Behandelter Abschnitt Rt 3,1415
Verse 14.15 | Zurück in der Stadt
14 Und sie lag zu seinen Füßen bis zum Morgen; und sie stand auf, ehe einer den anderen erkennen konnte; denn er sprach: Es werde nicht bekannt, dass eine Frau auf die Tenne gekommen ist! 15 Und er sprach: Gib den Überwurf her, den du anhast, und halte ihn. Und sie hielt ihn, und er maß sechs [Maß] Gerste und legte sie ihr auf; und er ging in die Stadt.
Ruth tut alles, was Boas sagt. Sie bleibt die ganze Nacht hindurch an sei nem Fußende. Wir haben bereits gelesen, dass sie „bis zum Abend“ auf dem Feld des Boas Ähren aufgelesen hat (Kap. 2,17). Das bedeutet, dass sie den ganzen Tag mit dem Auflesen der Ähren beschäftigt war. Hier sehen wir die zwei Seiten des Christenlebens. Auf der einen Seite sind wir als „Söhne des Tages“ (1Thes 5,4.8) tätig „solange es Tag ist“ (Joh 9,4). Auf der anderen Seite leben wir, in dem Bewusstsein, dass wir mit einem verwor fenen Herrn verbunden sind, in der Nacht dieser Welt (Röm 13,12). In der Nacht ist es wichtig, nahe bei Ihm zu sein, zu seinen Füßen. Das deutet hin auf die Gemeinschaft mit Ihm, um auf Ihn zu hören (Lk 10,39).
Bevor die Sonne aufgeht, steht Ruth auf. Sie tut das, weil Boas sie auffor dert zu gehen, und er tut das aus Sorge um sie und ihren guten Ruf. Die Verbindung mit Boas wächst, aber sie ist noch nicht vollständig zustande gekommen. Darum kann es seinerseits noch keine öffentliche Erklärung seiner Liebe für sie geben.
Der Herr Jesus muss zuerst sein Werk in einer Seele befestigen, bevor Er sich öffentlich im Leben eines solchen Menschen zeigen kann. Bei jeman dem, der keinen Frieden mit Gott durch den Glauben an das vollbrachte Werk des Herrn Jesus hat, kann Er nicht sichtbar werden. Es kann Hingabe und Treue vorhanden sein, aber diese Kennzeichen, so wertvoll sie auch sind, lassen mehr von der eigenen Person sichtbar werden als von Ihm. Und um Ihn allein muss es letztendlich immer gehen.
Wenn Boas sie auch noch nicht öffentlich als mit ihm verbunden anerken nen kann, so sind doch seine Güte und Gnade ihr gegenüber unvermin dert. Er gibt ihr sechs Maß Gerste mit. Sechs ist die Zahl des Menschen und weist auf Unvollständigkeit hin, während die Zahl Sieben auf Vollkom menheit hinweist. Das siebte Maß wird sie im folgenden Kapitel mit Boas selbst empfangen. Dann hat sie ihn, nicht nur einen Teil seines Besitzes, sondern ihn selbst und damit auch seinen ganzen Besitz.
Die Gerste, die Boas ihr mitgibt, ist ein ausdrückliches Geschenk für Noo mi (Vers 17). Es ist ein Zeichen seines Wohlwollens. Er hat es selbst abge messen. Was Ruth empfängt, empfängt auch Noomi. Wir sehen hier wie der die Beziehung zwischen Noomi und Ruth, und damit auch ein Bild von der Beziehung zwischen dem alten Israel und dem Überrest, dem neu en Israel. Das alte Israel wird in der Zukunft doch noch gesegnet werden, und zwar in dem neuen Israel.
Dieses alte Israel ist nicht das Israel, das Gott in der Kreuzigung seines Sohnes verworfen hat, sondern das Israel, das Gott immer in denen, die Ihm treu geblieben sind, gesehen hat. Die alten Verheißungen, die ihnen galten, werden in dem Überrest erfüllt, wenn alle, die Ihm aus dem alten Israel vertrauen, alles empfangen werden, was Er ihnen versprochen hat. Wir sehen das auch darin, dass das Kind, das Ruth bekommt, Noomi zu gerechnet wird (Kap. 4,14.15). Was Ruth bekommt, bekommt auch Noomi. Im neuen Israel bekommt das alte Israel alles, was Gott ihnen verheißen hat.