Behandelter Abschnitt 5Mo 15,1-5
Verse 1–5 | Das Erlassjahr
1 Am Ende von sieben Jahren sollst du einen Erlass halten. 2 Und dies ist die Sache mit dem Erlass: Jeder Schuldherr soll das Darlehen seiner Hand erlassen, das er seinem Nächsten geliehen hat; er soll seinen Nächsten und seinen Bruder nicht drängen; denn man hat dem HERRN einen Erlass ausgerufen. 3 Den Fremden magst du drängen; was du aber bei deinem Bruder hast, soll deine Hand erlassen, 4 es sei denn, dass kein Armer unter dir ist. Denn der HERR wird dich reichlich segnen in dem Land, das der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt, es zu besitzen, 5 wenn du nur der Stimme des HERRN, deines Gottes, fleißig gehorchst, indem du darauf achtest, dieses ganze Gebot zu tun, das ich dir heute gebiete.
Die ersten beiden Verordnungen (Verse 1–11 und 12–18) schließen an die Aussagen der letzten Verse aus dem vorherigen Kapitel an, wo es um das Austeilen des Zehnten an die Armen ging.
Das Sabbatjahr wird im zweiten Buch Mose und im dritten Buch Mose genannt (2Mo 23,10.11; 3Mo 25,1-7). Dort geht es allein darum, dass das Land im siebten Jahr nicht bewirtschaftet werden, sondern brach liegen bleiben sollte. Über einen Erlass wird dort nichts gesagt. Das geschieht hier.
Nach dem dritten Jahr (5Mo 14,28) geht es hier um ein siebtes Jahr. Das siebte Jahr weist auf eine Vollkommenheit hin. Geistlich angewandt weist das hin auf das Resultat des Werkes des Herrn Jesus mit Blick auf die Gaben, die Er seinem Leib, der Gemeinde, gegeben hat. Sie sind zur Auferbauung gegeben, damit der ganze Leib zum vollen Wachstum kommen kann (Eph 4,12.13).
Levitendienst muss darauf gerichtet sein, dass Gläubige sich geistlich voll entwickeln können. Dann haben diese Gläubigen das siebte Jahr erreicht, das heißt, sie sind Väter in Christus geworden (1Joh 2,13.14). Das siebte Jahr wird durch Ruhe gekennzeichnet. Das sehen wir bei den Vätern in Christus: Sie haben alles in Christus gefunden und an Ihm genug.
Es geht in diesem Kapitel um die Ruhe von Schulden. Im siebten Jahr wird nicht über Schuld gesprochen. Es gibt keine Unruhe gegenüber Gläubigern. Wenn wir ungerecht behandelt wurden, steht der andere bei uns in der Schuld. Jemand, der seinem Fleisch uns gegenüber freien Lauf lässt, ist uns gegenüber schuldig. Es kann sein, dass die Schuld niemals abgelöst wird. Um die Schuldner geht es hier nicht, sie müssen es in Ordnung bringen. In diesem Kapitel geht es um die Gläubiger, um diejenigen, die das siebte Jahr erreichen. Es ist das Jahr des Erlasses.
Lassen wir Schulden stehen, so wie sie sind, und bestehen wir nicht auf unserem Recht, dass Buße getan wird? Wer auf seinen Rechten beharrt, ist eigentlich ein armer Bruder und eine arme Schwester, sie wissen nicht, was es heißt, im „siebten Jahr“ zu leben. Wenn wir auf unseren Rechten bestehen, haben wir wenig von dem Herrn Jesus gelernt. Er war reich und ist um unseretwillen arm geworden (2Kor 8,9).
Söhne Gottes ähneln Gott: Sie sind fröhliche Geber in der Nachfolge Gottes, der eine unaussprechliche Gabe gegeben hat (2Kor 9,15). Wir können von dem Gleichnis der Gläubiger mit großer und kleiner Schuld lernen (Mt 18,21-35). Wir fordern eine kleine Schuld ein und vergessen, dass uns eine enorm große Schuld erlassen wurde, die wir nie hätten bezahlen können. Der Maßstab, nach dem wir als Christen vergeben müssen, ist Gott und nicht wir selbst. Wir müssen lernen zu vergeben, wie Gott uns in Christus vergeben hat (Eph 4,32; Kol 3,13; vgl. Mt 6,11).
Schwierigkeiten in Glaubensgemeinschaften gehen selten nur um wirklich prinzipielle Dinge. Oft geht es um einen Zusammenstoß der Charaktere, wodurch Schulden entstehen. Wenn dann so ein siebtes Jahr anbricht, was kann das für eine Erleichterung sein. Wir bedenken zu wenig, dass wir reiche Menschen sind, gesegnet mit allen geistlichen Segnungen. Wir sind reiche Söhne Gottes. Wer sich dessen bewusst ist, kann die Schuld anderer ruhen lassen. Das nimmt übrigens nicht die Verantwortung des Schuldners weg, aber das, was er tun muss, steht hier nicht zur Debatte.
Es ist ein Erlass vor dem HERRN (Vers 2). Wir können es allein mit Blick auf den Herrn Jesus fertigbringen, auf die Einforderung der Schulden zu verzichten. Das wird seinen Segen nach sich ziehen. Es ist so, als ob wir gewissermaßen die Schuld Ihm in Rechnung stellen. Er vergütet allezeit, was nach seinem Willen erlassen wird. Erlassen macht nicht ärmer, sondern reicher: Gott verheißt seinen Segen (Vers 4) und löst diesen auch ein (Vers 6). Dadurch werden sie imstande sein, weiterhin Segen auszuteilen. Ausleihen versetzt in eine Position von Freiheit und Ansehen.
Israel hatte die Gelegenheit, das reichste und wohlhabendste Volk auf Erden zu werden. Diese Wohlfahrt wird nicht durch technologische Anstrengungen erworben, sondern durch Gehorsam gegenüber dem, was Gott gesagt hat. Ihnen wird selbst die Weltherrschaft in Aussicht gestellt, in der sie eine Stellung einnehmen, von der alle Völker Segen haben werden.