Behandelter Abschnitt Ps 62,1-12
Triumphierender Glaube Psalm 62
Der Grundton des Psalmes ist Vertrauen in Gott. Innerlich zur Ruhe gekommen zu sein, wie hier David, ist große Gnade. Sie wird allen zuteil, die dem Herrn vertrauen; damit schwindet auch jede Furcht. David war immer noch von Feinden und Neidern umgeben, die ihn gern vom Thron stürzen wollten, ihm den Tod wünschten. Er selbst war in tiefem Frieden geborgen in seinem Gott. Wann und wo er den Psalm gedichtet hat, ist ungewiss, aber in jedem Fall stammt er aus der Nähe Gottes. Von wo her könnte er sonst so tiefe Wahrheiten aussprechen, als aus der Stille vor Gott! Der Psalm zerfällt in drei Teile Vers 1 bis 4: Die Ruhe des Glaubens. Vers 5 bis 8: Die Belehrungen des Glaubens. Vers 9 bis 12: Die Verschiedenheit des Glaubens.
Wir wollen die erbaulichen Belehrungen zu uns reden lassen.
Die Ruhe des Glaubens. „Nur auf Gott vertraut still meine Seele.“ Innere Stille redet laut zu andern. Sie brachte Pilatus vor dem Herrn zum Staunen (Mt 27,13.14). Er begriff nicht, dass ein Verurteilter schweigen kann angesichts der vor ihm liegenden Qualen. Wann immer Menschen nach schwerem Unrecht schwiegen. war das andern unfasslich. David sagt hier: „Meine Seele ist stille zu Gott.“ Er vertraut allein Ihm! Dann kann es nicht fehlen. Zu Jesu Füssen kommt das sonst noch so unruhige Herz zur Ruhe. Dazu ladet der Herr alle ein und sagt: „Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (Mt 11,29; 5Mo 33,3). David denkt an seine verlogenen Gegner, die miteinander ratschlagten, wie sie ihn fangen und umbringen könnten. Das beabsichtigte zuvor Ahitophel mit seinem mörderischen Rat gegen David, aber er misslang (2Sam 15). Wahrer Glaube regt sich nicht über seine Feinde auf, sondern überlässt sie seinem Gott. Er handelt wie sein Herr (1Pet 2,23). David kann schweigen, weil der Herr seine feste Burg ist. Er fühlt sich sicher in einer hohen Festung (Ps 139,5).
Davids Gewissheit des Glaubens. „Ich werde nicht wanken.“ Es ist als rate er den Feinden ihr Vorhaben gegen ihn aufzugeben. Seht ihr nicht, dass der Herr mit mir ist? Ich bin im Bunde mit Ihm (Röm 8,31). Andere hätten in ähnlicher Lage geschrieen; wer aber Gott vertraut wird nie zuschanden, sondern ist in jeder Lage in tiefem Frieden und ehrt Gott durch seinen Glauben (Mt 8,10; 15,22).
Die Belehrung des Glaubens (V. 5. 8). David ist ergriffen von Gottes Treue und belehrt sich selbst und andere. Er rät seiner eigenen Seele: „Sei nur stille, vertraue“ (Ps 42,12). Bewundere die Feste, in der du geborgen bist. Die Belehrung gilt zuerst ihm selbst. Die andern werden durch das belehrt, was sie an ihm und uns sehen.
Das schönste der hohen Feste, von dem David im Bilde redet, ist Geborgenheit. „Sicher in Jesu Armen“ (Joh 10,28.29), dann schöne Aussicht. Es ist der Blick in jene Sterne, die er oft bewunderte (Ps 8,4), hinüber zum Thron der Gnade (Heb 4,16). Da lernte er diese innere Ruhe. Von dieser hohen Feste sieht man wie die Jünger auf Tabor, nur Jesus allein (Mt 17). Hier rühmt der ermattete und gejagte Pilger: „Herr, wohin sollten wir gehen; Du hast Worte des ewigen Lebens.“ David belehrt andere. Vertrauet, wie ich, dann werdet ihr nie zuschanden. Der Herr ist ihm Zuversicht und Stärke. Er erteilt guten Rat. Schüttet eure Herzen vor Ihm aus! Alle Furcht und Sorge werfet auf Ihn! Er will sagen: das habe ich getan, sehet meinen Frieden und meine Ruhe! Ahmt mich nach! Machet Gott zu eurer Zuflucht! Vom Herrn sagten die Feinde: Er hat Gott vertraut. Er gab im Gehorsam Seinen Leib und wurde belohnt: Gott weckte Ihn auf aus den Toten. Wer Ruhe in seinem Herzen gefunden hat, wünscht sie andern.
Die Verschiedenheit des Glaubens (V. 9‑12). David zeigt hier den Unterschied zwischen seinem Glauben und dem der Gegner, der nur auf Nichtigkeit beruhte (5. Mose 32,31). Vertraut nicht auf Lüge, die hat kein Gewicht, sie ist gewogen und zu leicht erfunden (Dan 5,27). Lüge führt euch ins Verderben (Off 21,8). Vertraut nicht auf Geld! Fällt euch Reichtum zu, so hängt nicht euer Herz daran. Dem unterliegen Kinder Gottes oft, nicht nur die Welt. Sie vergessen die Mahnung in 1. Timotheus 6,9: „Die da reich werden, wollen fallen in Versuchung und Fallstricke.“ Denkt an Männer, die reich werden wollten, an Achan (Jos 7), an Gehasi (2Kön 5,26.27), an Judas und an ihr Ende. Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewänne? Handle vielmehr wie Barnabas, der einen Acker besaß und ihn der Bedürftigen wegen verkaufte. Der Heilige Geist bewertet Seine Tat so hoch dass sie die Heilige Schrift erwähnt (Apg 4 37). Handle nach dem Befehl des Herrn in Matthäus 6,19.20, dann findest du unvergängliche Schätze im Himmel, und schon auf Erden stehst du unter geöffneten Himmelsfenstern (Mal 3,10).
Lehrreich sind die zwei Schlussverse. Gott hat geredet (Heb 1,1.2). David darf sagen, dass er gehört habe. Was sagt er in den letzten Versen? Was hat er in der Stille gelernt? Dass Gott allein mächtig ist. Sein ist die Stärke. Dass Er gnädig ist. Oft preist David die Gnade. Dass Er ein gerechter Vergelter ist. Er wird eines jeden Werk belohnen. Er vergisst nicht die Arbeit der Gerechten (Heb 6,10), und die Ungerechten werden ihr Teil empfangen (Gal 6,7).