Behandelter Abschnitt Rt 3,1618
Verse 16–18 | Ruth kommt zu Noomi zurück
Und sie kam zu ihrer Schwiegermutter; und sie sprach: Wie steht es mit dir, meine Tochter? Und sie berichtete ihr alles, was der Mann ihr getan hatte,
und sprach: Diese sechs [Maß] Gerste gab er mir, denn er sagte zu mir: Du sollst nicht leer zu deiner Schwiegermutter kommen. 18 Und sie sprach: Bleib, meine Tochter, bis du weißt, wie die Sache ausfällt; denn der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache heute zu Ende geführt hat.
Nachdem Ruth aufgestanden ist, geht sie sofort zu ihrer Schwiegermutter. Diese fragt sie: „Wer bist du?“ Diese Frage hat auch Boas ihr gestellt, als sie nachts zu ihm kam und er sie entdeckte (Vers 9; vgl. Fußnote der EÜ. zu Vers 16: wörtl. „Wer bist du?“). Wir haben schon gesehen, dass dies nicht bedeuten muss, dass er sie nicht kannte. Er wollte von ihr ein persönliches Zeugnis hören. Auf seine Frage antwortet Ruth, wer sie ist und was sie für ihn sein will (seine Magd), aber auch was er für sie ist (der Löser). Als Noomi sie fragt, tut sie das mit Sicherheit nicht, weil sie nicht mehr weiß, wer Ruth ist. Mit ihrer Frage meint Noomi, wie Ruth jetzt zurückkommt, in welcher Eigenschaft: Bist du eine Verstoßene oder bist du die zukünfti ge Frau des Boas? Darin liegt auch die Frage, ob Ruth die Ruhe gefunden hat, die Noomi für sie sucht (Vers 1).
Diese Frage kann in praktischer Hinsicht auch an uns Gläubige gestellt werden. Haben wir Ruhe im Herrn gefunden, wenn wir irgendwo gewe sen sind? Warum geh ich hier oder dort hin? In welcher Eigenschaft bin ich dort? Wie stehe ich vor Gott?
Ruths Antwort ist, ebenso wie die Antwort an Boas, ein Zeugnis. Dieses Mal zeugt sie nicht von sich selbst, wer sie ist. Jetzt zeugt sie von Boas. Sie erzählt Noomi alles, was er „ihr getan hatte“, und das, obwohl alles noch geschehen muss. Es scheint so, dass sie im Glauben das ganze Resultat des Werkes sieht, das Boas für sie tun wird.
Nachdem sie zu Ende erzählt hat, zeigt sie, was Boas ihr mitgegeben hat und berichtet Noomi, was er gesagt hat. Das hat Noomi sehr ermutigt, denn sie begreift die hoffnungsvolle Botschaft, die in dem Zeichen und den Worten enthalten ist. Im Glauben misst sie dem Geschenk den richti gen Wert bei und zieht die richtige Schlussfolgerung. Sie rät ihrer Schwie gertochter, nun ruhig abzuwarten, das heißt auf ihn zu warten.
Der Rat Noomis schließt an das an, was Boas am Ende von Vers 13 gesagt hat. Wir können darin den Rat für jemanden sehen, der auf dem Weg zur vollen Gewissheit des Glaubens ist. Volle Glaubensgewissheit erhält man nicht durch eigene Anstrengung, sondern durch einfältiges Vertrauen auf den Herrn und sein Wort. Es geht darum, still zu sein und die Rettung des Herrn zu sehen (2Mo 14,14). Darin liegt Kraft.
Ruth kann Ruhe finden, weil Boas, wie Noomi sagt, nicht ruhen wird, be vor er die Sache nicht zu einem guten Ende gebracht hat. So ruht auch der Herr Jesus nicht, bis wir Ruhe finden in der Gegenwart Gottes. Er wird es für uns vollenden (Ps 138,8). Wir dürfen in dem Vertrauen leben, dass Er sein Werk vollendet (Phil 1,6). Das können wir auf unsere Bekehrung anwenden, aber auch auf die Praxis unseres Glaubenslebens, wo viel ge schehen kann, was uns möglicherweise in Unruhe versetzt. So ist der Herr mit uns beschäftigt, weil Er uns liebt.
Es geht auch um ein Ruhen in dem Ergebnis seines Werkes, das ist seine Gemeinde, für die Er das Werk vollbracht hat. Wenn Er sie bei sich hat, wird Er in seiner Liebe ruhen. Jetzt ist Er noch immer damit beschäftigt, uns als seine Gemeinde zu heiligen und zu reinigen. Darum hat Er sich selbst hingegeben am Kreuz und gibt sich noch immer im Himmel für sie hin, das heißt, dass Er sich fortdauernd für sie verwendet (Eph 5,25.26). Solange wir noch hier sind, gönnt Er sich selbst keine Ruhe. Er vollendet sein Werk – und zwar bald.