Behandelter Abschnitt Jos 1,1-4
Einleitung
Josua nimmt den Platz Moses ein. Mose (der Gesetzgeber) durfte das Volk nicht ins Land bringen. Für diese große Aufgabe wird Josua vom HERRN mit den Worten ermutigt, dass Er mit ihm sein wird (Jos 1,5.9). Dreimal hört Josua: „Sei stark und mutig“ (Jos 1,6.7.9). Wenn wir unsere Segnungen in Besitz nehmen wollen, sagt der Herr Jesus auch zu uns: „Ich bin bei euch alle Tage“ (Mt 28,20).
Aber vorher müssen die Israeliten drei Tage am Jordan bleiben. Der Jordan ist der Fluss des Todes. Er ist für uns ein Bild des Todes und der Auferstehung des Herrn Jesus. Israel muss den Jordan überqueren, um in das Land zu kommen. So muss uns klar sein, dass wir nur durch den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus Zugang zu den Segnungen des Landes bekommen können.
Verse 1–4 | Der HERR sagt Josua das Land zu
1 Und es geschah nach dem Tod Moses, des Knechtes des HERRN, da sprach der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Diener Moses, und sagte: 2 Mein Knecht Mose ist gestorben; und nun, mach dich auf, geh über diesen Jordan, du und dieses ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Kindern Israel, gebe. 3 Jeden Ort, auf den eure Fußsohle treten wird – euch habe ich ihn gegeben, so wie ich zu Mose geredet habe. 4 Von der Wüste und diesem Libanon bis zum großen Strom, dem Strom Euphrat, das ganze Land der Hethiter, und bis zum großen Meer gegen Sonnenuntergang, soll eure Grenze sein.
Bevor sie in das Land hineinziehen konnten, war es nötig, dass Mose starb. Es ist nicht nach Gottes Plan, dass sein Volk den Segen in Verbindung mit Mose erben soll, das heißt auf der Grundlage des Gesetzes. Auch der Christ wird nicht durch das Gesetz gesegnet. Jeder Segen wird auf der Grundlage der Gnade empfangen. Dieses Bewusstsein gibt Kraft, um dem neuen Führer, dem auferstandenen und verherrlichten Christus, zu folgen.
Nach dem Tod Moses ist jedoch noch die Rede von einer gewissen Verbindung zwischen Mose und Josua. Josua wird hier, nach dem Tod Moses, auch noch der „Diener Moses“ genannt. Der Name Mose kommt noch etwa sechzigmal im Buch Josua vor. Mose behält seinen Platz, allerdings nicht als ein lebender Mittler, sondern als das geschriebene Wort Gottes.
Der Geist ist, nachdem der Herr Jesus in den Himmel eingegangen ist, das heißt nach seiner Verherrlichung, als Diener des Herrn Jesus auf die Erde gekommen (Joh 7,39). Alles, was Er dem Volk Gottes auf der Erde zeigt, nimmt Er von dem, was des Herrn Jesus ist, um es uns zu verkündigen (Joh 16,14). Der Heilige Geist nimmt den Platz eines Dieners ein. Er will uns die Früchte des verheißenen Landes zeigen. Dafür benutzt Er das geschriebene Wort.
Alles, was Mose im Auftrag Gottes befohlen hatte, sind deutliche Worte Gottes. Josua stellt die Kraft dar, die dem Volk zur Verfügung steht, um das, was verheißen ist, in Besitz zu nehmen. Der Gläubige besitzt Gottes Wort. Der Heilige Geist gibt dem Gläubigen die Kraft, um die himmlischen Segnungen zu empfangen und in Besitz zu nehmen.
Kanaan ist ein Bild vom Himmel. Das ist wohl bekannt. Doch oft denkt man nur daran, dass wir dort hineingehen, wenn wir die Erde verlassen. Wenn das so wäre, könnten wir mit dem größten Teil des Buches nichts anfangen. Wie müssten wir dann den Kampf verstehen? Wir sind in einem Buch des Kampfes, der nötig ist, um das Land zu erobern. Ohne Kampf – kein Land. Das kann sich niemals auf das Entschlafen des Gläubigen beziehen, denn wenn der Gläubige entschläft, ist er sofort in Frieden. Bei Untreue kann das Volk wieder aus dem Land vertrieben werden. Auch das kann unmöglich von einem Gläubigen gesagt werden, der nach dem Entschlafen in den Himmel (besser: ins Paradies) gegangen ist.
Die neutestamentliche Entsprechung des Buches Josua ist der Epheserbrief. Darin wird uns gesagt, dass wir im Herrn Jesus in den himmlischen Örtern sind und dass wir durch unsere Verbindung mit Ihm und aufgrund seines Werkes am Kreuz alles mit Ihm teilen, was sein Teil ist. Das Land ist die himmlische Atmosphäre, in der wir uns schon jetzt befinden und wo wir alles genießen können, was wir in Christus empfangen haben. Alle Segnungen, die wir empfangen haben, stehen in Verbindung mit einem himmlischen Christus. Wir, die Gläubigen der Gemeinde, sind sein Leib. Wir sind schon im Himmel, weil wir in Ihm sind. Aber im Buch Josua geht es darum, dass wir das, was wir im Prinzip schon besitzen, tatsächlich in Besitz nehmen und darin wohnen.
Das Land ist ein Geschenk Gottes an sein Volk. Er gibt es ihnen, oder besser: Er hat es gegeben: „Jeden Ort, auf den eure Fußsohle treten wird – euch habe ich ihn gegeben“ (Vers 3). Es ist ein Ratschluss Gottes, und damit steht es fest. Hier ist nicht die Rede davon, was Er geben wird, sondern was Er gegeben hat. Sein Volk muss es einfach in Besitz nehmen. Man kann wissen, dass man reich ist durch ein Erbe, das man bekommen hat, doch man hat nichts davon, wenn man das Erbe nicht in Besitz nimmt und sich daran erfreut. So ist es mit unseren geistlichen Reichtümern. Sie sind unser Eigentum, aber um sich daran zu erfreuen, müssen wir sie in Besitz nehmen, indem wir unseren Fuß darauf setzen (5Mo 11,24).
Die einzige Möglichkeit, in das Land hineinzugehen, ist durch den Jordan. Der Jordan ist, wie schon gesagt, der Todesfluss. Aber so, wie das Eingehen in das Land nicht durch den leiblichen Tod des Gläubigen geschieht, ist der Durchzug durch den Jordan nicht der leibliche Tod des Gläubigen. Der Jordan stellt den Tod und die Auferstehung des Christus dar. Durch den Tod und die Auferstehung Christi ist der Gläubige nun in den himmlischen Örtern. Um die Segnungen, die dort sind, wirklich zu genießen, muss der Gläubige sich bewusst sein, dass er mit Christus gestorben und auferstanden ist (Eph 2,4-6).
Das Land ist riesig. Wie es hier vorgestellt wird (Vers 4), hat Israel es nie besessen. Am Ende des Buches ist noch viel Land übrig. Das gilt auch für uns. Es ist immer neues Gebiet in Besitz zu nehmen. „Wir erkennen stückweise“ (1Kor 13,9) und nehmen stückweise in Besitz. Wenn mit dem Kommen des Herrn „das Vollkommene gekommen sein wird“ (1Kor 13,10), werden wir das Ausmaß unserer Segnungen besser erfassen.
Die Grenzen des Landes werden gebildet durch eine Wüste im Süden, einen großen Berg Libanon im Norden, den großen Strom, den Strom Euphrat im Osten und das große Meer im Westen. Dazwischen wohnen die Hethiter. Sie sind eins der sieben Völker, die in Kanaan wohnen, und in ihnen
werden alle Völker dargestellt. Sie werden hier als einzige genannt, wahrscheinlich weil sie die gefürchtetsten Feinde sind.
Die Grenzen geben an, was außerhalb des verheißenen Landes liegt und worauf das Volk deshalb nicht den Fuß setzen soll. Die Grenzen stellen die verschiedenen Charakterzüge der Welt dar: die Dürre der Wüste; Macht, symbolisiert durch einen Berg; Wohlstand, symbolisiert durch einen Fluss; Unruhen und Heimsuchungen, dargestellt im Meer. Der Gläubige muss sich davor hüten, diese Grenzen zu überschreiten.
Wir sind auch schwach im Kampf. Es ist ein großes Vorrecht, Gottes Wort zu lesen und betend zu studieren, um all diese Segnungen in unser Herz aufzunehmen, damit sie in unserem Leben zur Auswirkung kommen. Wir dürfen dabei dankbar von Kommentaren Gebrauch machen, in denen andere auslegen, was sie an Segnungen entdeckt und genossen haben.
Aber es gibt auch eine andere Seite. Der Feind sitzt nicht still und will uns aus dem Land vertreiben. Das sehen wir im Handeln der Könige Kanaans. Der Feind meldet sich und flüstert uns ein, unser Geld nicht für Lektüre zum Bibelstudium auszugeben und unsere Zeit nicht zum Bibelstudium zu verwenden, weil es andere und wichtigere Dinge gebe. Oder er versucht, uns zur Sünde zu verleiten. Er wird alles tun, um uns davon abzuhalten, uns mit dem verherrlichten Herrn im Himmel zu beschäftigen.
Glücklicherweise sind wir nicht dem Feind ausgeliefert. Wir haben den wahren Josua bei uns, das ist Christus, und zwar durch seinen Geist. Wenn wir für den Geist säen, werden wir die Früchte des Landes ernten. Die Frucht ist das ewige Leben: „Wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten“ (Gal 6,8).