Behandelter Abschnitt Apg 20,10-12
Verse 10-12 Die Wiederherstellung des Eutychus
10 Paulus aber ging hinab und fiel auf ihn, umfasste ihn und sagte: Beunruhigt euch nicht, denn seine Seele ist in ihm. 11 Als er aber hinaufgestiegen war und das Brot gebrochen und gegessen und lange bis zum Tagesanbruch geredet hatte, reiste er so ab. 12 Sie brachten aber den Knaben lebend und wurden nicht wenig getröstet.
Es ist eindrucksvoll und lehrreich, wie Paulus mit Eutychus umgeht. Zunächst geht Paulus zu ihm hinab. Er begibt sich auf das Niveau des gefallenen jungen Mannes und offenbart damit die echte Haltung eines Hirten. Zweitens wirft er sich auf ihn. Er richtet also nicht vom dritten Stock aus, von oben herab, allerlei Vorwürfe an den jungen Mann, dass er beispielsweise nicht so dumm hätte sein sollen, sich an den gefährlichen Ort ins Fenster zu setzen. Er stellt ihm nicht seine eigene Schuld vor. All das hätte keinen Sinn gemacht, denn Eutychus hörte sowieso nichts. Es hat keinen Sinn, jemandem, der abgeirrt ist, so zu begegnen. Es ist wichtig, sich auf sein Niveau hinab zu begeben und ihn dann anzusprechen. Indem er auf den jungen Mann fällt, macht er sich gleichsam mit ihm eins (vgl. 1Kön 17,21.22; 2Kön 4,34). Drittens umarmt Paulus den jungen Mann. Anstelle von Abweisung lässt er ihn seine Liebe und Annahme empfinden.
Auf diese Weise können wir die drei Stufen, die Paulus hinabsteigt, einteilen in drei Schritte, die nötig sind, um jemanden wieder zurückzubringen in die Gemeinschaft mit Christus und mit den Gläubigen:
Auf sein Niveau hinabsteigen.
Sich auf ihn werfen, sich also mit seinem Handeln einsmachen und ihm aus dieser Haltung heraus vorstellen, was er getan hat.
Ihn umarmen, d. h. ihn in Liebe für Christus gewinnen, gegen den er gesündigt hat.
Den anderen sagt Paulus, dass sie sich nicht beunruhigen sollen. Alles Aufregen über jemanden, der abgewichen ist, hilft nichts. Wichtig ist es, Hirtendienst mit gläubigem Gebet zu unterstützen, anstatt sich aufzuregen über den Fall, von dem jemand ereilt worden ist. Durch den Geist bekommt Paulus die Kraft, die Funktionen des Lebens wiederherzustellen. Die Verbindung zwischen Seele und Leib wird wiederhergestellt.
Nach der Wiederherstellung des Eutychus geht Paulus wieder nach oben. Das Ereignis hat ihn weder geschockt noch verärgert. Wohl ist er hungrig geworden und isst darum Brot. Danach redet er noch lange mit ihnen, da er weiß, dass er sie auf der Erde nicht wiedersehen wird. Gegen Morgen wird es Zeit, nicht, um ins Bett zu gehen, sondern um abzureisen. Paulus ist ein Mann mit beispielloser Energie.
Er verlässt die Gläubigen in Troas mit einem großen Vorrat an Belehrung und mit großem Trost durch die Wiederherstellung des Eutychus. Die Worte und das, was mit Eutychus geschehen ist, werden noch lange
Zeit als kräftiger Impuls für das Glaubensleben der Gemeinde in Troas gedient haben.