Behandelter Abschnitt Off 15,6 - 16,4
Verse 6-16,4 Die sieben Engel vorgestellt – die Schalen, ausgegossen auf die Erde, das Meer, die Ströme und die Wasserquellen
Der Tempel ist vor den Augen von Johannes geöffnet. Dann sieht er von dort, nicht wie du vielleicht hättest erwarten können, den Hohenpriester oder Priester kommen. Nein, er sieht Engel daraus hervorkommen. Die Engel kommen nicht mit Segen aus dem Heiligtum, sondern mit Gericht. Sie haben die sieben Plagen, von denen du in Vers 1 gelesen hast, dass es die letzten Plagen sind.
Das Aussehen der Engel flößt Ehrfurcht ein. Sie sind mit reinem, glänzen- dem Leinen bekleidet, was zeigt, dass sie Gott in seiner Heiligkeit vertre- ten. Überall dort, wo sie im Gericht auftreten, steht ihre Reinheit in schar- fem Kontrast zu dem Schmutz der Gegenstände, die sie richten. Durch die- sen Gegensatz wird die Gerechtigkeit des Gerichtes unterstrichen.
Um die Brust haben sie zudem goldene Gürtel. Ihre Brust spricht von ih- rem Inneren, ihrem Herzen, ihren Empfindungen. Auch Engel haben Emp- findungen. Sie sind keine gefühllosen Maschinen, die emotionslos das aus- führen, was ihnen aufgetragen ist. Die Empfindungen dieser Engel sind durch die Herrlichkeiten Gottes bestimmt; davon spricht das Gold. Die Herrlichkeiten Gottes sind alle seine Eigenschaften, die von Ihm offenbar geworden sind. Auch im Gericht werden seine Herrlichkeiten wie Heiligkeit und Gerechtigkeit sichtbar. Alles, was diesen Herrlichkeiten, wie sie in die- sen goldenen Gürteln dargestellt werden, nicht entspricht, wird von den Engeln gerichtet. Darin sind sie dem Herrn Jesus ähnlich (1,13).
Dann kommt eins der vier lebendigen Wesen hervor. Die lebendigen We- sen sind eng mit dem Thron Gottes verbunden (4,6.7), dem Ort, wo Recht gesprochen wird. Eins von ihnen gibt jedem der Engel eine goldene Schale. Jede Schale ist voll mit dem Grimm Gottes. Die sieben Schalen zusammen machen deutlich, dass es um einen vollkommenen Grimm geht. Die Scha- len sind breite, flache Schüsseln, deren Inhalt also leicht und schnell aus- gegossen werden kann.
Wenn die Schalen ausgeleert sind, gibt es nichts mehr, worüber der Grimm Gottes noch losbrechen müsste. Was du hier siehst, ist daher ein besonders feierlicher, aber auch schrecklicher Augenblick. Die sieben schrecklichsten Plagen in der Geschichte der Erde brechen jetzt los. Diese Plagen werden Tod und Verderben stiften und allem Leben ein Ende berei- ten. Damit endet jede Form von Leben, das ohne Gott gelebt wurde. Nur in Gott ist Leben. Er lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Was kein Leben aus Ihm hat, wird in alle Ewigkeit durch die Qualen des Todes gequält werden.
Wenn die Schalen ausgeteilt sind, wird der Tempel mit Rauch gefüllt. Das ist diesmal nicht die Wolke der Herrlichkeit Gottes, in den Er sich einhüllte, als Er zu seinem Volk kam, um im Zelt oder im Tempel auf der Erde zu wohnen (2Mo 40,34.35; 1Kön 8,10-12; vgl. Jes 6,4). Hier geht es um die Herrlichkeit Gottes, die im Gericht entfaltet wird und in der seine Macht sichtbar wird. Durch den Rauch ist es nicht mehr möglich, in den Tempel hineinzugehen, um Fürbitte zu tun (vgl. Klgl 3,44). Die Zeit der Fürbitte ist vorbei. Es gibt keinen Aufschub mehr, die Gerichte sind nicht mehr abzu- wenden; sie sind endgültig. Erst wenn die Gerichte vollständig ausgeführt sind und alles, was im Widerspruch zu Gott steht, weggetan ist, kann der Tempel wieder betreten werden.