Verse 17 Paulus ruft die Ältesten von Ephesus zu sich
17 Von Milet aber sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Versammlung herüberrufen.
Obwohl Paulus aus Zeitgründen nicht nach Ephesus ging, verlangte er doch danach, mit der Gemeinde Kontakt zu haben. Die ganze Gemeinde zu sich zu rufen, war nicht möglich, wohl aber die Verantwortlichen der Gemeinde. Deshalb verweilt er in Milet, um die Ältesten der Gemeinde von Ephesus zu sich zu rufen.
Dass er das mit einer besonderen Absicht tat und nicht einfach aus einer Gefühlsregung heraus, macht seine Rede an sie deutlich. Seine ersten beiden Reden richteten sich zum einen an die Juden (Apg 13,15-41) und zum anderen an die Heiden (Apg 17,22-31). Hier richtet er sich an die Ältesten der Gemeinde in Ephesus und damit an die ganze Gemeinde dort und über sie hinaus auch an die weltweite Gemeinde.
Älteste werden immer in der Mehrzahl genannt und stehen immer nur in Verbindung mit der örtlichen Gemeinde. Es gibt also nicht so etwas wie einen Pastor oder einen Lehrältesten. Älteste und Aufseher bezeichnen dieselben Personen. Das sieht man auch in Vers 28, wo Paulus dieselbe Gruppe der Ältesten Aufseher nennt (vgl. Tit 1,5.7).
Lukas widmet dieser Rede einen breiten Raum, weil sie nicht nur für die Ältesten in Ephesus und die Gemeinde dort von Bedeutung ist, sondern für die ganze christliche Kirche. Wir finden darin eine Zusammenfassung des Dienstes des Paulus. Es geht dabei nicht so sehr um die Auswirkung seines Dienstes nach außen und die Ergebnisse, die dies für andere hervorgebracht hat. Es geht vor allen Dingen um die innere Seite seines Dienstes, was er selbst dabei erfahren und durchlebt hat, den Kampf und die Seelenübungen, die damit verbunden waren, die Tränen und Sorgen und die Hingabe, mit der er seinen Dienst ausgeübt hat. Er fühlt sich in dieser kleinen Gruppe von Verantwortlichen frei, seine Empfindungen zu äußern und sie mit ihnen wie mit Freunden zu teilen.
Seine Rede hat auch eine prophetische Reichweite. Er spricht davon, was die Auswirkung seines Dienstes in der Geschichte der christlichen Kirche sein wird, wenn er und die anderen Apostel heimgegangen sein werden.
In seiner Rede schaut er zurück (V. 18–21), schaut auf die Gegenwart (V. 22–27) und schaut in die Zukunft (V. 28–31). Er spricht über seinen Dienst als Evangelist (V. 21.24), als Lehrer (V. 25.27), als Prophet (V. 29.30) und als Hirte (V. 31–35). Als Hirte hat er die ganze Herde im Blick und nennt dabei besonders seine Fürsorge für die Schwachen (V. 35).
Wir können seine Rede in vier Abschnitte einteilen, wobei die Wörtchen „und nun (siehe)“ die verschiedenen Abschnitte markieren:
Das Vorbild des Apostels (V. 17–21)
Der Weg des Apostels (V. 22–24)
Die Entwicklungen nach seinem Abscheiden (V. 25–31)
Er befiehlt sie Gott und seiner Gnade an (V. 32–35).