Behandelter Abschnitt Mk 4,20-32
Verse 30-32 Gleichnis vom Senfkorn (4,30–32)
30 Und er sprach: Wie sollen wir das Reich Gottes vergleichen, oder in welchem Gleichnis sollen wir es darstellen? 31 Es ist wie ein Senfkorn, das, wenn es auf die Erde gesät wird, kleiner ist als alle Samenkörner, die auf der Erde sind; 32 und wenn es gesät ist, schießt es auf und wird größer als alle Kräuter und treibt große Zweige, so dass sich unter seinem Schatten die Vögel des Himmels niederlassen können.
Der Herr erzählt noch ein Gleichnis über das Reich Gottes. Er leitet es mit der Frage ein, womit er das Reich Gottes vergleichen oder darstellen soll. Er weiß es schon, möchte aber seine Zuhörer damit auf das Gleichnis aufmerksam machen, das Er jetzt erzählt.
Dieses Gleichnis vom Senfkorn kennen wir aus Matthäus 13,31.32. Dort vergleicht der Herr das Reich der Himmel mit einem Senfkorn. Was Er dort das Reich der Himmel nennt, nennt Er hier das Reich Gottes. Beide werden mit dem Senfkorn verglichen. Es geht also um dasselbe Reich, wobei jedes aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet wird. In dem einen Fall geht es um die Regierung des Himmels, in dem anderen Fall um die Regierung Gottes. Gleich ist in beiden Fällen, dass das Reich nicht in öffentlicher Herrlichkeit errichtet wird, sondern wegen der Verwerfung des Königs im Verborgenen errichtet wird. Es wird nämlich in den Herzen der Menschen errichtet, die bekennen, den verworfenen Herrn als König angenommen zu haben.
Der Anfang des Reiches ist klein. Es fing mit einer Handvoll Jünger in einem Obersaal in Jerusalem an, wo lediglich 120 Personen zusammen waren (Apg 1,15). Doch das Reich ist nicht klein geblieben, sondern hat sich ausgebreitet. Das geschah jedoch nicht nur mit denen, die wahrhaftig wiedergeboren sind. Es hat sich zu einer großen Macht ausgeweitet, weil auch Massen von Menschen hinzugekommen sind, die zwar einen Vorteil darin sahen, diesen Herrn anzuerkennen, ohne sich jedoch wirklich vor Ihm gebeugt zu haben. Das sehen wir in der Christenheit, die nach Macht und Einfluss strebt und die anerkannt werden will.
Die Vögel sind hier ein Bild von dämonischen Mächten. Sie finden einen Zufluchtsort in der bekennenden, untreuen Kirche am Ende ihrer Geschichte, der Christenheit unter der Führung der römischkatholischen Kirche, dem großen Babylon (Off 18,2). Der treue Knecht sieht das zwar alles, wartet jedoch geduldig, bis „die Frucht es zulässt“ und „die Ernte da ist“ (V. 29).