Behandelter Abschnitt Joh 11,28-32
Verse 28-32 Maria zu den Füßen des Herrn
28 Und als sie dies gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria heimlich und sagte: Der Lehrer ist da und ruft dich. 29 Als aber diese es hörte, stand sie schnell auf und ging zu ihm. 30 Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war noch an dem Ort, wo Martha ihm begegnet war. 31 Als nun die Juden, die bei ihr im Haus waren und sie trösteten, sahen, dass Maria schnell aufstand und hinausging, folgten sie ihr, indem sie sagten: Sie geht zur Gruft, um dort zu weinen. 32 Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben.
Martha scheint zu empfinden, dass das, was der Herr gesagt hat, ihr geistliches Erfassen übersteigt, dass Maria jedoch ein Gespür dafür hat. Sie hat aus seinen Worten Dinge herausgehört, bei denen sie begriff, dass Maria sie besser verstehen würde als sie.
Die Worte des Herrn scheinen eine Aufforderung an Maria zu sein, zu kommen. So jedenfalls hat Martha sie offensichtlich aufgefasst, denn ohne einen besonderen Auftrag vom Herrn erhalten zu haben, geht sie und ruft heimlich ihre Schwester Maria; andere sollen nichts davon merken. Sie tut das mit Worten, die die besondere Beziehung zwischen Maria und dem Herrn Jesus deutlich machen. Er ist der Lehrer, der Autorität hat. Er ruft Maria zu sich.
Das Herz und die Füße der Maria reagieren unmittelbar, so wie jeder, der in Gemeinschaft mit dem Herrn lebt, unmittelbar reagieren wird, wenn Er ruft. Es scheint so, als habe sie darauf gewartet. Sie ist nicht mit ihrem Kummer beschäftigt, sondern mit Christus. Wie schön ist es, in dieser Haltung auf Christus zu warten, um ein Wort oder einen Auftrag von Ihm zu bekommen und dann gleich zu reagieren.
Der Herr war noch immer nicht in dem Dorf angekommen, sondern befand sich noch dort, wo Martha Ihn angetroffen hatte. Dort hatte sie schöne Dinge von Ihm gehört, Maria war jedoch nicht dabei. Das heißt nicht, dass sie das verpasste, denn sie kommt zu demselben Ort und wird die Wirklichkeit seiner Offenbarung gegenüber Martha sehen.
Die Juden haben nicht gehört, was Martha zu ihrer Schwester sagte, denn sie hat es heimlich gesagt. Wenn der Herr ein Wort für einen Einzelnen hat, ist es nur für diesen Einzelnen bestimmt. Andere hören das nicht. Andere sehen lediglich die entsprechende Auswirkung. So ist es auch hier. Die Juden, die bei Maria im Haus sind und sie trösten, sehen, wie Maria auf die Worte der Martha reagiert. Als sie sehen, dass Maria hinausgeht, folgen sie ihr. Sie meinen, dass sie zum Grab gehe, um dort zu weinen.
Doch Maria ist nicht mit einem gestorbenen Lazarus beschäftigt, obwohl sie sehr traurig über den Tod ihres Bruders ist, sondern sie ist mit dem Herrn Jesus beschäftigt. Sie geht nicht zum Ort des Todes, sondern zum Ort des Lebens, zu dem, der das Leben ist. Sie kommt zu dem Ort, wo Er ist, und sieht Ihn. Sie spricht dieselben Worte wie Martha und geht so mit ihrem Bekenntnis über Christus ebenfalls nicht weiter als Martha. Auch sie glaubt, dass Er hätte verhindern können, dass ihr Bruder starb.
Doch sie spricht diese Worte aus, während sie zu seinen Füßen liegt. Damit zeigt sie, wie sehr sie unter dem Eindruck seiner Herrlichkeit steht. Sonst sagt sie nichts, und Er sagt auch nichts zu ihr, was wohl der Fall war, als Er Martha traf.
Zwischen Menschen, die in enger Gemeinschaft miteinander leben, sind nicht viele Worte nötig, um einander zu verstehen. Maria sehen wir immer zu den Füßen des Herrn. Zuerst zu ihrer Belehrung und Bildung (Lk 10,39), dann hier, wo sie ihre Not zu Ihm bringt, und schließlich, um Ihn anzubeten (Joh 12,3).