Behandelter Abschnitt 1Sam 14,3844
Verse 38–44 | Jonathan als Schuldiger gezeigt
38 Da sprach Saul: Tretet hierher, alle Häupter des Volkes, und erkennt und seht, wodurch diese Sünde heute geschehen ist. 39 Denn [so wahr] der HERR lebt, der Israel gerettet hat, wenn sie an meinem Sohn Jonathan wäre, so sollte er gewiss sterben! Und niemand antwortete ihm aus dem ganzen Volk. 40 Und er sprach zu ganz Israel: Seid ihr auf der einen Seite, und ich und mein Sohn Jonathan wollen auf der anderen Seite sein. Und das Volk sprach zu Saul: Tu, was gut ist in deinen Augen. 41 Und Saul sprach zu dem HERRN, dem Gott Israels: Gib ein vollkommenes [Los]! Und Jonathan und Saul wurden getrof fen, und das Volk ging frei aus. 42 Und Saul sprach: Werft [das Los] zwischen mir und meinem Sohn Jonathan! Und Jonathan wurde getroffen. 43 Da sprach Saul zu Jonathan: Teile mir mit, was du getan hast. Und Jonathan teilte es ihm mit und sprach: Mit dem Ende des Stabes, der in meiner Hand war, habe ich ein wenig Honig nur gekostet; siehe, ich muss sterben! 44 Und Saul sprach: So tue [mir] Gott, und so füge er hinzu, du musst gewiss sterben, Jonathan!
Auch bei diesem Schweigen Gottes fragt sich Saul nicht, woher es kommt. Er denkt überhaupt nicht an sich selbst als Ursache. Da ist er komplett blind für. Er spricht wohl aus, dass der HERR Israel erlöst. Das ist bei reli giösen Menschen immer die Vermischung: Eigensinnigkeit und auch das Aussprechen von Wahrheiten.
Genauso wie einst Jephta (Ri 11,30.34.35) ist Saul bereit, sein Kind seiner Gesetzlichkeit zu opfern, in der Überzeugung, dass das vor Gott recht sei. Auf die Drohungen Sauls, zu erzählen, wer die Ursache für das Schweigen Gottes ist, reagiert das Volk nicht. Das Volk will Jonathan nicht verraten.
Als Saul nicht durch das Volk Klarheit bekommt, versucht er es durch das Los. Dabei geht er nicht Stamm für Stamm vor, sondern macht direkt eine Trennung zwischen sich selbst und Jonathan auf der einen Seite und dem Volk auf der anderen Seite. Er scheint nicht viel Zeit verlieren zu wollen mit dem Befolgen von komplizierten Abfolgen, obwohl sie dem Willen Gottes entsprechen. Auch hier fügt sich das Volk wieder in den Willen Sauls.
Saul befiehlt Gott, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Gott lässt sich nicht befehlen, aber Er lenkt doch das Los. Das Los zeigt auf Saul und Jonathan. Dadurch geht das Volk frei aus. Gott verschont sein Volk. Saul befiehlt dann, dass das Los zwischen ihm und Jonathan geworfen wird. Er weiß, dass es nicht auf ihn fallen kann, aber der Form halber lässt er doch das Los werfen. In der Tat wird Jonathan gezeigt.
Dann befiehlt Saul Jonathan, zu berichten, was er getan hat. Jonathan ist voller Ergebenheit. Er zeugt von dem, was er getan hat. Jonathan entschul digt sich nicht, indem er sagt, dass er das Gebot Sauls nicht gehört hat. Die se Unwissenheit wird weder von Jonathan noch von dem Volk angeführt. Jonathan ist bereit zu sterben. Seine Haltung ist beachtenswert. Er vertei digt sich nicht, er beginnt auch nicht, seinen Vater wegen dessen Torheit anzugreifen. Er erkennt seine Tat an, aber nicht als Sünde.
Nach dem „Bekenntnis“ seines Sohnes Jonathan bricht Saul los. Das böse Herz Sauls ist bereit, seinen Sohn zu töten. In seiner Torheit ist er in der Lage, den einzigen Mann des Glaubens unter ihnen zu töten. Er hat es geschworen und muss also Wort halten. Wie weit ist Saul von der Gnade entfernt! Er hat selbst kein Teil daran und kennt daher auch keine Gna de gegenüber anderen, sogar nicht gegenüber seinem eigenen Sohn, der einen so großen Sieg für Israel errungen hat.