Behandelter Abschnitt Rt 1,56
Verse 5.6 | Noomi kehrt nach Israel zurück
5 Da starben auch die beiden, Machlon und Kiljon; und die Frau blieb von ihren beiden Söhnen und von ihrem Mann [allein] übrig. 6 Und sie machte sich auf, sie und ihre Schwiegertöchter, und kehrte aus den Gebieten von Moab zurück; denn sie hatte im Gebiet von Moab gehört, dass der Herr sich seinem Volk zugewandt habe, um ihnen Brot zu geben.
Es scheint so, dass das Eheglück von Machlon und Kiljon nur kurz währte. Sie sterben, noch bevor von Kindern die Rede ist. Nun hat Noomi jede männliche Stütze verloren. Um sie herum gibt es nichts mehr, worauf sie sich noch stützen könnte. Auch wenn sie in die Zukunft blickt, gibt es kei nerlei Perspektive. Sie hat sich mit ihrem Mann und ihren Kindern in eine Sackgasse begeben und hat nun das Ende dieses Weges erreicht.
Obwohl sie keinen Ausweg sieht, ist sie doch nicht ganz ohne Ausweg (2Kor 4,8). An diesem Tiefpunkt ihres Lebens, als alles verloren ist, ent steht in Noomi das Verlangen, wieder in das Land Israel zurückzukehren.
Dass dieses Verlangen in ihr erwacht, ist noch nicht einmal so sehr die Folge des Elends, in dem sie sich befindet. Doch weil sie nun völlig allein vor allem steht, hat der Herr jetzt wieder Raum, dieses Verlangen in ihr zu wecken. Er lässt die Nachricht zu ihr durchdringen, dass Er dem Land wieder Brot gegeben hat.
Der Herr ergreift die Initiative. Vielleicht hatte sie nach all dem Elend – dem Tod ihres Mannes und ihrer beiden Söhne – überhaupt kein Verlan gen zurückzugehen. Doch der Herr bewirkt in ihr dieses Verlangen, zu Ihm und zum Erbteil zurückzukehren. So macht Er das immer. Er bewirkt ein Verlangen nach Ihm und danach, Buße zu tun.
Es ist weniger die Einsicht, dass alles verloren ist, die einen Menschen zu rückkehren lässt, sondern die Erinnerung an zu Hause, wie auch beim ver lorenen Sohn: „Als er aber zu sich selbst kam, sprach er: Wie viele Tagelöh ner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen; mache mich wie einen deiner Tagelöhner“ (Lk 15,17-19). Es ist das Verlangen nach dem, was Gott geben kann.
Wenn wir uns als Christen von Gott entfernt haben und von dem Ort, wo Er Segen gibt, müssen wir zuerst einsehen, dass wir nicht das gefunden haben, was wir suchten. Das Suchen nach Befriedigung unserer Wünsche, losgelöst vom Herrn Jesus und dem Weg, den Gott uns zu Ihm hin weist, läuft über kurz oder lang immer auf Enttäuschung hinaus. Erst dann gibt es wieder Raum für den Geist Gottes, das Verlangen in uns zu wecken nach allem, was Gott uns an geistlichen Segnungen in Christus gegeben hat. Wenn dieses Verlangen in uns entsteht, ist es der erste Schritt auf dem Weg zur Wiedererlangung der Freude an den Segnungen.