Behandelter Abschnitt 5Mo 28,47-57
Verse 47–57 | Unter den grausamsten Feinden
47 Weil du dem HERRN, deinem Gott, nicht mit Freude und mit fröhlichem Herzen gedient hast wegen des Überflusses an allem, 48 wirst du deinen Feinden dienen, die der HERR gegen dich senden wird, in Hunger und in Durst und in Blöße und in Mangel an allem; und er wird ein eisernes Joch auf deinen Hals legen, bis er dich vertilgt hat. 49 Der HERR wird aus der Ferne, vom Ende der Erde her, eine Nation gegen dich herbeiführen, so wie der Adler fliegt, eine Nation, deren Sprache du nicht verstehst; 50 eine Nation harten Angesichts, die die Person des Greises nicht ansieht und des Knaben sich nicht erbarmt; 51 und die die Frucht deines Viehs und die Frucht deines Landes verzehren wird, bis du vertilgt bist; die dir weder Getreide [noch] Most, noch Öl, [noch] das Geworfene deiner Rinder, noch die Zucht deines Kleinviehs übrig lassen wird, bis sie dich zugrunde gerichtet hat. 52 Und sie wird dich belagern in allen deinen Toren, bis deine Mauern, die hohen und festen, auf die du vertraust, in deinem ganzen Land gefallen sind; und sie wird dich belagern in allen deinen Toren, in deinem ganzen Land, das der HERR, dein Gott, dir gegeben hat. 53 Und in der Belagerung und in der Bedrängnis, womit dein Feind dich bedrängen wird, wirst du die Frucht deines Leibes essen, das Fleisch deiner Söhne und deiner Töchter, die der HERR, dein Gott, dir gegeben hat. 54 Der weichlichste und am meisten verzärtelte Mann unter dir, dessen Auge wird missgünstig sehen auf seinen Bruder und auf seine eigene Frau und auf die übrigen seiner Kinder, die er übrig behalten hat, 55 dass er keinem von ihnen vom Fleisch seiner Kinder geben wird, das er isst; weil ihm nichts übrig geblieben ist in der Belagerung und in der Bedrängnis, womit dein Feind dich bedrängen wird in allen deinen Toren. 56 Die Weichlichste unter dir und die am meisten Verzärtelte, die vor Verzärtelung und vor Verweichlichung nie versucht hat, ihre Fußsohle auf die Erde zu setzen, deren Auge wird missgünstig sehen auf ihren eigenen Mann und auf ihren Sohn und auf ihre Tochter, 57 wegen ihrer Nachgeburt, die zwischen ihren Beinen hervorgeht, und wegen ihrer Kinder, die sie gebiert; denn sie wird sie im Geheimen aufessen aus Mangel an allem, in der Belagerung und in der Bedrängnis, womit dein Feind dich bedrängen wird in deinen Toren.
In den vorausgegangenen Gruppen von Plagen bezieht sich der Fluch auf alle Seiten und Bereiche des Lebens. Liebe zu seinem Volk bringt Mose dazu, ein noch abschreckenderes Bild zu zeichnen, damit das Volk doch gehorsam bleibt gegenüber Gottes Geboten.
Der HERR hat seinem Volk Segen im Überfluss geschenkt. Das kann nur dazu führen, Ihm „mit Freude und mit fröhlichem Herzen“ zu dienen. Wenn das nicht geschieht, ist das die gröbste Form der Undankbarkeit. Gott kann nicht anders, als sein Volk der grausamsten Unterdrückung auszusetzen.
Bei einem Volk „vom Ende der Erde her“ können wir an die Assyrer, die Babylonier (oder Chaldäer) und an die Römer denken. Alle drei haben Jerusalem viel Böses angetan. In diesen Versen scheint es mehr um die Unterdrückung durch die Römer zu gehen (mit einem Adler in der Fahne!), während die vorhergehenden Verse mehr die Chaldäer als Feinde beschreiben.
Die Verse 52–57 handeln von der Belagerung Jerusalems und beschreiben erschütternde, unvorstellbare Szenen. Vornehme, verwöhnte Frauen Jerusalems, die sich in besseren Zeiten tragen ließen (die noch „nie versucht hat, ihre Fußsohle auf die Erde zu setzen“), werden jede natürliche Liebe zu ihren Kindern verlieren und sich verändern in Monster mit einem unmenschlichen, bestialischen Verhalten. In ihrer unbeschreiblichen Not nehmen sie nicht Zuflucht zu Gott, sondern zur niedrigsten Verhaltensweise, die denkbar ist: dem Essen ihrer eigenen Kinder (Klgl 4,10; 2Kön 6,28.29). Zu dieser tiefen Verdorbenheit führt der Ungehorsam gegenüber Gott.