Behandelter Abschnitt 1Sam 23,1518
Verse 15–18 | Jonathan ermutigt David
15 Und David sah, dass Saul ausgezogen war, um nach seinem Leben zu trachten; und David war in der Wüste Siph, im Wald. 16 Da machte sich Jo nathan, der Sohn Sauls, auf und ging zu David in den Wald und stärkte seine Hand in Gott. 17 Und er sprach zu ihm: Fürchte dich nicht; denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden. Und du wirst König werden über Israel, und ich werde der Zweite nach dir sein; und auch mein Vater Saul weiß es so. 18 Und sie schlossen beide einen Bund vor dem HERRN. Und David blieb im Wald, und Jonathan ging in sein Haus.
David kann nirgends lange bleiben. Er muss von einem Ort zum nächsten flüchten. Zugleich beschützt Gott ihn und gibt ihn nicht in die Hand Sauls. Während dieser Flucht gibt es eine unerwartete Begegnung mit Jonathan. Der „stärkte seine Hand in Gott“. Jonathan stärkt David in seinem Ver trauen auf Gott.
Geistliche Gemeinschaft und brüderliche Anteilnahme während Erpro bungen sind eine Erquickung. Es fühlt sich an wie der Tau des Himmels. Es geht nicht so sehr darum, wo wir sie bekommen können, sondern wo wir sie geben können. Das Kommen Jonathans zu David in die Wüste ist ge nauso das Timing Gottes, wie das Kommen von Titus zu Paulus in Maze donien. „Denn auch als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern in allem waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen. Der aber die Niedrigen tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft [des] Titus; nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, womit er bei euch getröstet worden war – als er uns kundtat eure Sehnsucht, euer Wehklagen, euren Eifer für mich, so dass ich mich umso mehr freute“ (2Kor 7,5-7).
Jonathan ermutigt David, indem er ihm sagt, dass er keine Angst vor sei nem Vater haben muss. Er weiß, dass es seinem Vater nicht gelingen wird, ihn zu töten. Er erinnert ihn daran, dass er König werden wird. Das ist ihm von Gott versprochen worden und für Jonathan steht es darum fest, dass David das auch werden wird. Bis hierhin spricht Jonathan die Sprache des Glaubens. Das ist die einzige Art und Weise, wodurch jemand ermutigt werden kann.
Was er dem in Bezug auf sich selbst hinzufügt, ist nicht die Sprache des Glaubens. Es ist wohl die Sprache der Demut, wenn wir sehen, dass er den zweiten Platz einnehmen will. Doch das wird nicht geschehen. Es steht ihm nicht zu, diesen Platz für sich selbst zu reservieren (vgl. Mt 20,21.23). Der Grund ist, dass er David nicht in seiner Verwerfung nachfolgt. Nur die, die leiden, werden auch herrschen. Das gilt auch für uns: „Wenn wir ausharren, [so] werden wir auch mitherrschen“ (2Tim 2,12).
Jonathan kann als Sohn Sauls auch nicht als Herrscher mit David verbun den sein, weil nichts vom Haus Sauls mit der Regierung über Gottes Volk verbunden sein kann. David tritt nicht die Nachfolge von Jonathans Vater an, sondern nimmt seinen Platz ein. Saul ist ein König nach dem Herzen des Volkes. Mit David beginnt ein vollständig anderes Königtum, ein Kö nigtum des Mannes nach dem Herzen Gottes.
Was Jonathan von seinem Vater sagt, macht den furchtbaren Abfall Sauls deutlich. Saul handelt wider besseres Wissen. Nachdem das gesagt wurde, schließen sie aufs Neue einen Bund. Dann kommt die endgültige Tren nung. Jonathan geht wieder in sein Haus und David flüchtet weiter. Von Jonathan lesen wir nicht, dass er zum Palast zurückkehrt, oder dass er sich bei den Verfolgern Davids einreiht, sondern dass er in sein Haus geht.
Er ist kein Nachfolger des verfolgten Davids, aber auch kein Verfolger. Wir können wohl ein hartes Urteil über Jonathan fällen, aber lasst uns damit mal vorsichtig sein. Seine Liebe zu David zeigte sich in vielerlei Hinsicht. Wir hören David auf beeindruckende Weise von seiner Liebe zu Jonathan zeugen (2Sam 1,26). Von der Seite Davids kommt kein einziger Vorwurf gegen Jonathan. Lasst uns das dann auch nicht tun.