Behandelter Abschnitt Ri 8,5-9
Verse 5–9 | Verweigerung der Mitarbeit
Und er sprach zu den Männern von Sukkot: Gebt doch dem Volk, das mir nachfolgt, einige Laibe Brot; denn sie sind ermattet, und ich jage den Königen von Midian, Sebach und Zalmunna, nach. 6 Und die Obersten von Sukkot sprachen: Ist die Faust Sebachs und Zalmunnas schon in deiner Hand, dass wir deinem Heer Brot geben sollten? 7 Da sprach Gideon: Darum, wenn der HERR Sebach und Zalmunna in meine Hand gibt, werde ich euer Fleisch mit Dornen der Wüste und mit Stechdisteln zerdreschen! 8 Und er zog von dort nach Pnuel hinauf und redete zu ihnen auf dieselbe Weise. Und die Männer von Pnuel antworteten ihm, wie die Männer von Sukkot geantwortet hatten. 9 Da sprach er auch zu den Männern von Pnuel und sagte: Wenn ich in Frieden zurückkomme, so werde ich diesen Turm niederreißen!
Nachdem der Konflikt mit Ephraim durch das sanftmütige Auftreten Gideons beigelegt ist, bekommt er es mit einem neuen Konflikt zu tun. Der Konflikt mit Ephraim drehte sich noch um den Anteil an dem Kampf. Der Konflikt, der jetzt entsteht, betrifft solche, die nicht an dem Kampf teilnehmen wollen. Es geht noch nicht einmal um eine aktive Teilnahme, sondern lediglich um die Unterstützung derer, die an der Befreiung des Volkes aktiv beteiligt sind. Gideon hatte ein Recht auf ihre Sympathie und Unterstützung.
Die Obersten von Sukkot, das auf dem Gebiet des Stammes Gad liegt, rechnen aus, dass 300 erschöpfte Männer niemals gegen 15.000 erfahrene Kämpfer gewinnen können. Diese würden sich nach dem ersten Überraschungsangriff Israels natürlich umgruppieren. Gideon soll erst einmal beweisen, dass er wirklich die Könige des Feindes erwischen kann. Diese unbestimmte, zögernde und schließlich abweisende Haltung nehmen sie ein. Sie wollen erst einmal die Ergebnisse sehen.
Was sie übersehen, ist das Einzige, worauf es ankommt: Ist der HERR mit den 300 erschöpften Männern oder nicht? Sie stellen die Menschen vor, die zuerst sehen wollen und dann erst glauben. Sie wollen zuerst ein greifbares Ergebnis sehen und beabsichtigen erst dann teilzunehmen. Es geht ihnen um die Dinge, die man sieht. Dies ist der Geist der Welt und des Unglaubens. Hier ist eine Stadt, die jegliche Gemeinschaft mit den Kämpfern für Gott verweigert. So etwas kann eine sehr entmutigende Auswirkung auf jeden haben, der sich für den Herrn einsetzen will. Diese Menschen denken noch zu groß von der Macht des Feindes und legen denen, die sich der Sache Gottes weihen, allerlei Hindernisse in den Weg.
Paulus hat ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass alle ihn verließen, doch er reagierte anders als Gideon. Er sagt: „Es werde ihnen nicht zugerechnet“ (2Tim 4,16). Das heißt nicht, dass Gideon verkehrt reagieren würde. Brot zu haben und es nicht zu geben, während es um des Fortgangs des Zeugnisses willen nötig ist, verlangt nach Vergeltung. Diejenigen, die sich dem Werk des Herrn widersetzen, werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen, auch wenn die Zeit dafür jetzt noch nicht gekommen ist, weil der Kampf alle Aufmerksamkeit erfordert.
Pnuel verhält sich genauso wie Sukkot und wird daher dasselbe Los teilen. Pnuel bedeutet „Angesicht Gottes“. Diese Stadt erinnert an das Ringen Jakobs mit Gott, das dort etwa 500 Jahre zuvor stattgefunden hatte (1Mo 32,22-33). Dort wird Jakob an der Hüfte geschlagen, wodurch er sich beständig dessen bewusst ist, dass seine Schwachheit Gott die Gelegenheit gibt, seine Kraft zu erweisen. Diese Lektion haben die Einwohner vergessen. Ebenso wie Sukkot sehen sie auf das, was vor Augen ist und rechnen mit menschlichen Faktoren. Die Strafen, die Gideon ankündigt, besehen wir weiter bei den Versen 16 und 17.