Behandelter Abschnitt 1Tim 6,11b-13
Verse 11b-13 Streben, kämpfen, ergreifen, bezeugen
Timotheus wird also einerseits aufgefordert zu fliehen, andererseits soll er aber auch nach Dingen streben und kämpfen. Es geht hier um eine immer wiederkehrende und fortwährende Aktivität. Du wirst damit nie fertig. Du kannst nicht sagen, dass der Moment in deinem Leben kommen wird, wo du nicht mehr fliehen, Dingen nachstreben und kämpfen musst.
Nach dem Negativen (aber dem notwendigen „Fliehen“) folgt nun das Positive: Du musst deine Energie einsetzen, um nach etwas zu streben oder zu jagen (siehe auch Röm 14,19; Phil 3,12.14; 1Thes 5,15; Heb 12,14). In diesem Wort liegt eine Aktivität sowie ein zügiges und zielgerichtetes Handeln. Dabei geht es darum, dass die ge- nannten Dinge, nach denen du streben solltest, ein praktischer Bestandteil deines Lebens werden.
Als Erstes wird Gerechtigkeit genannt. Damit ist nicht die Gerechtigkeit aus Gott ge- meint, die du aufgrund des Glaubens empfangen hast (Phil 3,9b), so dass du dich nicht mehr vor der Hölle zu fürchten brauchst. Nein, hier geht es um das, was sich in deinem Leben zeigt. Es geht darum, dass dein Reden und Handeln gerecht ist.
Das ist der Fall, wenn es mit den Rechten Gottes übereinstimmt. Du wirst dann nie- mandem etwas vorenthalten, sondern jedem das geben, worauf er ein Anrecht hat. Das kann sich auf Geld beziehen, aber auch auf die Art und Weise, wie du deine Zeit als Arbeitnehmer zubringst, oder auf die Ehre, die du jemandem erweist.
Das Nächste, nach dem es zu streben gilt, ist „Gottseligkeit“. Wie bereits in der Ein- leitung erwähnt, bedeutet Gottseligkeit Ehrfurcht vor Gott und eine auf Ihn ausge- richtete Haltung, die Ihm wohlgefällig ist. Das beinhaltet, dass du Gott gegenüber die richtige Haltung einnimmst. Du ehrst Ihn, wenn du gottesfürchtig lebst. Das hat nichts mit Angst vor Gott zu tun, sondern mit einer Angst vor dir selbst, etwas zu tun, was Ihn verunehren könnte.
In Bezug auf „Glauben“ gilt das Gleiche wie bei „Gerechtigkeit“. Es geht hier nicht um den errettenden Glauben, der dir das Bewusstsein gibt, ein Kind Gottes zu sein, sondern um das praktische Glaubensvertrauen. Es ist eine Aufforderung, dich anzu- strengen, Gott in allen Dingen des täglichen Lebens zu vertrauen, obwohl du Ihn nicht siehst. Ein Leben des Glaubens steht einem Leben gegenüber, bei dem man sich nur von dem leiten lässt, was man sieht und was greifbar ist. Halte daran fest, dass die Dinge, die du siehst, zeitlich sind, die Dinge aber, die du nicht siehst, ewig.
Vielleicht hättest du erwartet, dass „Liebe“ an erster Stelle gestanden hätte. Das ist also nicht der Fall. In einer christlichen Welt, wo viele tun, was recht ist in ihren Au- gen, geht es in erster Linie darum, nach Gerechtigkeit zu streben. Das heißt aber nicht, dass es ohne Liebe ginge. Nach Liebe zu streben, heißt, in der Liebe zuzuneh- men. Deine Liebe zu Gott, zu deinen Brüdern und Schwestern sowie zu deinem Nächsten im Allgemeinen muss wachsen. Liebe ist das Wesen Gottes (1Joh 4,8.16). Er will, dass wir diese Liebe praktisch sichtbar werden lassen. „Ausharren“ ist nötig, weil wir in einer Welt leben, die darauf aus ist, uns das Leben als Mensch Gottes schwer zu machen. Als Mensch Gottes muss man gegen den Strom schwimmen und darf nicht aufgeben. Solange wir noch nicht beim Herrn sind, haben wir Ausharren nötig. Schöne Beispiele dafür hast du in Kaleb (5Mo 1,36 und Jos 14,8.9.14) und in den Gläubigen der Anfangszeit der Gemeinde (Apg 2,42). Um auszuharren, darfst du dich auf die Hilfe Gottes stützen, der „der Gott es Aus- harrens“ genannt wird (Röm 15,5). „Sanftmut des Geistes“ ist das abschließende Kennzeichen des Menschen Gottes. Das zeigt uns die Gesinnung, in der wir ausharren sollen. Bei allem Widerstand, der dir begegnet, besteht die Gefahr, bitter zu werden oder dich aufzulehnen oder Böses mit Bösem zu vergelten. Ein Mensch Gottes reagiert jedoch so, wie der Herr Jesus es getan hat (Mt 11,29). Dann bestehst du nicht auf deinen eigenen Rechten, sondern siehst davon zugunsten anderer gerade ab.
Wenn du nach diesen Eigenschaften strebst, bist du gut darauf vorbereitet, „den gu- ten Kampf des Glaubens“ zu kämpfen. Wie bereits gesagt, kann man in der Welt nicht als ein Mensch Gottes leben, ohne dabei Widerstand zu erfahren. Wer als Mensch Gottes lebt, kann Kampf nicht vermeiden.
Bei dem Kämpfen hier geht es eigentlich nicht darum, Krieg zu führen. Natürlich hast du es mit einem Feind zu tun, der Widerstand leistet. Doch du wirst nicht auf- gerufen, dich auf den Widersacher zu konzentrieren, sondern auf Gott. Hier geht es deshalb auch nicht um den Kampf gegen einen Feind, sondern um das Kämpfen in einem Wettkampf, bei dem es darum geht, entsprechend den Regeln zu kämpfen.
Die Regeln wurden im Vorhergehenden genannt. Man hat dann die Kraft, den guten Kampf zu kämpfen und den Preis zu gewinnen.
Der gute Kampf ist der Kampf des Glaubens. Ein Mensch Gottes setzt sich dafür ein, alles, was den Glauben ausmacht und was ihn beinhaltet, bis zum Ende seines Le- bens hier auf der Erde festzuhalten. Wenn du ein Mensch Gottes sein willst, darfst du keine Glaubenswahrheit aufgeben. Das heißt, dass du biblischen Begriffen auch die volle biblische Bedeutung zuerkennst und ihnen keine andere Bedeutung gibst. Paulus konnte sagen, dass er diesen Kampf gekämpft hatte (2Tim 4,7).
Du bist dann auch in der Lage, den nächsten Befehl auszuführen, der zu einem ge- waltigen Segen führt, wenn man ihn befolgt: „Ergreife das ewige Leben.“ Das wird zu jemandem gesagt, der das ewige Leben bereits besitzt. Die Aufforderung „er- greife“ richtet sich also nicht an einen Ungläubigen, sondern an einen Gläubigen.
Gemeint ist deshalb, dass du genießt, was du besitzt, dass du dich dadurch leiten lässt und dass du darin und danach lebst. Du streckst dich dann nach dem aus, was du einmal in seiner ganzen Fülle im Himmel genießen wirst. Das ewige Leben ist der Herr Jesus (1Joh 5,20). Mit Ihm Umgang zu haben, ist das Schönste, was es auf der Erde gibt und was wir im Himmel dann vollkommen genießen werden.
Das ist es, „zu dem du berufen worden bist“. Timotheus hatte den Ruf Gottes bei seiner Bekehrung gehört. Das endgültige Ziel der Berufung besteht darin, das ewige Leben in vollem Umfang und ungestört bei Ihm zu genießen. Dass er das ewige Le- ben besaß, hatte Timotheus „bekannt … vor vielen Zeugen“. Es war „das gute Be- kenntnis“. Du kannst von außen nicht erkennen, ob jemand ewiges Leben hat. Dazu gehört ein Bekenntnis. Dabei kannst du an die Taufe denken. Das ist ein öffentliches Zeugnis, dass du mit deinem alten Leben abgerechnet hast und dass du fortan „in Neuheit des Lebens“ wandeln willst (Röm 6,4).
Die vielen Zeugen, vor denen Timotheus einmal sein gutes Bekenntnis abgelegt hatte, waren nicht immer in seiner direkten Nähe. Wer jedoch stets bei ihm war und sein Leben beobachtete, war Gott und war der Herr Jesus. Paulus stellt Timotheus zuallererst in die Gegenwart Gottes. Er stellt Gott als denjenigen vor, „der alles am Leben erhält“. Gott ist der Erhalter des Lebens aller Menschen (4,10). Er ist auch der „Quell des Lebens“ (Ps 36,9). Ebenso wie Timotheus darfst du dir dessen bewusst sein, dass Er dir alles gibt, damit du als sein Zeuge auftreten kannst. Du darfst Zeug- nis von dem wirklichen Leben ablegen.
Danach stellt Paulus sein Kind im Glauben in die Gegenwart des Herrn Jesus. Auch Er ist ganz in das Zeugnis, das seine Jünger ablegen, einbezogen. Im Blick auf das Ablegen des guten Bekenntnisses ist Er das vollkommene Vorbild. Das kann man natürlich in Bezug auf das ganze Leben des Herrn Jesus sagen. Dennoch weist Pau- lus auf einen besonderen Augenblick im Leben des Herrn Jesus hin, um deutlich zu machen, worauf es beim Ablegen des guten Bekenntnisses ankommt. Das war der Augenblick, als der Herr vor Pontius Pilatus stand.
Pilatus fragt den Herrn, ob Er ein König sei. Der Herr bezeugt dann, dass Er das tat- sächlich sei. Aber der Herr geht noch weiter. Er erklärt, dass sein Reich nicht von dieser Welt sei, auch wenn Er ein König sei. Das macht Ihn zu einem verworfenen König. Genau darin besteht das gute Bekenntnis, das von dir erwartet wird. Du ge- hörst zu einem Reich, das nicht von dieser Welt ist, und zu einem verworfenen König. Wenn du vor der Welt daran festhältst und es bezeugst, bist du ein würdiger Jünger des Herrn Jesus, auf den Er mit Wohlgefallen herabblickt.