Behandelter Abschnitt 1Mo 23
1Mo 23 - Der Tod kehrt in Abrahams Haus ein
In den Geschlechtsregistern der Kap. 5, 10 und 11 des ersten Buches Mose werden uns zahlreiche Männer genannt, von denen uns in gedrängter Kürze der Name ihres ersten Sohnes, ihr Alter bei dessen Geburt und schließlich die volle Zahl ihrer Lebensjahre berichtet wird. In Kap. 5 heißt es jeweils „. . . und er starb“. Mehr berichtet die Schrift nicht über ihr Ende, obwohl unter ihnen bedeutende Männer waren, man denke nur an Noah. Von ihrer Beerdigung wird in keinem einzigen Fall berichtet. Das vorliegende 23. Kap. enthält somit den ersten biblischen Bericht über die Beerdigung eines Toten, und zwar der Sara. Abraham bereitete seinem geliebten Weibe ein würdiges Grab und eine ebensolche Beerdigung. Obwohl Sara schon einige tausend Jahre mit ihren Ahnen in der Höhle Machpela ruht, wollen wir uns dennoch im Geiste an ihre Bahre begeben.
Ihr Lebenslauf. Sara, ursprünglich Sarai genannt, stammt wie Abraham, ihr Halbbruder und späterer Mann, aus Ur in Chaldäa. Das Elternhaus war ein heidnisches (Josua 24,2). Eines Tages erging der Ruf Gottes an Abraham, dem auch Sara folgte, mit ihrem Manne zusammen betet sie fortan Gott an und folgt Ihm ins Ungewisse. Das Opfer, das sie damit brachte, dürfen wir keineswegs geringer einschätzen als das des Abraham. Also Glaube an den lebendigen Gott zierte ihr Leben. Darum finden wir sie auch inmitten der Glaubenshelden in Heb 11 aufgeführt, was nur ganz wenigen Frauen zuteil wurde.
Wir haben also allen Grund, an ihr als Glaubensheldin hinaufzuschauen. Schritt für Schritt zog sie mit ihrem Mann den oft sehr schweren Weg, bis der Tod sie trennte.
Sara war: a) Eine treue Gattin. In voller Hingabe hat sie all die Jahre ihrem Manne treu zur Seite gestanden. Sie war sogar bereit, in Gefahren für ihn in den Riß zu treten (Kap. 12,13; 20,2). Kaum mag sie am Hochzeitstag daran gedacht haben, daß sie mit Abraham die Eiserne Hochzeit feiern werde. Jahrzehnte lag der Schatten der Unfruchtbarkeit auf ihr, die aber durch den Glauben überwunden wurde. Wir wissen, daß ihr Leben nicht fleckenlos war, aber sie hat immer wieder glaubensvoll die Hand des Gottes Abrahams ergriffen, die sie hielt und bewahrte. b) Eine tüchtige, bewährte Hausfrau. Der Besitz Abrahams hatte unter dem sichtbaren Segen Gottes so gewaltig zugenommen, daß wir damit rechnen müssen, daß zu seinem großen Haushalt mit dem vielen Gesinde und Kindern tausend oder mehr Menschen gehörten. Welche Umsicht gehörte dazu, als Hausfrau diesem großen Betrieb vorzustehen. Sara zeigte sich der Aufgabe im vollen Umfange gewachsen und blieb dabei doch demütig und ihrem Manne untertan, den sie als „Herr“ anredete (vgl. Eph 5,22 ff.). c) Eine liebende, treusorgende Mutter. Unbeschreiblich groß muß Saras Glück gewesen sein, als sie mit 90 Jahren Isaak gebar. Er war der Sohn des Glaubens, den sie durch die Verheißung empfing. Isaak, der ein stiller und sanfter Mann war, weilte wohl viel im Zelte seiner Mutter, darum empfand er auch ihren Heimgang so schmerzlich und trauerte viele Jahre um sie (Kap. 24,67).
Saras Sterbeort. Sie starb nicht wie Lots Weib im Gericht, sondern im Lande der Verheißung, in Hebron (Gemeinschaft). Hier lebte und starb sie. Das ist das größte aller Vorrechte, in Gemeinschaft mit Gott zu leben und auch zu sterben. So herrlich starb auch ein Paulus, der sich schon bei Lebzeiten bewußt war, die Krone der Gerechtigkeit zu erlangen (2Tim 4,7.8), oder ein Stephanus, der im Sterben den Herrn und den geöffneten Himmel sah (Apg 7).
Die letzten Vorbereitungen. Der Tod Saras muß unerwartet gekommen sein, denn Abraham scheint abwesend gewesen zu sein, er war wohl bei den Herden (Vs. 2). Die Todesnachricht bereitete ihm viel Schmerz, denn Abraham weinte. Sara wurde im Alter von 127 Jahren von Gott abberufen. Abraham weinte zwar, doch nicht als ein Mensch, der keine Hoffnung hat. So wird ihn auch hier, wie zuvor bei der Opferung Isaaks, der Auferstehungsgedanke erfüllt haben. Das ist aller Gotteskinder herrliches Los beim Heimgang ihrer Lieben (1Thes 4,13-18.)
Ihre Gruft. Abraham besaß kein Stück Land, um seine Tote zu begraben, und so ging er zu den Kindern Heth, um von diesen ein Erbbegräbnis zu kaufen. Der biblische Bericht schildert recht anschaulich Abrahams Verhandlung mit den Hethitern. Abraham sagt: Ich bin ein Fremdling. Zeiten dieser Art erinnern uns so recht an unsere Fremdlingschaft. Das bekannte auch David (1Chr 29,15). Ephron bot Abraham das Feld umsonst an, doch Abraham nahm es nicht an. Abraham wollte es nur als ein Geschenk vom Herrn annehmen, der ihm längst das Land verheißen hatte und beharrte auf Bezahlung (Vs. 9). Der Handel vollzog sich äußerst korrekt (Vs. 16). Menschen, die in Geldangelegenheiten keine Ordnung haben, sind meistens auch mit Gott nicht in Ordnung. Die Schrift sagt, wer im Irdischen nicht treu ist, ist ebenso arm in himmlischen Dingen (Lk 16,10-12). Der Vater des Glaubens ist uns also auch in Geldangelegenheiten ein Vorbild. Abrahams Handlungsweise den Hethitern gegenüber brachte ihm große Ehre ein, denn sie nannten ihn „Fürst Gottes“. Höchst vorbildlich und bescheiden war Abrahams Benehmen, er, der Greis, verneigte sich vor den Heiden (Vs. 7). Wahre Frömmigkeit macht höflich.
Die Beerdigung. Abraham entschied, daß Sara in Hebron begraben werde, im Herzen des Landes Kanaan; er wußte, daß seine Nachkommen dahin zurückkehren werden (Kap. 15,16).
Lassen wir einmal etwas Phantasie über die Beerdigung der Sara walten. Saras Zelt war leer geworden. Abraham und Isaak schickten sich an zum letzten Gang. Wir können uns den großen Trauerzug vorstellen, vielleicht ähnlich dem eines Jakob, als er von Ägypten an denselben Ort gebracht wurde (Kap. 50,7-14). Da wird sich der Riesenhaushalt Abrahams versammelt haben, wohl auch seine Bundesgenossen Aner und Eskol, dazu der neue Freund Abimelech. Wer mag dabei Worte des Trostes gesprochen haben, etwa ein Elieser oder gar Melchisedek, der Priesterkönig? Die Grablegung geschah in jener Höhle, da viele andere ruhen: ihr Mann, ihr Sohn, Rebekka, Lea, Jakob und Josef (Kap. 49,29-32; 50,12.13) und nun der ersten Auferstehung harren.
Lebendige Hoffnung. Das ist das Teil der in Christo Entschlafenen. In der Unterredung beim Kauf des Feldes und der Höhle bekannte Abraham, daß er ein Fremdling sei. Das wird ihm beim Hinscheiden der Sara besonders bewußt geworden sein, aber voller Auferstehungshoffnung hat er seine Tote begraben (Heb 11,4). Das war damals Abrahams Trost und ist es bis heute für alle Gotteskinder, wenn sie die Ihren zu Grabe tragen müssen (1Thes 4,18). Auch soll uns wie Abraham der Tod daran erinnern, daß wir nur Fremdlinge sind. Abraham wußte, daß die Unterbrechung nur eine zeitliche ist; denn Gott nennt sich der Gott der Lebendigen (Mt 22,32). Trotz der lebendigen Hoffnung ist und bleibt das Scheiden schwer.
Das Denkmal der Sara. Fürsten haben meistens die schönsten Denkmäler, die aber doch früher oder später veralten und zerbröckeln, obwohl große Künstler sie einst schufen. Das Denkmal der Sara aber ist vom Heiligen Geiste erstellt worden und damit unvergänglich frisch und schön.
Alle, die gern die Inschrift dieses Denkmals lesen wollen, werden zugleich durch eine inhaltsreiche Predigt gesegnet. Wir finden sie in 1Pet 3,1-6; Heb 11,11.12.