Behandelter Abschnitt Off 18,3-10
Verse 3-10 „Geht aus ihr hinaus, mein Volk“
Wie bereits erwähnt, gibt es bei Babylon nicht nur religiöse Hurerei, es gibt auch eine wirtschaftliche Verbindung zur Welt. Babylon ist nicht nur ein falsches religiöses System, sondern auch eine große politische und wirtschaftliche Macht in der Welt. Das hat die Nationen dazu verführt, aus dem Becher, der mit Wein funkelt und den sie anbot, zu trinken. Der Wein wird hier mit der Wut ihrer Hurerei verbunden. Es ist die listige Täuschung der Hure, die vorspiegelt, der Handel mit ihr würde Gewinn bringen und Freude geben, obwohl sie in Wirklichkeit böse Absichten hat.
Die Nationen haben ihre durchtriebene Absicht nicht durchschaut und ha- ben den angebotenen Handel eifrig betrieben. Die Führer der Völker ha- ben sich dadurch auf verwerfliche Weise mit ihr verbunden. Ihren Charak- ter als Hure hat sie nicht verhehlt, aber die Kaufleute haben sich gern mit ihr eingelassen. Von ihrem Reichtum ging eine große Macht aus. Die Kauf- leute der Erde haben bei ihr das große Geld gesehen und wollten daraus so viel Profit wie möglich ziehen.
Babylon (oder Rom) hat ihren Reichtum zum großen Teil dadurch erwor- ben, dass sie die Errettung der Seele zum Kauf anboten. Unzählige Milliar- denbeträge sind von Menschen, die glaubten, dass sie ihren Lieben den Himmel erkaufen könnten, an die römische Kirche gezahlt worden. Dave Hunt beschreibt in einem seiner Bücher1 außer solchen schändlichen Ver- drehungen des Evangeliums, wodurch viele Hunderte Millionen von Men- schen betrogen wurden, noch viel mehr Schändlichkeiten. Er berichtet von korrupten Finanzgeschäften, von Geldwäsche aus dem Drogenhandel, dem Handel mit gefälschten Wertpapieren und Zusammenarbeit mit der
Mafia, die lange Zeit weltweit ihre Aufträge vom Vatikan erhielt (doku- mentiert in Polizeiberichten).
Auch der Wert der Kunstschätze, die im Besitz Roms sind, ist unschätzbar. Die römisch-katholische Kirche ist mit Abstand die reichste Institution der Welt. Und das, obwohl Christus und seine Jünger in Armut lebten. Christus sagte seinen Jüngern, dass sie auf der Erde keine Schätze sammeln sollten (Mt 6,19). Die römische Kirche hat damit nichts zu schaffen, sondern hat eine Fülle von Reichtum gesammelt, die beispiellos ist und worüber der Papst die höchste Verfügungsgewalt und die letzte Entscheidung hat.
Dieses bis in den tiefsten Kern völlig verdorbene und gottlose System kann kein Wohnort für das Volk Gottes sein. Wie freundlich der Papst oder sei- ne Untergebenen auch sprechen mögen, es sind Stimmen aus dem Ab- grund. Für das Volk Gottes ertönt eine Stimme aus dem Himmel, die dazu auffordert, aus diesem System hinauszugehen. Es ist nicht möglich, dort zu bleiben, ohne mit seinen Sünden Gemeinschaft zu haben. Dort zu bleiben, bedeutet auch, an den Plagen teilzuhaben, die sie treffen werden. Es ist der letzte Aufruf in der Schrift, das zu verlassen, was in Kürze gerichtet werden wird, weil man dem Christus der Schriften nicht seinen wahren Platz gegeben hat. Das Ziel besteht darin, für den Herrn eine reine Braut zu sein.
Jeder Gläubige wird hier auf die Notwendigkeit hingewiesen, sich von je- dem religiösen System zu trennen, das eine unreine Verbindung zu der gottlosen Welt unterhält. Buchstäblich ist der Befehl, hinauszugehen, frü- her an Juda ergangen, das sich im Exil in Babylon befand (Jes 48,20; 52,11; Jer 50,8; 51,6.9). Trennung vom Bösen war für die Gläubigen zu allen Zei- ten notwendig und wird es auch – wie hier – nach der Entrückung der Ge- meinde sein. Für uns geht es um Absonderung in einer geistlichen Bedeu- tung, und zwar in dreierlei Hinsicht: Wir werden aufgefordert, uns von der Welt abzusondern (2Kor 6,17), vom Judentum, das Christus verwirft (Heb 13,13) und von den falschen Christen (2Tim 2,19-22).
Zur der Zeit, wenn Babylon fällt, ist die Gemeinde bereits entrückt. Das bedeutet nicht, dass in der falschen Kirche, die es dann noch gibt, keine Gläubigen mehr sein werden. Das Volk Gottes, das hier aufgerufen ist, aus ihr hinauszugehen, besteht aus Gläubigen, die durch die Allmacht Gottes in dieser falschen Kirche zur Bekehrung gekommen sind. Es ist jedoch un- möglich, dort zu bleiben. Gott kann dort nicht sein und steht im Begriff, das System zu richten. Auch wenn jemand persönlich keinen Anteil an dem Bösen hat, das in diesem System herrscht, so wird er doch, indem er dort bleibt, verunreinigt, denn das bedeutet Stützung und Förderung des Bösen (siehe 2Joh 11).
Die Plagen, die den Vatikan treffen werden, hat er so sehr verdient, dass man es ein Wunder nennen kann, dass Gott dieses System so lange ertra- gen hat. Doch Gott richtet erst, wenn das Maß der Ungerechtigkeit voll ist (vgl. 1Mo 15,16). Im Falle des Vatikans mit all seinen durch düstere Prakti- ken erworbenen Reichtümern kommt das Gericht, wenn seine Sünden aufgehäuft sind bis zum Himmel. „Aufgehäuft“ bedeutet buchstäblich zu- sammengeklebt oder hochgemauert wie Steine in einem Gebäude. Wenn ihre Sünden diese Höhe und diese Dichte erreicht haben, gedenkt Gott ih- rer Ungerechtigkeiten. Das bedeutet nicht, dass Gott sie für eine Zeit ver- gessen hat, sondern dass Er zu handeln beginnt.
Das doppelte Maß der Vergeltung entspricht ihrer eigenen zweifachen Handlungsweise. Ihre Werke sind von schrecklicher Bosheit gekennzeich- net. Das Doppelte liegt wahrscheinlich darin, dass sie sich für gerecht und treu ausgab, obwohl sie ungerecht und untreu war. Sie täuschte in jeder Hinsicht etwas vor. Der Kelch, den sie zu trinken gab, war daher auch ein Kelch, den sie gemischt hatte. Sie vermischte Wahrheit mit Lüge, Wohltat mit Habgier. Sie stellte den Himmel vor, machte ihn jedoch zu einer Quelle finanziellen Gewinns. Gerade diese Vermischung macht sie Gott so verhasst. Gott hasst jede Sünde, doch am meisten hasst Er Sünden, die unter dem Schein von Gottesfurcht begangen werden.
Mit ihrem ganzen einnehmenden Wesen und den Appellen an die Welt, doch in Frieden miteinander zu leben, ist sie lediglich darauf aus, sich selbst zu verherrlichen. Was immer sie auch an Wahrheit predigt, der Zweck ist nicht die Verherrlichung Gottes, sondern ihre eigene Verherrli- chung. Wenn der Papst ein Buch über Jesus schreibt, das von Theologen, auch von orthodoxen Theologen, bejubelt wird, ist das ein Meisterstück Satans. Das setzt den Papst noch fester in den Sattel.
Er kann in theologischer Hinsicht viele richtige Dinge über Jesus schreiben, doch wenn er seine Stellung und das System, das er repräsentiert, nicht verurteilt, hat er nicht die ganze Wahrheit Gottes über Jesus geschrieben. Er setzt sein üppiges Leben fort. Wenn er dort bleibt, wird er von den Pla- gen empfangen und die Qual und die Trauer teilen, die den Vatikan treffen werden. In seinem Herzen hält er an seiner Stellung der Herrschaft fest. Auch bleibt er bei seinem Anspruch, dass die Kirche die Braut Christi ist. Jeder Gedanke an Trauer ist ihm fremd. Er erwartet ja, dass sie einmal die Weltherrschaft besitzen wird.
Ihre Plagen werden an einem Tag kommen, schnell und unabwendbar. Mit ganzer Heftigkeit werden die zehn Könige ihr einen vernichtenden Schlag zufügen, weil Gott die zu diesem Gericht gebraucht, wie du am Ende des vorigen Kapitels gesehen hast. Nichts mildert das Gericht, das sie trifft. Es ist ohne jede Barmherzigkeit, ohne irgendwelches Mitleid. Sie hat es mit dem Herrscher des Universums zu tun, mit dem allmächtigen Gott, unter dessen rächender Hand all ihre Scheinherrlichkeit sich in Tod und Trauer und Hunger verwandelt. Sie tat so, als könnte sie Leben, Glück und Sätti- gung im Tausch gegen Geld und Waren geben. Nun empfängt sie, was sie unzähligen wehrlosen Opfern angetan hat. Sie ist durch den starken Herrn und Gott gefallen, gegen den jeder Gedanke an Widerstand geradezu lä- cherlich ist.
In seiner Herrlichkeit und Erhabenheit unterwirft Er diese Witwe, wobei Er das Mittel gebraucht, das Er in seiner Souveränität als das am besten ge- eignete Mittel ansieht. Durch den Gebrauch dieses Mittels, die zehn Köni- ge, kommen die Plagen auf die heftigste Weise über sie. Sie hatte niemals erwartet, dass das Tier, auf dem sie ritt, sich gegen sie wenden würde. Doch die politische, wirtschaftliche und kulturelle Macht Babylons wird auf genau die Weise gerichtet werden, wie Gott es will. Das Gericht ist zudem endgültig. Sie wird mit Feuer verbrannt werden. Auf der Erde bleibt nichts als Asche von ihr übrig. Sie wird daraus niemals wieder auferstehen, denn ihre ewige Bestimmung ist das ewige Feuer, in das sie geworfen werden wird und das ewig über sie herrschen wird.
Die zehn Könige, die unter der Herrschaft Roms standen, die sich jedoch gegen sie kehrten und durch die Gott sie richtete, sind nicht die einzigen Könige. Es gibt auch Könige überall auf der Erde, die in besonderer Weise von ihr profitierten. Sie hatten intime Beziehungen mit ihr und schwelgten in dem Luxus, den das verschaffte. Durch das Gericht über Babylon ist das nun ein für allemal vorbei. Das macht sie sehr traurig. Es ist jedoch keine Traurigkeit über das, was mit ihr geschehen ist, sondern über das, was sie dadurch verloren haben. Die Könige sehen das Gericht, haben jedoch kein Mitleid mit ihr. Ihr Egoismus treibt ihnen Tränen auf die Wangen und ist die Ursache für ihr Wehklagen. Wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen, erkennen sie, dass es aus und vorbei ist.
Die Könige kommen ihr nicht zu Hilfe, sondern bleiben auf Abstand. Neben dem egoistischen Kummer haben sie auch Angst, weil sie die Qual der Stadt sehen. Deshalb wollen sie nicht zu nahe kommen. Lieber stehen sie von fern, als dass sie hinzutreten und sehen, was von Babylon übrig ist. So sehen sie, dass von diesem gewaltigen, mächtigen wirtschaftlichen Boll- werk nichts übriggeblieben ist. Die Heftigkeit, die Schnelligkeit und Plötz- lichkeit des Gerichtes, das sie getroffen hat, macht ihnen deutlich, dass ei- ne größere Macht am Werk ist.
1 Die Frau und das Tier – Geschichte, Gegenwart und Zukunft der römischen Kirche, Biele- feld (CLV), 1995.↩︎