinzugehen, um Hilfe zu erlangen, da uns Hilfe nottut (Heb 4,16). Im Heiligtum ist das Gotteskind so gelöst von allen Banden, dass es neben dem Herrn nach nichts mehr begehrt, weder nach dem Himmel, noch nach Dingen der Erde, sondern nach dem Herrn allein; denn in Ihm wohnt die ganze Fülle. Hier fallen alle Lasten. Alle Probleme sind gelöst. Fülle von Freude ist vor Seinem Angesicht und Lieblichkeiten zu Seiner Rechten immerdar (Ps 16,11). Das ist wahres Leben, Leben im Überfluss. Das sehen wir besonders in den Versen 23‑26. Auf sieben köstlichen Tatsachen möchten wir hinweisen. Sie sollen zu uns reden. Asaph war innerlich abgeirrt, aber zurückgekehrt. Er suchte die Gemeinschaft mit Gott. Was sind wir ohne sie? Das sehen wir schon im Paradies. Adam war allein. Jedes Tier hatte seinen Kameraden, aber ihm fehlte sie. Er sollte den Garten bebauen, aber dazu fehlte ihm die Gehilfin. Gott gab sie ihm. Wir alle benötigen Gemeinschaft, denn wir sind aufeinander angewiesen. Diejenige unter Menschen ist oft mangelhaft. Aber köstlich ist die mit Gott, die Asaph wiederfand. Denken wir an ihre große Bedeutung. Sie ist mit dem Vater und dem Sohne (1Joh 1,3) und wirkt umgestaltend (2Kor 3,18).
Das Heiligtum gibt Sicherheit. „Du hast mich erfasst mit deiner rechten Hand.“ Aus ihr kann uns niemand reißen (Joh 10,28.29). Zuvor hatte Neid sein Herz erfüllt, der ihn fast zum Straucheln brachte. Nun aber ist er ein Ergriffener Christi Jesu (Phil 3,12), etwa wie Lot, dessen Hand die Engel griffen, um ihn vor dem Feuer zu retten (1. Mose 19,16; Jes 42,6; Mt 14,31; Ps 16,8). Seine Hand ist ausgestreckt, um zu segnen.
Im Heiligtum erhält man Weisung. Rat ist Sein Name. „Wunderbarer Berater“ (Jes 9,6). Asaph war ratlos, aber das änderte im Heiligtum. Dort demütigte er sich; denn er kam sich vor wie ein Tier. Aber er wurde wieder hergestellt. Oft sah David keinen Ausweg. Aber er befragte den Ratgeber (1Sam 30,7). Der ratlose und wegen seiner Verlobten Maria enttäuschte Joseph erhielt Rat von Gott (Mt 1,20; 2,13.20). Oft sehen wir keinen Ausweg; aber in der Stille finden wir ihn. Aber wo er ausbleibt, gilt es zu warten. Es gibt so wichtige Lagen, in denen Gläubige der besonderen Weisung Gottes bedürfen, zum Beispiel in der Gattenwahl. Wohl denen, die darauf achten und hören, was das Wort sagt (2Kor 6,14). Ferner gibt es
Hoffnung. „Und nach der Herrlichkeit wirst du mich aufnehmen.“ Hier ist das ersehnte Ende des Pilgers. Erst nahm uns der Herr als verlorene Sünder auf, denn „so viele ihn aufnahmen, denen gab er das Recht, Gottes Kinder zu heißen, denen, die an seinen Namen glauben“ (Joh 1,12). Zuletzt aber nimmt Er uns in die Herrlichkeit auf, wonach Jesus sich selbst sehnte und den Vater darum bat: welche du mir gegeben hast, bei mir seien, „Vater, ich will, dass die, wo ich bin, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast.“ Wer freute sich nicht auf diesen unfasslichen Ausgang, allezeit bei dem Herrn zu sein! Asaph fragt nicht nach Cherubim und Seraphim, sondern sein Verlangen ist nun nach Ihm. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und Erde.“ Viele freuen und sehnen sich danach, dereinst ihre Angehörigen wiederzusehen. Asaph aber sehnt sich nur nach dem Herrn. Er sagt: „Neben dir habe ich an nichts mehr Lust auf Erden.“ Im Heiligtum gibt es Lösungen von allem Irdischen. Verharre im Heiligtum, dann kennst du nur noch eine Freude: die am Herrn, und merkst, dass alles andere eitel ist. Gelöst sein vom Irdischen ist ein großer Gewinn (1Tim 6,6-10). Paulus achtet alles andere für Kot wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu. Deswegen verzichtete er gern auf alles Irdische (Phil 3,8). Das Kind Gottes kennt nur noch eins: Trachten nach dem, was droben ist, wo Christus ist (Kol 3,2; Mt 6,33). Im Geiste wollen wir jetzt schon tun, was der Herr dem Johannes befahl: „Steige hinauf!“ Dort dachte er nicht an die vorherigen Härten der Verbannung (Off 1,9).
Bleibende Freude. «Neben dir habe ich an nichts mehr Lust.» Die Freude am Herrn übersteigt jede andere und bleibt uns auch im Leid. Der Herr sagt in Johannes 15,11: „Dies habe ich zu euch geredet, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde.“ Sie ist auch ein mächtiges Zeugnis an die Welt, das sahen die Feinde am strahlenden Angesicht des Stephanus. Es leuchtete wie das eines Engels (Apg 6,15). Wir sehen sie auch bei Hanna (1Sam 2,1), bei David (1Chr 29,9), bei den Weisen in Matthäus 2,10 und bei Paulus und Silas (Apg 16,34). Sie ist eine Frucht des Geistes (Gal 5,22). Bei den meisten Gläubigen ist sie gleich nach der Annahme des Herrn zu sehen wie bei dem Zöllner Zachäus (Lk 19,6.7).
Geborgen auf ewig. „Du bist meines Herzens Trost und mein Teil.“ Das kennen leider nur wenige. Wohl singen sie gedankenlos: „Sicher in Jesu Armen, sicher an Seiner Brust“, aber in Wirklichkeit genießen sie das Vorrecht nicht, sondern liegen vielmehr oft am Boden. Warum das? Weil sie zu wenig im Heiligtum weilen. Hier ist uns Asaph ein großes Vorbild, der nach dem Besuch des Heiligtums in großes Lob ausbrach. Er drückt es noch erhebend im letzten Vers aus.