Behandelter Abschnitt 5Mo 15,6-11
Verse 6–11 | Das Leihen an Arme
6 Denn der HERR, dein Gott, wird dich segnen, wie er zu dir geredet hat; und du wirst vielen Nationen auf Pfand leihen, du aber wirst nichts auf Pfand entleihen; und du wirst über viele Nationen herrschen, über dich aber werden sie nicht herrschen. 7 Wenn ein Armer unter dir sein wird, irgendeiner deiner Brüder, in einem deiner Tore in deinem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt, so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand vor deinem Bruder, dem Armen, nicht verschließen; 8 sondern du sollst ihm deine Hand weit öffnen und ihm willig auf Pfand leihen, was erforderlich ist für den Mangel, den er hat. 9 Hüte dich, dass in deinem Herzen nicht ein Belialswort sei, dass du sprechest: Es naht das siebte Jahr, das Erlassjahr!, und dass dein Auge böse sei gegen deinen Bruder, den Armen, und du ihm nichts gebest, und er gegen dich zum HERRN schreie, und Sünde an dir sei! 10 Willig sollst du ihm geben, und dein Herz soll nicht ärgerlich sein, wenn du ihm gibst; denn wegen dieser Sache wird der HERR, dein Gott, dich segnen in all deinem Werk und in allem Erwerb deiner Hand. 11 Denn der Arme wird nicht aufhören inmitten des Landes; darum gebiete ich dir und spreche: Du sollst deinem Bruder, deinem Bedürftigen und deinem Armen in deinem Land, deine Hand weit öffnen.
Es geht nicht um die Gründe, warum der Arme arm geworden ist, sondern um die Haltung der Reichen, um ihre Gefühle von Mitleid und Barmherzigkeit zu prüfen. Gott erwartet von uns, dass wir unsere Hand weit öffnen und mit Freigebigkeit geben. In der Christenheit als Ganzes ist kaum eine Kenntnis der himmlischen Segnungen vorhanden. Gott liebt den fröhlichen Geber, das heißt, wir dürfen von unseren Reichtümern, die der Herr uns gegeben hat, weitergeben. Reiche Christen, damit sind solche gemeint, die ihre geistlichen Reichtümer kennen und danach leben, leihen nicht von anderen, sondern leihen selbst an andere aus. Dadurch wird eine gewisse Gleichheit vorhanden sein (2Kor 8,13.14).
Diejenigen, die ihre geistlichen Reichtümer kennen, haben dasselbe sündige Herz wie diejenigen, die diese Reichtümer nicht kennen. Die Argumente, um nichts zu geben, kommen aus einem sündigen Herzen (Vers 9). Ein verhärtetes Herz hält die Hand geschlossen. Es werden Ausreden gesucht, um den Verpflichtungen zu entkommen, unseren bedürftigen Geschwistern zu helfen (vgl. Jak 2,15.16). Wer ein verhärtetes Herz hat, zeigt, dass er dem Herrn hinsichtlich seiner Zusagen des Segnens nicht vertraut.
Wenn der Reiche sein Herz verschließt (1Joh 3,17), lädt er Sünde auf sich, für die er zur Verantwortung gezogen wird. Der Arme wird, wenn er es mit jemandem zu tun hat, der sein Herz verschlossen hat, zu dem HERRN rufen. Rufen zu dem Herrn bedeutet „hinzutreten zu dem Thron der Gnade“ (Heb 4,16). Dort ist Hilfe. In Ihm findet der Arme einen Freund, der sein Rufen hört und nicht beschämt.
Der Gedanke, dass Leihen direkt vor dem siebten Jahr gleichbedeutend ist mit Schenken, darf keine Verhinderung sein, großmütig die Not des anderen im Blick zu haben. Leihen (oder Schenken) muss mit Verstand und Einsicht in die Situation des anderen geschehen. Der HERR gibt nicht einen Auftrag, ohne Sinn und Verstand zu leihen, sondern „was erforderlich ist für den Mangel“ (Vers 8).
Wenn reiche Christen sich nicht umsehen nach armen Christen, um zusammen den Reichtum in Christus zu genießen, dann handeln sie der Sohnschaft unwürdig. Der Herr Jesus spricht davon, dass selbst an Feinde verliehen werden soll (Lk 6,35). Er macht dort deutlich, dass Söhne geben, ohne zurückzufordern, und dadurch ähneln sie ihrem Vater. Sie erlauben sich den Luxus des Gebens. Wo zurückgefordert wird, haben wir es mit armen Gläubigen zu tun.
Geben ist Gottes großes Kennzeichen. Er will, dass wir Ihm hierin nachfolgen als gute Söhne, die dem Vater ähneln. Wir werden aufgefordert, willig zu geben und nicht mit Widerwillen. „Denn einen fröhlichen Geber liebt Gott“ (2Kor 9,7). Wer gibt, darf mit seinem Segen rechnen, sowohl materiell als auch in geistlicher Hinsicht (Jes 58,10.11; Spr 3,9.10; 28,27). Salomo hat vielleicht an dieses Wort von Mose gedacht, als er darüber einen Spruch in Sprüche 11 schrieb (Spr 11,24).
Vers 11 scheint ein Widerspruch zu Vers 4 zu sein, es scheint aber nur so. In Vers 4 geht es um Gottes Absicht, mit der Er den Reichen die Verantwortung überträgt, dafür zu sorgen, dass keine Armen vorhanden sind. In Vers 11 geht es um die Vorkenntnis des allmächtigen Gottes, der weiß, dass durch Untreue oder um die Reichen zu prüfen, allezeit Arme vorhanden sein werden (vgl. Mk 14,7).