Behandelter Abschnitt Lk 1,26-30
Verse 26-30 Gabriel wird zu Maria gesandt
26 Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt von Galiläa gesandt, mit Namen Nazareth, 27 zu einer Jungfrau, die mit einem Mann verlobt war, mit Namen Joseph, aus dem Haus Davids; und der Name der Jungfrau war Maria. 28 Und er kam zu ihr herein und sprach: Sei gegrüßt, Begnadete! Der Herr ist mit dir. 29 Sie aber wurde über das Wort bestürzt und überlegte, was für ein Gruß dies sei. 30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden.
Im sechsten Monat der Schwangerschaft Elisabeths wird Gabriel wieder zur Erde gesandt. Gott bestimmt von allem und für alles die rechte Zeit. Die Zeit gehört Ihm. Er handelt niemals übereilt. Zwischen der Geburt des Herrn Jesus und seines Vorläufers muss eine Zeit von sechs Monaten liegen. Wenn der Himmel sich aufs Neue öffnet, um einen Boten zur Erde zu senden, ist das Ziel diesmal nicht der Tempel in Jerusalem, sondern Nazareth. Diesen Ort würde der Mensch wohl zuallerletzt zur Erfüllung des Planes Gottes gewählt haben, einen Ort, dessen Name schon ausreichte, um die, die von dort kamen, zu abzulehnen (Joh 1,46.47).
Der Engel wird mit einer ganz besonderen Botschaft zu einer Jungfrau gesandt. Dass es eine Jungfrau ist, steht im Vordergrund. Dazu wird der Name der Jungfrau genannt. Für die Welt ist sie eine Unbekannte, doch Gott kennt sie. Er hat sie ausgewählt, die Mutter seines Sohnes zu werden.
Dazu ist es wichtig, dass sie Jungfrau ist und dass ihr Mann aus dem Haus Davids stammt. So wird sich einerseits die Prophezeiung Jesajas erfüllen, die er über eine Jungfrau gesprochen hat, die schwanger werden wird (Jes 7,14). Andererseits werden sich alle Prophezeiungen erfüllen, die davon sprechen, dass jemand aus dem Haus Davids, und zwar ein Sohn Davids, auf dem Thron das HERRN in Jerusalem regieren wird (1Chr 29,23; 2Sam 7,12-16;Ps 89,3.4).
Dass niemand Joseph und Maria kennt, beweist, wie verfallen das Haus Davids ist. Joseph ist kein Prinz, er ist lediglich ein einfacher Zimmermann. Gott findet hier die Sphäre, in der Er seine Verheißungen erfüllen kann.
Der Engel besucht Maria zu Hause. Er kommt mit seiner Botschaft zu ihr in ihr Privatleben und nicht in den Tempel wie bei Zacharias. Das zeigt, wie nahe Gott mit seinen Mitteilungen zu den Menschen kommt. Der Engel grüßt sie. Er versichert ihr, dass der Herr mit ihr ist. Auch nennt er sie „Begnadete“. Es zeichnet Maria unter allen Frauen der Welt aus, dass Gott sie erwählt hat, die Mutter des Herrn Jesus zu werden.
Das kann nur die Folge der Gnade Gottes sein. In sich selbst ist sie nicht mehr als alle anderen Frauen. Doch Gott erwählt sie, weil sie sich der Gnade Gottes bewusst ist. Die römisch-katholische Kirche hat aus dieser Begrüßung den abgöttischen Gedanken abgeleitet, Maria sei voll der Gnaden und könne als Mittlerin auftreten. Sie war jedoch selbst eine sündige Frau, die auch ihren Sohn als Heiland für ihre Sünden nötig hatte. Es ist nichts anderes als Gnade, dass sie die Mutter des Messias werden konnte.
Wir lesen nicht, dass sie vor der Erscheinung des Engels erschrickt, so wie Zacharias (V. 12), sondern dass sie über seine Worte bestürzt ist. Der Gruß des Engels lässt sie darüber nachdenken. Sie kann ihn nicht begreifen, aber sie weist ihn nicht im Unglauben ab. Das zeigt ihre gottesfürchtige Gesinnung
Der Engel beruhigt sie. Er versichert sie der Gnade, die sie bei Gott gefunden hat. Das heißt, dass sie danach gesucht hat, so wie einst Noah (1Mo 6,8). Die Gnade, die ihr gegeben wird, dass sie die Mutter des Messias werden darf, geht viel weiter als die Gnade, die sie als Sünder bei Gott gefunden hat. Es wird ihr Wunsch gewesen sein, die Mutter des Herrn Jesus zu werden, wie das der Wunsch jeder gottesfürchtigen Jungfrau in Israel gewesen sein wird, die zur Nachkommenschaft Davids gehörte (Dan 11,37).