Behandelter Abschnitt 1Mo 28,12-14
1. Mose 28,12.13.15 - „SIEHE!"
Dieses kleine Wörtlein kommt in der Schrift oft vor und bietet immer neue beachtenswerte Hinweise. Es fordert uns gleichsam auf, von allem anderen wegzusehen hin zu einem viel wichtigeren Gegenstand. Wir alle sehen gern etwas Neues, wir machen deshalb sogar lange Reisen und geben viel Geld dafür aus. Salomo sagt, daß das Auge vom Sehen nicht satt wird (Pred 1,8). Wir bewundern die Dinge in der Tiefe des Meeres, sowie die Sterne am Horizont. Wir bestaunen die Wunder der Technik und die Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaften. Aber das Eine, das Größte, das, worauf Gott uns hinweist mit Seinem „Siehe!“, das beachten wir in unserer Kurzsichtigkeit oder gar Blindheit nicht. Wir wollen uns Augensalbe kaufen, wie das unser Herr rät, um das Wichtigste, das Unvergängliche zu sehen (Off 3,18). Jakob blickte auf sich, auf seine Vergangenheit voller Makel usw., in seine ungewisse Zukunft und sah dabei nur Niederdrückendes. Da plötzlich ruft Gott ihm ein mehrfaches „Siehe!“ zu, und das soll uns kurz beschäftigen.
Das Wörtlein „Siehe“ ist etwa vierzigmal von Johannes gebraucht worden, wie uns eine Konkordanz belehrt, anfangend von jenem „Siehe, das Lamm Gottes“ in Joh 1 bis zu jenem letzten „Siehe, ich komme bald!“ im Buch der Offenbarung.
Das kleine Wörtlein „Siehe“ kommt im Traume von der Himmelsleiter viermal vor, im Luthertext zwar nur dreimal. Der Herr wolle uns allen so recht die Augen öffnen, um zu sehen, was Gott uns zeigen will, dann werden wir bestimmt wie Jakob ausrufen: „Dieser Gott soll mein Gott sein“.
Siehe, eine Leiter. Wir haben sie schon ein wenig betrachtet und dabei erkennen dürfen, daß sie vor allem andern ein Bild des Herrn und Seines Kreuzes ist. Das Kreuz zu sehen und seine Bedeutung für uns zu erkennen, ist für jeden Menschen das Wichtigste. Darum ist auch das erste der vielen „Siehe“ des Johannes der Hinweis auf das Lamm Gottes und damit auf das Kreuz das Wichtigste. Der Mensch muß das Lamm als Erstes sehen, will er auf der Leiter hinauf ins Vaterhaus gelangen. Ein sehr schönes Bild bietet uns in dieser Hinsicht die Stiftshütte. Der erste Gegenstand, mit dem der Israelit auf dem Wege ins Heiligtum in Berührung kam, war der eherne Altar. Jener Ort, da an Stelle des Sünders das Lamm geschlachtet wurde, das dem Obertreter sein wohlverdientes Urteil Gottes zeigte, aber auch die Gewißheit der Annahme bei Gott durch das geschlachtete Lamm. Erst dann stand der Weg offen ins Heiligtum oder, in unserem Bilde gesprochen, offen bis zur Spitze der Leiter. So sollte auch Jakob den wichtigsten aller Schritte tun, den einzigen Ausweg aus Sünde und Schuld hin zum seligen Frieden mit Gott. Das war es, was Gott mit dem Traum von der Leiter sowohl Jakob wie auch uns allen sagen will. Das Gelübde Jakobs am Morgen bezeugt, daß er den Schritt getan hat. Freilich bewegte er sich lange Zeit nur auf den untersten Stufen. Erst später in Pniel machte er neue Fortschritte auf dem Weg zum Ziel.
Siehe, Engel Gottes steigen auf und nieder. Jakob sah nicht nur die Leiter, den neuen Weg vor sich, sondern zugleich die Schönheit und Sicherheit des Aufstieges. Allen, die die Leiter besteigen wollen, flüstert Satan ein „Unmöglich!“ zu. „Du kannst sie nicht besteigen, es ist zu gefährlich, und du fällst schließlich doch herunter!“ Aber woher kommen diese Befürchtungen? Doch wohl daher, daß der Eingeladene die Engel auf der Leiter nicht sieht, obwohl hier geschrieben steht: „Siehe, Engel Gottes steigen auf und nieder“. Der Herr ruft den Menschen nicht nur in Seine Nachfolge, sondern sichert zu, daß Er das angefangene Werk vollenden werde und uns niemand aus Seiner und des Vaters Hand reißen könne (Joh 10,28). Die Engel sind ja ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Seligkeit ererben sollen (Heb 1,14). Der Abschnitt über die Engel soll uns einen kleinen Einblick in ihr Handeln zeigen. Die Engel begleiten uns nicht nur ein Stück auf der Leiter, sondern hin bis zum ersehnten Ziel.
Siehe, der Herr stand über ihr. Jakob wurde aufgefordert, über die Leiter hinauf zu schauen. Dort war sein Bundesgott und erwartete den müden Pilger, um ihm alles zu sein, damit Er durch ihn Seine Absichten mit der Menschheit durchführen könne. Jakob war also zu Hohem berufen. Aber er machte es ebenso wie die meisten von uns, die auch wissen sollten, wozu sie berufen sind (Eph 1,4 ff; 2,10). Sie bewegen sich nur in der Tiefe und lernen so den Vater kaum kennen. Die Schrift befiehlt uns, „aufzusehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens“ (Heb 12,2). Wer auf Ihn blickt, wird nicht zuschanden. In Ps 34,5 lesen wir: „Sie blickten auf Ihn und wurden erheitert, und ihre Angesichter wurden nicht beschämt".
Und siehe, Ich bin mit dir (Vers 15). Diese Zusicherung an Jakob enthält einen kleinen Ausschnitt der wunderbaren, siebenfachen Verheißung, die Gott ihm von der Spitze der Leiter her gab. Zählen wir sie ohne Kommentar auf, und wir werden nur staunen.
1. Gott verhieß Jakob ein großes, schönes Land, das Land der Zierde genannt, darinnen Milde und Honig floß.
2. Ferner verhieß Er ihm eine zahlreiche Nachkommenschaft. Jakob war zu jener Zeit noch ledig, aber er glaubte Gott.
3. Gott verlieh ihm das Vorrecht, allen Völkern ein Segen zu werden.
4. Gott sicherte Jakob das Geleit zu: „Siehe, Ich bin mit dir".
5. Gott garantierte ihm Bewahrung auf allen seinen Wegen.
6. Auch versprach Er Jakob, daß Er ihn zurückbringen werde.
7. Und schließlich verhieß ihm Gott, ihn nie zu verlassen.
Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit, und das war wirklich ein vollkommener, allumfassender Segen. Wie sollte Jakob ihn erhalten? Durch das Hinaufschauen auf Den, der auf der Spitze der Leiter war. Wenn wir unsern Blick erdwärts richten, müssen wir die Einflüsterungen Satans hören und werden entmutigt, ja wir fallen sogar in Sünde; aber himmelwärts gerichtet hören wir die großen Verheißungen und sind voll Lob und Dank und werden ein Segen für unsere Umgebung.
Darum: Blicke nur auf Jesus, eil Ihm zu!
1. Mose 28,12 - SIEHE, ENGEL GOTTES STIEGEN AUF UND NIEDER
Der Anblick der Engel auf der Leiter muß für Jakob etwas sehr
Erhebendes gewesen sein. Jakob wurde begreiflicherweise mit Furcht
erfüllt. Die Schrift berichtet von Engelserscheinungen anderer Menschen;
ihnen erging es ähnlich. Man denke an Manoa und sein Weib (Richter 13),
an Zacharias, den Vater des Johannes (Lk 1), oder an die Frauen am
Grabe Jesu (Lk 24). Wie die Leiter ein Bild des Herrn selbst ist, so
haben auch gerade die Engel eine besondere Bedeutung im Leben des Herrn.
Aus Joh 1,51 ersahen wir bereits, daß der Herr die Leiter auf Sich
bezieht und daß Er auf die Engel mit den Worten hinweist: „Von nun an
werdet ihr den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und
niedersteigen auf den Sohn des Menschen“. Diese Aussage des Herrn finden
wir überall in Seinem Leben bestätigt. In allen Lebenslagen des Herrn
sehen wir Engel. Erstmals bei der Geburtsanzeige (Lk 1,26) durch den
Engel Gabriel. Später sehen wir eine große Zahl Engel bei der Geburt
selbst in Erscheinung treten (Lk 2,9 und 13). Ein Engel wies Josef an,
nach Ägypten zu fliehen und später, wieder heimzukehren (
Die Beziehung der Engel zu den Menschen. Die Engel stehen oft in Verbindung zu den Menschen, besonders zu den Gläubigen. Sie sind in jeder Weise um ihr Wohlergehen besorgt und dienen ihnen. Das erlebten z. B. Lot (1. Mose 19) und Elia (1Kön 19,5). Sie schützen uns in Gefahren (Dan 6,23) und bewahren uns vor der Arglist böser Menschen (Apg 5,19; 12,7-10). Sie werden nicht umsonst auch Wächter genannt (Dan 4,13.17.23). Abraham rechnete mit ihrer Hilfe (1. Mose 24,7). Den Kindern gegenüber haben die Engel offenbar eine besondere Aufgabe (Mt 18,10) und sind ausgesandt zum Dienst an den Heiligen des Herrn (Heb 1,14) und bilden eine Mauer gegen Satans Angriffe (Ps 91,11). Satan gebraucht für seine Zwecke Menschen der Sünde, besonders auch untreue Gläubige, wie z. B. jenen alten Propheten in 1Kön 13, um brauchbare Diener Gottes zu verführen, er braucht wilde Tiere; aber Gott sendet Seine Engel zu Hilfe (Ps 34,7). Engel nehmen freudig Anteil an der Rettung von Sündern (Lk 15,10). Bei der Schöpfung der Erde, die Gott ja für die Menschen bestimmt hatte, jauchzten sie vor Freude angesichts ihrer Schönheit, auf die noch nicht der Reif der Sünde der Menschen gefallen war (Hiob 38,7). Daß sie uns umgeben und all unsere Handlungen sehen, sollte uns anspornen zu heiligem Wandel (1Kor 4,9; Eph 3,10). Am Ende unseres Lebens sind sie es, die uns den letzten Dienst tun und uns heimtragen ins Vaterhaus droben (Lk 16,22).
Groß ist die Zahl der Engel. Das Heer der Engel ist sehr groß. Wie mag Jakob staunend auf ihre große Menge geschaut haben auf der bis zum Himmel hinaufreichenden Leiter, wie auch, als er später in Machanaim ihr Heerlager sah (1. Mose 32,1.2) und die ihm zur Seite stehenden Engel. Auch in vielen andern Stellen finden wir Engel in großen Scharen erwähnt. So werden sie in Heb 12,22 nach Myriaden genannt. Der Herr redet von mehr als zwölf Legionen (Mt 26,53). Elisa sah ein großes Heer zu seinem Schutze (2Kön 6,14 ff). Auf ihre große Menge bei der Geburt des Herrn haben wir bereits hingewiesen (Lk 2). Es ist hier nicht möglich, auf alle Stellen einzugehen, die über ihre große Zahl berichten (Ps 68,17; Dan 7,10). Überwältigend wird einst der Anblick der himmlischen Heerscharen sein, wenn unser Herr in Macht und Herrlichkeit mit uns auf dem Ölberge erscheinen wird. Hier wird die Welt mit Furcht und Zittern ein unvergleichliches Schauspiel sehen (Mt 16,27; Off 19,14).
Die Engel sind sehr mächtig. In 2Kön 19,35 lesen wir, daß ein Engel Jehovas 185 000 Mann erschlug, die gegen Israel kämpften. Sie bereiteten das Erdbeben anläßlich des Todes und der Auferstehung Christi (Mt 28,2-5). Ein Engel rollte den schweren Stein vom Grabe (Lk 24,2-7; Mk 16,2-5), ein anderer richtete den König Herodes, als er sich göttliche Ehren erweisen ließ (Apg 12,23). Ein Engel wird dereinst Satan binden (Off 20,1-3). Auch in geistiger Hinsicht sind die Engel wunderbar ausgerüstet! Sie sind voller Licht, voller Leben, Kraft, Liebe, Reinheit, Heiligkeit und Wissen.
Engel sind überaus herrliche Wesen. Die Herrlichkeit des Herrn umstrahlt sie (Lk 2,9). In Mt 28,3 wird uns ihr Ansehen wie der Blitz und ihr Kleid weiß wie der Schnee geschildert. Mit überirdischer Pracht ausgestattet ist jener Engel, der in Off 10,1 beschrieben wird. Eine ähnlich wunderbare Darstellung eines Engels gibt uns Daniel in Kap. 10, 5.6.
Engel haben am Ende der Welt besondere, überaus bedeutungsvolle
Aufgaben. Der Herr sagt, daß Engel die Ewigkeitsernte bereiten
werden (Mt 13,39.41.49; 24,3). Sie werden den Krieg im Himmel
gegen Satan führen und diesen für immer hinauswerfen (Off 12,7 ff).
Die Engel warten auf die Umkehr sündiger Menschen (Lk 15,10) und sie
werden bei jenem großen Ereignis zugegen sein, wenn der Herr Sich vor
dem Vater zu uns bekennen wird (Lk 12, B. 9). Während der kommenden
großen Trübsalszeit wird Satan mit all seinen Engeln und Dämonen auf die
Erde geworfen und eine nie dagewesene bestialische Macht entfalten. Aber
Engelsmächte werden eingreifen und die Heiligen schützen. Beim zweiten
Kommen des Herrn auf die Erde zur Aufrichtung Seines Reiches werden Ihn
alle Engel begleiten und den letzten großen Kampf ausfechten (
Der Wohnort der Engel. Wir wollen nur ganz kurz davon reden:
Die Engel sind um den Thron Gottes versammelt (1Kön 22,19;
*) Es ist unmöglich, das umfangreiche Wissensgebiet von den Engeln in einem kurzen Kapitel zu behandeln. Die vorliegenden Ausführungen sollen nur zum Porschen anregen. In meinem Buch .Jenseitiges und Zukünftiges" finden sich ausführliche Abhandlungen über die Engelwelt und über Satan und seine Engel. Das Buch ist in 3. Neuauflage im gleichen Verlag zu beziehen.