Behandelter Abschnitt 1Mo 14,1-12
1Mo 14,1-12 - Der erste Krieg
Das 13. Kapitel berichtet über einen Streit zwischen zwei Brüdern. Das Kapitel 14 über einen Streit zwischen zwei Mächtegruppen. Es ist dies der erste Krieg, den die biblische Geschichte berichtet. Dieselbe Bibel redet vorausschauend auch schon von dem letzten Krieg auf Erden. In beiden Berichten wird uns gezeigt, wer als Sieger hervorgeht, im ersten Abram und im letzten Abrams Same, Jesus Christus (Off 19). Beide Kriege, der erste und der letzte, finden im gleichen Lande statt. Im ersten Kriege werden viele Könige genannt, und im letzten ist es der letzte große Weltherrscher, der Antichrist mit seinen zehn verbündeten Königen. Kehren wir zurück zum ersten Krieg, so finden wir zwischen diesem und vielen geschichtlichen Kriegen bis in unsere Tage hinein manche Parallele.
Die Kriegführenden. Wie immer sind es zwei Mächtegruppen, die sich bekämpfen. Der König Kedor‑Laomor und seine Verbündeten aus dem Bereich Babylons und Persiens einerseits, auf der anderen Seite sind die Angegriffenen, die nach Vers 2 das fruchtbare Jordantal bewohnten, wo auch Lot nun daheim war.
Der Beweggrund des Krieges. Dieser wird in Vers 4 genannt. Zwölf Jahre lang waren die genannten fünf Fürsten Kedor‑Laomor tributpflichtig gewesen. Da sie sich offenbar stark genug fühlten, schüttelten sie das harte Joch der Reparationszahlungen von sich ab. Das bewog Kedor‑Laomor, zum Schwert zu greifen. Es ist dies aber nur ein scheinbarer Grund, denn die Schrift läßt uns noch andere Gründe erblicken.
Ein weiterer Grund ist Überhebung über das andere Volk. Das ist das eigentliche Urübel, denn Oberhebung war Satans Sünde (Jes 14,13.14). Die Vorherrschaftssucht hat Kriegslustige stets rücksichtslos gemacht und Ströme von Blut und Tränen gefordert. Auch Kedor‑Laomor war von diesem Hochmut erfüllt und rüstete zum Kriege; und so ist es bis in unsere Tage geblieben.
Irdischer Ruhm und Nationalstolz. Kedor‑Laomor fühlte sich in seinem Ehrgeiz verletzt, darum griff er zu den Waffen. Auch der Gegenpartei ließ es ihre vermeintliche Ehre nicht zu, länger tributpflichtig zu sein. So legt wie immer ein Krieg schon den Keim zu dem nächsten.
Ausbeutung. Die Gegend von Sodom glich äußerlich einem Gottesgarten, sie war sehr fruchtbar und hatte in den Erdharz‑(Asphalt‑) Quellen noch besondere Naturschätze aufzuweisen, die wohl geeignet waren, die Begierde der Feinde zu wecken. Länder zu erobern, aus denen man mit wenig Mühe sich bereichern kann, war die tiefste Ursache vieler Kriege. Man denke nur an die grausamen Kolonialkriege. Doch bei alledem dürfen wir nie die Hand Gottes vergessen. Die Sodomiter waren vor Gott große Sünder, das Maß der Sünde war voll, und so schritt Gott richtend ein (Kap.13,13). Gott sucht die Völker für ihre Sünden heim und benutzt ihre Selbstsucht zu ihrer eigenen Züchtigung. So schrie Sodoms Sünde zu Gott, der sie durch Kedor‑Laomor züchtigte (Hes 16,49). Diesen aber strafte Gott bald durch Abram.
Die Strategie dieses Krieges. Die Angreifer benutzten jedes ihnen zur Verfügung stehende Mittel, jeden Vorteil.
Kedor‑Laomor verband sich mit anderen Fürsten, die in seinen Tagen mächtig waren, und fühlte sich so stark genug, den Angriff durchzuführen.
Er schnitt dem Gegner die Hilfsquellen ab (V. 5‑7) und unterjochte die umliegenden Völker, damit diese seinen Feinden nicht Hilfe leisten konnten.
Geländeschwierigkeiten boten Kedor‑Laomor einen weiteren Vorteil. Die Erdharzquellen waren den fliehenden Feinden sehr hinderlich und sollten ihnen den sicheren Tod bringen.
Zu all diesem mag sich eine moralische Spekulation gesellt haben. Das Lasterleben der Sodomiter mag Kedor‑Laomor nicht unbekannt gewesen sein, bekanntlich lähmt ein solches die Kampfkraft der Truppe. Der Untergang des babylonischen wie auch des römischen Reiches ist ein sehr nachdrücklicher Beweis dafür. Bequemlichkeit, Luxus, Laster machen den Menschen kampfunfähig. Das gilt ganz besonders auch in geistlicher Hinsicht.
Der Kriegsausgang. Aus dem Schriftbericht geht hervor, daß er für beide Parteien sehr verhängnisvoll wurde. Wohl hatte Kedor‑Laomor zunächst einen glänzenden Sieg errungen und glaubte, am Ziel seiner habgierigen Wünsche zu sein. Er konnte auf eine große Kriegsbeute an Menschen und irdischen Gütern blicken, glaubte, in Zukunft über viele Sklaven verfügen zu können, und hatte große Freude an der wilden Flucht seiner Gegner. Aber wie bald sollte ihm ein gleiches Schicksal zuteil werden (vgl. 1Sam 30).
Ein besonderer, uns schon bekannter Kriegsgefangener. Unter den Gefangenen befanden sich auch Lot und dessen Familie. Er hatte irdische Güter dem Leben als Pilger und am Altar vorgezogen. Nun mußte er nicht nur sehen, wie alles zerrann, sondern er mußte auch befürchten, daß er sogar in die Sklaverei kam. Wer sich wie Lot den Wegen Gottes entzieht, verliert auch Seinen Schutz und erfährt die Wahrheit von 1Joh 2,17. Die Welt vergeht mit ihrer Lust.` Die Verbindung mit der Welt bereitet dem Gläubigen stets schwere Verluste, hauptsächlich am inwendigen Menschen.
Wer die Süßigkeit weltlicher Gelüste kosten will, muß auch ihre bitteren Pillen schlucken. Der einzig richtige Weg ist der der Absonderung. Viele Gläubige werden am Tage Christi innerlich so arm vor dem Richterstuhl stehen, wie Lot es in irdischer Beziehung geworden ist. Man lese hierzu 1Kor 3,11 ff., dort zeigt uns die Schrift das untreue Gotteskind und wie all seine Werke im Gerichtsfeuer verbrennen. Es selbst wird zwar wie Lot aus dem Gerichtsfeuer gerettet werden, doch sein Lohn wird dahin sein. Der vorliegende Bericht beweist uns aber auch, wie Gott mitten im Gericht über verschiedene Völker das zeitliche und ewige Wohl des Mannes nicht vergaß, für den Abram gewiß gebetet hat. Das ermuntert uns auch, den Hoffnungslosesten nicht aufzugeben, sondern im Glauben für seine Rettung oder Wiederherstellung einzutreten.