Behandelter Abschnitt Ps 62
In Psalm 62 kommt das Vertrauen noch mehr zum Ausdruck; hier haben wir nicht das Flehen eines niedergebeugten Herzens, sondern ein freies Aufschauen, so dass der Gläubige nicht zu Boden geworfen wird. Die Seele wartet auf Gott, sie hat in der Tat nichts anderes, aber sie begehrt auch nichts anderes. Sie wartet auf Gott und fragt zugleich: „Bis wann?“ Gott wird gewisslich zur rechten Zeit einschreiten, und dann wird es sich zeigen, wem die Macht gehört. Der Psalm ist der Ausdruck persönlicher Gefühle und kann von jedem Gläubigen des Überrestes ausgesprochen werden. Bis wann werden sie gegen einen Mann Böses ersinnen? Was ist ihr Ziel? Warum hassen sie ihn und trachten danach, ihn durch Falschheit von seinem Platz wegzustoßen - von dem Platz der Segnung Gottes, auf den Er den Gottesfürchtigen in Israel gestellt hat? Indes finden diese Worte ohne Zweifel ihre besondere Anwendung auf Christum als auf den Einen, der Sich wirklich auf diesem Platz befunden hat und gegen den sich ihre ganze Bosheit richtete, um Ihn von Seiner Höhe zu stoßen. Er ist es auch, der das jüdische Volk auffordert, ihr Vertrauen auf Gott zu setzen und ihre Herzen vor Ihm auszuschütten, und indem Er Sich mit ihnen auf diesen Platz stellt, sagt Er nicht nur: „Meine Zuflucht ist in Gott“, sondern auch: „Gott ist unsere Zuflucht.“ Indem er sagt: „Meine Zuflucht“, zeigt Er, dass Er sie besaß; doch diese Verständigen werden die Menge unterweisen und viele von ihnen zur Gerechtigkeit weisen (vgl. Dan 12,3 und Jes 53,11). Vor allem hat dies der eine wahre Verständige getan. Sie sollen nicht auf die Großen und Gewalttätigen der Erde vertrauen. Die Stärke ist Gottes, und Sein ist die Güte. Sie sollen auf Ihn als auf einen Gott der Gerechtigkeit vertrauen und in Lauterkeit wandeln und sich nicht durch die Wohlfahrt der Gesetzlosen verleiten lassen; denn Adonai (der Herr) wird einem jeden vergelten nach seinem Werke. Die Gottlosen trachten danach, die Armen der Herde niederzuwerfen, da sie trotz allem sich doch bewusst sind, dass die Hoheit Gottes mit diesen und besonders mit Christo ist. Das ist die Veranlassung zu diesem Psalm, der den Glauben der Heiligen zum Ausdruck bringt und das Volk ermahnt, nicht auf die Großen der Erde, sondern auf Gott zu vertrauen. jene sind auf der Erde erhöht, aber die wahre Erhöhung von Seiten Gottes ist bei Christo und bei denen, die also wandeln, die Gott fürchten und der Stimme Seines Knechtes gehorchen.