Behandelter Abschnitt 1Mo 18,16-21
1Mo 18,16-21 - Abraham, der Freund Gottes
Das einzigartige Gastmahl, das Abraham seinem Gott und dessen Engeln bieten durfte, war vorüber. Das war für den Gastgeber gewiß eine noch viel köstlichere Begegnung und Stärkung gewesen als jene, die ihm der Priesterkönig Melchisedek gewährt hatte. Nun verließen die Gäste die gastliche Stätte. Abraham begleitete sie, wie geschrieben steht, „auf eine gotteswürdige Weise“ (Lies 3Joh 5-8). Die Engel gingen hinab nach Sodom, um dort ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie sind nach der Heiligen Schrift dienstbare Geister, ausgesandt um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit (Heb 1,14). Einmal sind sie ausgesandt, zu retten wie im Falle Lots, ein anderes Mal zu richten, wie das bald an den Sodomitern geschehen sollte. Wieder andere Male sind sie beauftragt, zu stärken und zu ermuntern (1. Könige 19,5-7; Lk 22,43). Am Ende des Zeitalters werden sie wie in den Tagen Lots ausgehen und Gericht halten (Mt 13,41; 25,31). Sie sind Boten Gottes und haben einen ähnlichen Auftrag wie alle Diener Gottes: beides, Gnade und Gericht zu verkündigen. Während die Engel weitergingen, blieb der Herr selbst zurück bei Abraham, der schon so große Verheißungen empfangen hatte, nun aber noch mehr hören sollte.
Abraham, der Vertraute Gottes. Gott entschloß sich, Abraham neue Offenbarungen zu gewähren. In einer Art Selbstgespräch sagt der Herr: „Wie kann ich Abraham verbergen, was ich tue?“ In Amos 4,7 lesen wir: „Das Geheimnis Gottes ist mit seinen Knechten.“ Der Mann, der Träger so großer und weitreichender Verheißungen war, sollte in die Gedanken Gottes eingeweiht werden, die in Kürze in seiner nächsten Umgebung verwirklicht werden sollten. Ähnliches tat Gott oftmals mit Seinen Dienern, man denke an Noah und die Flut (1. Mose 6,12 ff.), an Mose, dem Gott Seine Absichten mit Israel kundtat (2. Mose 3 ff.) oder an Elias (1Kön 17) und an viele andere Propheten. Im Neuen Testament geschah dies besonders an Paulus (2. Kor. 12) und Johannes. Dabei sei besonders auf das Buch der Offenbarung hingewiesen (Off 1,1). Daß Gott dem Abraham Sein Vorhaben mitteilte, war für diesen nicht nur ein großes Vorrecht, sondern brachte eine ernste Verantwortung mit sich, die Abraham in ihrer ganzen Schwere fühlte und in seinem Gebet in den nächsten Versen zum Ausdruck bringt. Erleuchtete Gotteskinder wissen mehr über das Weltgeschehen als die klügsten und gewiegtesten Diplomaten, sie sind göttlich unterrichtet über das, was bald geschehen soll (Off 1,1). Sie haben das feste prophetische Wort und achten darauf (2Pet 1,19). Wer also Gottes Wege wissen will, muß Sein Vertrauter werden (Joh 13,25; 15,15). Im Falle Abrahams sieht es fast so aus, als wolle Gott nichts unternehmen ohne dessen Zustimmung (Ps 25,14; Spr 3,32; Hosea 14,9).
Was bewog Gott, Abraham in Sein Vertrauen zu ziehen? Gott sah den ernsten Willen Abrahams, die ihm verheißenen Kinder und Kindeskinder in der Furcht und Ermahnung zum Herrn zu erziehen (Epheser 6,4). 1. Mose 18, Vers 19, wäre wert, als Wandspruch in jedem Hause deutlich sichtbar gemacht zu werden als stete Mahnung an die Eltern, „ihren Kindern zu befehlen", in den Wegen des Herrn zu wandeln. Reicher Segen geht von solchen Häusern aus, wo das geschieht. Auf diesem Tun liegt Gottes besondere Verheißung, wie sie umgekehrt auch auf der Erfüllung des vierten Gebotes durch die Kinder liegt: „auf daß dir's wohl gehe und du lange lebest auf Erden“ (Eph 6,3). Unter den Geboten, die die Beziehungen der Menschen untereinander regeln, weist kein anderes eine solche Verheißung wie diese auf. Hier soll die volle Autorität der Eltern, die ihnen von Gott verliehen ist, gesehen werden, das kommt in dem Wort „befehlen« klar zum Ausdruck. Wie armselig und folgenschwer ist dagegen das Beispiel Elis und wie erschütternd Gottes Gericht (1Sam 2,12-17 u. 22-36). Demgegenüber steht wieder das schöne Beispiel eines Hiob, der sich wie wenige vor Gott verantwortlich fühlte und für seine Kinder vor Gott trat (Hiob 1,5). Leider sind nicht alle Väter so gesinnt. So hörte ich einst, wie ein Vater seinem Kinde in der Eisenbahn befahl, dem Beamten zu sagen, daß es noch nicht 6 Jahre alt sei, um weniger zahlen zu müssen. Anstatt wie Abraham die Kinder den Weg der Wahrheit zu lehren, lehrt man sie lügen. Ganz anders redet Josua: „Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen“ (Jos 24,15). Eltern, die nicht wie Abraham ihren Kindern befehlen, in den Wegen des Herrn zu wandeln, müssen in späterer Zeit erleben, daß ihnen von ihren Kindern befohlen wird. Oft muß ich in christlichen Häusern sehen, wie die Eltern jede Autorität über ihre Kinder verloren haben, ich glaube, daß man das als grobe Unterlassungssünde bezeichnen muß.
Gottes Zeugnis über Abraham (Vs. 17-19). Was Gott zusammenfassend über Abraham in unseren Versen sagt, findet nicht seinesgleichen. Laßt es uns der Reihe nach betrachten. Abraham war:
Ein Mann des Wissens. Gott bestätigt, daß Abraham den Weg Gottes kennt. Das ist höchstes Wissen. Die Weisheit von oben ist unübertroffen (Jak 3,17). Unsere Weisheit ist Christus (1Kor 1,30).
Ein Mann der Autorität. Man denke nur an die im vorigen Kapitel vollzogene Beschneidung. Alles beugte sich unter diesen schmerzlichen Akt. Und wie seine Autorität bei der Opferung Isaaks zum Ausdruck kam, der willig des Vaters Willen erfüllte, ist uns bekannt.
Ein Mann des Rechts, der Recht und Gerechtigkeit übt. Er besaß nicht nur die Gerechtigkeit Gottes, sondern übte sie (1Joh 2,29).
Ein Mann der Treue. Abraham verwaltete die ihm anvertrauten Güter und Geheimnisse nach Gottes Gedanken (5. Mose 4,9b). Gott wird Rechenschaft von uns fordern von allem, was Er uns anvertraut hat (Lk 16,2).
Ein Mann, der in die Ferne lebt. Abrahams Same sollte eine Großmacht werden, durch die alle Völker der Erde gesegnet werden. Der Anfang zu diesen Segnungen geschah im eigenen Hause, dem er so wohl vorstand. Es können übrigens nur solche Männer den Gemeinden wohl vorstehen, die ihr eigenes Haus gottgemäß verwalten (1Tim 3,4.5). Wer also seine eigenen Hausgenossen nicht recht erziehen kann, ist nach Gottes Gedanken unfähig und ausgeschlossen, der Gemeinde Gottes vorzustehen. Diener Gottes, der du das liesest, stehe still und betrachte dein Haus. Viele Häuser von Dienern Gottes, oder die es sein wollen, gleichen mehr dem Hause des Eli und nicht dem des Abraham, deshalb fehlt ihnen auch der Segen Abrahams.
Was bald geschehen soll. Da Gott Abraham das Land verheißen hatte, schuldete Er ihm eine Mitteilung darüber, was Er vorhatte. Sodom und Gomorra gehörten zum verheißenen Lande, und so teilte Gott Abraham Sein Vorhaben mit. Er gab ihm sogar Gelegenheit, seine Meinung zu äußern. Das tat Abraham auch im folgenden Gebet. Der Ernst, mit dem Abraham für Sodom eintritt, zeigt uns eine ganz neue Seite seines Charakters. Man kann verstehen, daß er an Lot dachte, den er schon einmal gerettet hat, und doch erwähnt er ihn mit keinem Wort, sondern vielmehr die Städte, deren er sich schon einmal angenommen hat. Stehen wir auch so für eine gottlose Welt ein? Je mehr wir davon überzeugt sind, daß der Herr bald kommt, um so mehr werden wir, wie ein Abraham, für eine verlorene Welt in der Fürbitte einstehen.