Behandelter Abschnitt Joh 21,18-23
Verse 18-23 Dem Herrn nachfolgen
18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. 19 Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!
20 Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? 21 Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit diesem? 22 Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! 23 Es ging nun dieses Wort unter die Brüder aus: Jener Jünger stirbt nicht. Aber Jesus sprach nicht zu ihm, dass er nicht sterbe, sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?
Der Herr erinnert Petrus daran, wovon er in seinem früheren Leben gesteuert wurde, in der Zeit, als er noch jünger war, eigentlich bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Da hatte er sich selbst gegürtet, das heißt, er hatte in eigener Kraft gehandelt und sein Leben geführt. Das hatte ihn zu unbedachten Worten und Taten verleitet und ihn auf verkehrte Wege gebracht. Es wird aber eine Zeit kommen, da er seine Hände ausstrecken wird, um durch die Kraft des Heiligen Geistes gelenkt zu werden. Wenn er so die Führung seines Lebens dem Geist Gottes überlässt, wird er an einen Ort gebracht werden, wohin er von sich aus – was seinen alten Mensch betrifft – nicht gegangen wäre. Dann wird er von dem Geist bis in den Tod geleitet werden und durch seinen Tod Gott verherrlichen.
Alles, was der Heilige Geist tut, dient zur Verherrlichung Gottes. Das ist auf vollkommene Weise im Leben des Herrn Jesus sichtbar geworden, aber es trifft auch für das Leben jedes Gläubigen zu, der sich durch den Geist leiten lässt. Das kann aber nur geschehen, wenn wir gelernt haben, unseren eigenen Willen aufzugeben und stattdessen dem Herrn zu folgen. Das bedeutet dann zugleich, dass wir den Herrn genau beobachten müssen, um die Wege des Herrn zu erkennen.
Nun sagt der Herr zu Petrus, er solle Ihm folgen – was er früher nicht gekonnt hatte (Joh 13,36.37)! Jetzt aber bekommt er die Gelegenheit,
dem Herrn konsequenter zu folgen; das hatte er früher nicht getan und hatte deshalb den Herrn sogar verleugnet. Früher war er dem Herrn „von weitem“ gefolgt (Lk 22,54). Nun aber darf er ganz dicht bei Ihm sein und Ihm unmittelbar folgen.
Aber noch ist der Blick des Petrus nicht unablässig auf den Herrn gerichtet: Er wendet sich um und sieht Johannes. Dessen Name wird zwar nicht genannt, aber die nachfolgende Beschreibung macht klar, dass es sich um Johannes handelt. Johannes umschreibt sich selbst ja auf verschiedene Weise. Am häufigsten nennt er sich „der Jünger, den Jesus lieb hatte“, woran wir erkennen, wie sehr Johannes sich der Liebe des Herrn bewusst war.
Johannes kennt auch den Platz intimer Nähe, ganz dicht bei Ihm; das kommt auch darin zum Ausdruck, dass er sich „an seine Brust gelehnt“ hatte, ganz nah an sein Herz. So hatte er vertrauten Umgang mit dem Herrn und konnte für sich selbst, aber auch für andere den Herrn befragen. Mit dieser schönen Beschreibung wird die besondere persönliche Beziehung des Johannes zum Herrn gekennzeichnet, die er bis zum Ende seines Lebens beibehalten hat.
Petrus möchte doch zu gern wissen, was mit Johannes geschehen soll und fragt deshalb den Herrn nach seinem Plan. Die Antwort macht zweierlei klar: erstens, dass der Herr mit Johannes ein besonderes Verhältnis hat. Er hat Petrus gegenüber angedeutet, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Für die Zukunft des Johannes hat Er einen anderen Plan. Zweitens, dass Petrus mit den Plänen des Herrn in Bezug auf einen anderen nichts zu tun hat, sondern dass er selbst dem Herrn folgen solle, damit der Herr sein Ziel mit ihm erreicht. So hat auch heute jeder Diener seine eigene persönliche Beziehung zu seinem Herrn, die einen anderen nichts angeht.
Was der Herr über Johannes sagt, hat eine tiefere, geistliche Bedeutung. Es heißt nicht, dass Johannes bis zur Wiederkunft des Herrn am Leben bleibt. Der Herr spricht nicht über die Dauer des Lebens des Johannes, sondern über die Dauer seines Dienstes. Johannes ist nicht persönlich bis zum Kommen des Herrn geblieben, wohl aber in seinem Dienst. Diesen hat er weiterhin erfüllt, indem er das Buch der Offenbarung schrieb, worin er im Geist die Rückkehr Christi auf die Erde miterlebt.
Was der Herr hier sagt, ist von den Brüdern nicht richtig verstanden worden, und daher wurde das Missverständnis an andere weitergegeben, einfach nur, weil man nicht gut zugehört hat. Deshalb ist es auch für uns wichtig, zuerst gut zuzuhören und auch zu prüfen, ob wir das Gehörte auch gut verstanden haben, bevor wir es weitergeben.