Behandelter Abschnitt Ps 15,1-5
Dann entsteht die Frage: Wer wird teilhaben an den Segnungen dieses heiligen Berges, wenn der Herr den Sitz Seiner gerechten Macht in Zion aufgeschlagen haben wird? Psalm 15 gibt Antwort auf die Frage: „Der in Lauterkeit wandelt und Gerechtigkeit wirkt und Wahrheit redet von Herzen.“ Sehr bemerkenswert ist folgendes: obwohl die Gerechten (wenn alles um sie her finster ist, wenn die Gottlosigkeit gänzlich die Oberhand hat und die Grundlagen aller irdischen Hoffnung, selbst in den Dingen, die Gott betreffen auf Erden, zerstört sind, wenn die Bosheit den Platz der Gerechtigkeit eingenommen hat) nach oben schauen und im Himmel den unerschütterlichen Thron Gottes erblicken und dadurch alles im Himmel und auf der Erde in Verbindung gebracht sehen, bleibt doch der eigentliche Punkt, den sie im Auge haben, Jehova in Seinem heiligen Tempel und die aus Zion kommende Rettung. Und so wird es in Wirklichkeit sein (siehe Jes 66,6). Der unerschütterliche Thron im Himmel wird den so lange verödeten Thron auf der Erde in Macht aufrichten. Jehova wird in Seinem Tempel sein, aber Er wird in der Person Christi in Zion regieren. Diese Rettung trägt einen jüdischen Charakter und entspricht den rechtmäßigen Hoffnungen der Juden.
Wir müssen hier eine wichtige, allgemeine Bemerkung machen, dass nämlich der Überrest hier das volle Bewusstsein seiner Beziehungen zu Jehova genießt. Wie schwer auch die Prüfung, was auch der Zustand des Überrestes, wie groß die Bosheit des Volkes oder der Druck der Nationen im Lande sein mögen, der Glaube des Überrestes schaut auf seine Beziehungen zu Jehova. Deshalb wird Jehova auch betrachtet als in Seinem heiligen Palast wohnend, obwohl für den Augenblick noch keine Offenbarung Seiner Macht zu sehen ist. Ebenso wird der Überrest hier nicht als gänzlich vertrieben betrachtet, noch die Macht des Antichrists als völlig offenbart, denn wenn der Antichrist seine Macht aufrichten wird, so wird offener Abfall da sein, und die Gläubigen werden vertrieben werden. Wir sehen hier vielmehr den Gesetzlosen und die Nationen im Lande, und Psalm 11 belehrt uns deutlich, dass der „Gesetzlose“ hier einen Charakter und nicht eine Person bezeichnet; das Wort steht dort überall in der Mehrzahl, außer in Vers 5, wo der Gesetzlose im Gegensatz zu dem Gerechten dargestellt wird.
Diese Psalmen übergehen die Vertreibung des Überrestes aus Jerusalem und führen uns in Hoffnung auf einen anderen Schauplatz, indem sie uns die durch Jehova bewirkte Rettung zeigen, wenn Er wirklich nach Jerusalem zurückgekehrt ist; jedoch nicht die Vernichtung des Antichrists durch den vom Himmel kommenden Herrn, sondern die Vertreibung der heidnischen Unterdrücker durch Jehova, der Seinen Sitz in Zion hat. Deshalb wird hier ganz Israel genannt (Ps 14,7), und die Rettung kommt aus Zion. Darum haben auch diese Psalmen, soweit sie sich auf Christum beziehen, die Zeit im Auge, während der Er auf der Erde wandelte, vor Seiner schließlichen Verwerfung. Im allgemeinen beziehen sie sich nicht unmittelbar auf Ihn, mit Ausnahme von Psalm 2 und Psalm 8, sondern auf den Überrest; doch hat Christus Sich in Seinem öffentlichen Wandel auf der Erde, von Seiner Taufe durch Johannes an, in Gnade mit dem Überrest vereinigt, wie Er auch am Ende Seines Weges in Gnade die Leiden geschmeckt hat, die der Überrest am Ende Seiner Geschichte erdulden wird.
Alle diese Psalmen zeigen uns den Zustand des Überrestes, während dieser noch seinen Platz in der Mitte der Völker hat, die noch nicht durch öffentlichen Abfall mit Jehova gebrochen haben, deren Bosheit sich aber in der Tat zeigt und bis zum Höhepunkt fortschreitet; und sie leiten durch Glauben in die Zeit über, wo Jehova von Seinem Sitz in Zion aus Sein Volk befreien wird, indem Er alle Nationen aus Seinem Lande vertreibt und ganz Israel aus der Gefangenschaft zurückführt. Die ganze Szene der letzten Tage liegt vor uns, mit Ausnahme der letzten halben Woche der antichristlichen Herrschaft. Jehova ist in Seiner Wohnung noch öffentlich anerkannt. So war es genau in den Tagen des Herrn. In Psalm 14,5 wird von Elohim gesprochen, weil es sich da nicht um die Beziehung zwischen Ihm und Seinem Volke handelt, sondern um Gott Selbst in Seiner Natur und Seinem Charakter. Nicht der Mensch, noch irgend etwas vom Menschen, noch selbst die Macht Satans erscheint da, sondern „Gott ist unter dem gerechten Geschlecht“.