Behandelter Abschnitt Ps 35,19-28
Schaffe mir Recht Psalm 35,19-28
David darf mit gutem Gewissen sagen, dass er ohne Ursache verfolgt wurde. Hat nicht unser Herr dieselbe Klage vor den Vater gebracht? „Sie hassen mich ohne Ursache.“ Was David erfahren, war das Los unseres Herrn und aller Gläubigen. Jesus sagt: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20)! Der Herr spricht sogar ein „Glückselig“ den Verfolgten aus (Mt 5,11), und die Apostel freuten sich, Schmach um Jesu willen zu tragen (Apg 5,41). David ist besorgt über das Vorhaben der Feinde, über die
Heuchelei der Feinde. Sie reden von Frieden; aber sie führen Krieg, besonders gegen die Stillen im Lande. Wir ahnen nicht, wie viel Tränen in unserer Zeit die Stillen im Lande vergießen. Auch sie fragen: „Herr, wie lange?“ Man denke an die Gläubigen in China, die beispiellos geplagt und umgebracht werden. Ähnliches dulden unsere Brüder hinter dem Eisernen Vorhang. Es gibt viel Stille im Lande um uns her. Frauen ertragen die Grobheiten ihrer Männer um Jesu willen. Auch David gedachte der Stillen im Lande. Was beabsichtigten die Feinde? Sie ersannen trügerische Pläne gegen die Gläubigen. Mit ihren Zungen reden sie vom Frieden, trachten aber nach Krieg. Sie können gut schmeicheln, doch Schmeichler sind immer Heuchler. Ihr Maul ist weit aufgesperrt, wie das eines Löwen. In Psalm 22 bittet David um Rettung aus dem Rachen des Löwen, und Daniel hat ähnliches erfahren. David vermochte sein Schaf aus dem Rachen eines Löwen zu reißen; die Löwen aber, mit denen er es hier zu tun hatte, waren gefährlicher; da musste er den Löwen aus Juda um Hilfe anrufen (Off 5,5). Sie sind zugleich voll Schadenfreude und wünschen David Unglück. Der Hass an David gilt letzten Endes dem Herrn selbst (Apg 9,4; Joh 15,18-25; 1Joh 2,9; 4,20). Den andern Unheil wünschen ist teuflisch. David schweigt. Er weiß um eins in seiner Ratlosigkeit und sagt:
„Du hast es gesehen“ (1. Mose 6,5). Er blickt vom Himmel her auf die Menschenkinder. Er sah eine Hagar in ihrer Not und half ihr (l. Mose 16, 13). „Du, Gott, siehst mich.“ Er sah Jeremia in der Kotgrube, hörte sein Flehen und rettete ihn (Jer 36,6). David wusste, dass Gott auch sein Elend sah und bat Ihn, Sein Schweigen zu durchbrechen und zu handeln. David übergab Gott wie ein Angeklagter seinem Advokaten den Fall. Er bat um Gottes Gegenwart: „Sei nicht ferne von mir, stehe mir bei.“
Übernimm meinen Rechtsstreit (V. 23). „Schaue Du zu meinem Recht.“ Das tat Jesus, der Sohn Davids: Er stellte alles Dem anheim, Der recht richtet (1Pet 2,23). Das ist der sichere Weg zum Recht für alle Kinder Gottes. Wer sich selbst verteidigt, kommt zu kurz; wer aber dem Herrn seinen Fall überlässt, erhält sein Recht. Oft zögert Gott mit Seinem Rechtsspruch, doch Er kommt nie zu spät. Der Herr wird unser Fürsprecher genannt. Ihm dürfen wir unsere Anliegen vorbringen, und Er denkt an alles (1Joh 2,1). David ist von seiner Unschuld überzeugt, und so darf er seinen Gott bitten aufzuwachen und zu handeln. Du bist mein allmächtiger Freund, ausgerüstet mit Schild und Waffe zu meiner Rettung. Es ist Gnade, wenn ein Kind Gottes wie Paulus sagen darf, dass es stets mit gutem Gewissen gehandelt habe (Apg 23,1), worum es sich bemühte (Apg 24,16). Der Herr stand zum Rechtsstreit des Apostels und befreite ihn aus der Rachgier der Juden. Lernen auch wir zu warten, bis der Herr in unseren Rechtsstreit eingreift. Haman hasste Mardochai, aber der Herr vergalt ihm nach seinem Tun (Esther 7). Ebenso hasserfüllt handelten die Beamten des Königs Darius gegen Daniel. Aber der Herr vergalt ihnen die Bosheit. Er rettet alle, die Ihm vertrauen (Dan 6). Sind Seine Gedanken anders geworden? Nein! Sollten nach Gottes Ratschluss Gläubige den Herrn durch den Tod verherrlichen, so rüstet Er sie aus mit der nötigen Kraft für Ihn zu leiden (Apg 5,4; Heb 11,36.40).
Der Hass der Gottlosen gilt letzten Endes dem Herrn, weil die Gläubigen Glieder Seines Leibes sind (Apg 9,4). „Herr, beschäme sie, die Dich und mich mit Schmach bedecken, dass sie selbst beschämt werden darüber, weil sie gegen Dich sündigen und Deinen Gesalbten schmähen.“ Zuvor klagte David viel über seine schwere Lage, aber er legte alle Sorgen auf den Herrn und durfte Ihn rühmen. Alle sollen sich mit ihm seiner Gerechtigkeit freuen.
Höre Davids Lob. Der Herr sei hochgelobt, der Lust hat an Seines Knechtes Wohlfahrt. Alle Stillen im Lande sollen sich mit David über seine Rettung freuen. Gott hat viele Lobsänger. Denken wir nur an unsere gefiederten Freunde, die in aller Frühe den Schöpfer preisen. Vor allem aber preisen Ihn Seine Erlösten. Den ersten Lobgesang hören wir in 2. Mose 15, nachdem Israel aus der Sklaverei Ägyptens befreit worden war. Menschen in Knechtschaft hängen ihre Harfen an die Weiden. David aber will die Treue Gottes rühmen; alle sollen hören, was Gott an ihm getan hat. Eine schöne Beschäftigung ist es, den Herrn allezeit zu preisen. Sein Lob soll nimmer von meinem Munde weichen. In aller Frühe speiste Gott Sein Volk täglich mit Manna; so sollen sie Ihm auch in der Frühe danken. Ahme das nach. Sammle in der Frühe das Manna, dann wirst du auch stark sein und Ihn allezeit loben (Ps 119,164).
Lobe den Herren o meine Seele,
ich will Ihn loben bis in den Tod.
Weil ich noch Stunden auf Erden zähle,
will ich lobsingen meinem Gott.