Behandelter Abschnitt 1. Mose 14,1-12
Die Schlacht der Könige
Dieses Kapitel berichtet uns die Geschichte der Empörung von fünf Königen gegen Kedorlaomer und der daraus entstehenden Schlacht. Der Heilige Geist kann sich mit den Bewegungen der Könige und ihrer Heere beschäftigen, wenn sie in irgendeiner Weise mit dem Volk Gottes in Berührung kommen. Abraham war nicht persönlich in diese Empörung und ihre Folgen verwickelt. Sein Zelt und sein Altar konnten weder Anlass zu einer Kriegserklärung bieten, noch standen sie in Gefahr, durch den Ausbruch oder den Ausgang des Streites berührt zu werden. Wie könnte auch der Besitz eines himmlischen Menschen die Habsucht oder den Ehrgeiz der Könige und Eroberer dieser Welt reizen? Wenn auch Abraham nicht durch die Schlacht der „vier Könige gegen die fünf“ berührt wurde, so war es mit Lot doch anders. Seine Stellung war so, dass sie ihn in die ganze Angelegenheit verwickelte. Solange wir durch die Gnade den Weg des Glaubens gehen, befinden wir uns außerhalb des Bereiches der Umstände, die diese Welt erschüttern. Wenn wir aber unsere hohe Stellung als solche, deren „Bürgertum in den Himmeln ist“ (Phil 3,20), verlassen und einen Namen, einen Platz und ein Teil auf der Erde suchen, müssen wir auch damit rechnen, von den Erschütterungen und Wandlungen dieser Welt berührt zu werden.
Lot hatte sich in den Ebenen Sodoms niedergelassen, und folglich wurde er auch durch die Kriege Sodoms schwer betroffen. Es wird bitter und schmerzlich werden für ein Kind Gottes, wenn es mit den Kindern dieser Welt in Verbindung tritt. Nicht nur seine Seele, sondern auch das Zeugnis, das Gott ihm anvertraut hat, leidet ernsten Schaden. Welches Zeugnis konnte Lot in Sodom ablegen? Bestenfalls ein äußerst schwaches. Schon die Tatsache, dass er sich an diesem Ort angesiedelt hatte, gab seinem Zeugnis den Todesstoß. Jedes Wort gegen Sodom und gegen das gottlose Leben seiner Bewohner wäre ein gegen ihn selbst gerichtetes Urteil gewesen, denn warum war er dort? Es scheint jedoch überhaupt nicht, dass er beim Aufschlagen seiner Zelte „bis nach Sodom“ je die Absicht gehabt hat, für Gott ein Zeugnis abzulegen. Persönliche und Familien-Interessen bildeten ohne Zweifel die Triebfeder seines Handelns, und obwohl Petrus uns sagt, dass „der unter ihnen wohnende Gerechte durch das, was er sah und hörte, Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken quälte“, so ist es doch deutlich, dass er, selbst wenn er gewollt hätte, wenig Kraft besitzen konnte, um diese „gesetzlosen Werke“ zu strafen (2Pet 2,8).
Wir sehen also, dass wir niemals von zwei Absichten zugleich geleitet werden können. Ich kann z. B. nicht zu gleicher Zeit meine zeitlichen Interessen und die des Evangeliums Christi verfolgen. Wenn ich irgendwohin gehe, um Geschäfte zu machen, so ist das Geschäft mein Zweck und nicht die Verkündigung des Evangeliums. Freilich kann ich mir vornehmen, meine Geschäfte zu besorgen und zugleich das Evangelium zu predigen, aber es ist klar, dass das eine oder das andere mein Zweck sein muss. Das bedeutet nicht, dass ein Diener Christi nicht segensreich das Evangelium predigen und zugleich sein Geschäft betreiben kann, aber in diesem Fall wird nicht das Geschäft, sondern das Evangelium der eigentliche Zweck sein, der ihn leitet. Paulus predigte das Evangelium und machte auch Zelte. Jedoch nicht die Herstellung der Zelte, sondern die Verkündigung des
Evangeliums war sein Zweck. Wenn ich meine Geschäfte im Auge habe, wird meine Predigt bald zu fruchtloser Formsache, selbst dann, wenn ich sie nicht dazu benutze, meine Habsucht zu heiligen. Das Herz ist sehr trügerisch und täuscht uns oft in erstaunlicher Weise, wenn wir einen bestimmten Zweck erreichen wollen. Es wird sehr glaubhafte Gründe für unser Handeln finden, bis die Augen unseres Verstandes verdunkelt sind durch persönliche Interessen oder durch einen nicht gerichteten Eigenwillen und den wahren Charakter dieser Scheingründe nicht mehr erkennen. Wie oft begegnet man Personen, die ihre falsche Stellung zwar erkannt haben, sich aber damit rechtfertigen, dass ihnen diese Stellung einen weiteren Wirkungskreis eröffnet. Die einzige Antwort Gottes auf solche Ausflüchte ist: „Siehe, Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder“ (1Sam 15,22). Beweist nicht die Geschichte Abrahams und Lots zur Genüge, dass wir der Welt am besten dienen, wenn unsere Trennung von ihr gewissenhaft und unser Zeugnis aufrichtig ist?