Behandelter Abschnitt Ps 5,1-10
Ein Morgenlied Psalm 5
Es gibt kaum köstlicheres für ein Kind Gottes als seinem Gott in der Frühe begegnen und Ihn loben zu dürfen. Alle die die Gemeinschaft mit Ihm versäumen, sind schweren Niederlagen ausgesetzt, weil sie nicht die Waffenrüstung Gottes angezogen haben. Sie entbehren der Leitung des Geistes und entgehen vielen Segnungen (Ps 32,8).
Dieser Psalm ist ein wunderbares Glaubensgebet. In David's Gebeten hört man nicht bloße Gebetsformeln oder ein Ablesen von Gebeten, sondern ein bewusstes Anrufen Gottes, und das in Seiner heiligen Nähe. Darum erlebt der Beter oft geradezu erstaunliche Hilfe. Ein schönes Beispiel bietet uns 1. Samuel 30,6, als sich David in schwerster Notlage befand, da ihm seine bis dahin Getreuen, in ihrer Verzweiflung, mit Steinigung drohten. David stärkte sich nicht nur in seinem Gott, sondern trug einen gewaltigen Sieg über die Amalekiter davon.
Beachtenswert sind sechs Worte in seiner Anrede. Es sind nicht bloß Worte, sondern sie reden mit Demut und Ernst:
1. „Herr höre meine Worte!“ 2. „Merke auf meine Rede!“ 3. „Vernimm mein Schreien!“ 4. „Ich will vor Dir beten!“ 5. „Frühe wollest Du meine Stimme hören!“ 6. „Auf Dich harren!“
Davids Gewissheit der Erhörung. In den Versen 5 bis 7 drückt er seine Überzeugung aus, dass Gott selbst mit den Feinden fertig werde. Er hat sein Anliegen Gott dargelegt und das genügt.
David ist sicher, dass Gott ihn zum Tempel zurückbringen werde. Noch erstaunlicher ist die Erwartung des Jona, der im Bauch des Fisches nicht nur für seine Rettung betet, sondern wusste, dass er wiederum Gott opfern werde (Jona 2,8-11).
Vernimm mein Schreien. Du hast jenes Deines Volkes in Ägypten gehört und sie befreit (2. Mose 3,7), ebenso jene drei Deiner Knechte im Feuerofen (Dan 3). Du hast auf das Schreien Deiner Jünger auf dem See gehört und dem Sturm gewehrt (Mk 4,38). In jeder Not darf der Gläubige seinen Gott anrufen, wie jene hart bedrängte Witwe, die zu Elisa schrie und Gott sie durch ein Wunder gerettet hat, so befreist Du noch heut (2Kön 4,1; Mt 15,22; Lk 11,8). Der furchtbarste Schrei, der je ausgestoßen worden ist, war der des Herrn am Kreuz: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen.“ Die Wasser waren in Seine Seele gedrungen (Ps 69). Aber die Erhörung kam am dritten Tage, da Gott Ihn aus den Toten auferweckte.
Die beste Gebetszeit. Wann begann sie bei David? „ In der Frühe wirst Du mich wecken.“ Sein Gott war der erste, den er des Morgens anrief, wie der Herr, der sich jeden Morgen das Ohr öffnen ließ (Jes 50,4).
Frühmorgens brachte er seine Anliegen vor Gott (Ps 143,8). Frühmorgens brachte er wie Hiob sein Opfer dar (Hiob 1,5). Frühmorgens lobte er Gott (Ps 59,16). Merke auf mein Nachsinnen (Luther übersetzt meine Rede V. 1). Nachsinnen über Gott, Sein Wort, Seine Verheißungen, hat stets Danksagung zur Folge. David wird auch, wie oft zuvor, über die Größe und Güte Gottes in seiner Vergangenheit nachgedacht haben. Das befahl der Herr Seinem Diener Josua, dass er dann Erfolg und Sieg haben werde (Jos 1,8). Gebet ist des Gläubigen Zuflucht in jeder Lage (Heb 11,36).
Davids Trost. Er wusste, dass Gott mit seinen Gegnern fertig werde, dass Sein Angesicht gegen die Übeltäter gerichtet ist, Verse 4 bis 7, denn Gott kann Sünde nicht anschauen (Hab 1,13). David stellte wie sein Herr alles dem anheim, der recht richtet (1Pet 3,22). Wer seine Rechtssache Gott hinlegt, kann des besten Ausgangs sicher sein.
Davids Vorhaben. Ich aber will in dein Haus eingehen, deine Güte bewundern und anbeten. Das Haus Gottes war damals der Tempel. Und wo ist es heut? Matthäus 18,20; 1. Petrus 2,5, ja überall, Johannes 4,24. Die wahrhaftigen Anbeter sind an keinen Ort oder Zeit gebunden, sie beten an in der Familie, im Geschäft, in der Fabrik, ja selbst am unmöglichsten Ort wie wir bei Jona sahen. Tritt nur mit Freimütigkeit hinzu, wo immer du bist (Heb 10,19).
Im Heiligtum lernte David wie Asaph seinen Gott erfuhr (Ps 73,17-20). Er sah beides, das Ende der Gottlosen, aber auch das der Frommen. In der Gegenwart Gottes ändert sich alles. Da erkennen wir alles im Lichte Gottes und beten an. Der Böse hat nur sein Glück, solange Gott es zulässt.
Die Freude des Kindes Gottes. David drückt sie in Vers 11 aus. Das Kind Gottes kann sich selbst in traurigster Lage an seinem Gott freuen (Apg 16,25). Der Gottlosen Freude währt kurze Zeit; plötzlich stürzt Gott sie hinab. Ihr Ende ist nach dem Erwachen nicht auszudenken. Es ist in der Hölle und in der Qual (Lk 16,23). Was aber erleben die Gerechten? Dreierlei nennt David in Vers 12. Gott segnet sie. Er segnet auch in der Trübsal, das lesen wir in Römer 5,3 bis 5. Er bewirkt Geduld und Ausharren. Gott tröstet sie in schwerstem Leid (Lk 7,13; 8,50). Gott bewahrt sie. Du wirst sie beschirmen. Das hat David oft erfahren. Man denke an die Verfolgungen, wie Gott ihn bewahrte vor dem Spieß, den Saul nach ihm warf. Ein andermal, da David am Ende der Höhle lag, und Saul mit seinen Männern im vorderen Teil war. Ähnliche Rettung erlebte auch Paulus (Apg 9,25; 23,13) und gewiss auch du und ich (Ps 17,8; 5. Mose 32,10).