Behandelter Abschnitt 4Mo 15,22-31
Verse 22–31 | Versehentliche und beabsichtigte Sünde
22 Und wenn ihr aus Versehen sündigt und nicht alle diese Gebote tut, die der HERR zu Mose geredet hat, 23 alles, was der HERR euch durch Mose geboten hat, von dem Tag an, als der HERR Gebote gab, und weiterhin bei euren Geschlechtern, 24 so soll es geschehen, wenn es vor den Augen der Gemeinde verborgen [und] aus Versehen geschehen ist, so soll die ganze Gemeinde dem HERRN einen jungen Stier als Brandopfer zum lieblichen Geruch opfern, und sein Speisopfer und sein Trankopfer, nach der Vorschrift, und einen Ziegenbock zum Sündopfer. 25 Und der Priester soll Sühnung tun für die ganze Gemeinde der Kinder Israel, und es wird ihnen vergeben werden; denn es war ein Versehen, und sie haben ihre Opfergabe, ein Feueropfer dem HERRN, und ihr Sündopfer vor den HERRN gebracht wegen ihres Versehens. 26 Und der ganzen Gemeinde der Kinder Israel wird vergeben werden und dem Fremden, der in ihrer Mitte weilt; denn vom ganzen Volk [ist es] aus Versehen [geschehen]. 27 Und wenn eine einzelne Seele aus Versehen sündigt, so soll sie eine einjährige Ziege zum Sündopfer darbringen. 28 Und der Priester soll Sühnung tun für die Seele, die ein Versehen begangen hat durch eine Sünde aus Versehen vor dem HERRN, um Sühnung für sie zu tun; und es wird ihr vergeben werden. 29 Für den Einheimischen unter den Kindern Israel und für den Fremden, der in ihrer Mitte weilt, sollt ihr ein Gesetz haben, für den, der aus Versehen etwas tut. 30 Aber die Seele, die mit erhobener Hand etwas tut, von den Einheimischen und von den Fremden, die schmäht den HERRN; und diese Seele soll ausgerottet werden aus der Mitte ihres Volkes, 31 denn das Wort des HERRN hat sie verachtet und sein Gebot gebrochen; diese Seele soll gewiss ausgerottet werden: Ihre Ungerechtigkeit ist auf ihr.
Es gibt noch einen Aspekt in Verbindung mit dem Land, den der HERR hier seinem Volk vorstellt. Es betrifft die Übertretungen, in die das Volk in dem Land verfallen kann. Der HERR stellt ihnen nicht nur den Segen vor; Er stellt ihnen auch die Verfehlungen vor. Wir sehen das in den Briefen, die von himmlischen Segnungen sprechen. Auch dabei ist von Verfehlungen die Rede. Sie geschehen, wenn wir unwürdig wandeln, das heißt, nicht unserer Stellung entsprechend.
Es geht um Unwachsamkeit, eine Sünde, ohne Absicht geschehen. Gott geht davon aus, dass wir nicht absichtlich sündigen. Wenn jemand sündigt, weiß er das oft wohl, aber man hat dann nicht die Kraft, der Sünde zu widerstehen. Doch wird er in dem Augenblick, wo er sündigt, gleichzeitig die Sünde hassen, die wieder Macht über ihn gewonnen hat. Wie der Gläubige zu dieser unbeabsichtigten, für ihn selbst verborgenen Sünde steht, wird in Psalm 19 gut wiedergegeben (Ps 19,12).
Im dritten Buch Mose ist auch die Rede von unbeabsichtigtem Sündigen der ganzen Versammlung und von dem Opfer, das dafür gebracht werden soll (3Mo 4,13-21). Dort geht es darum, etwas zu tun, das gemäß den Geboten des HERRN nicht getan werden durfte, aber hier geht es darum, etwas nicht zu tun, das gemäß den Geboten des HERRN getan werden sollte. Entscheidend ist und bleibt, dass es unabsichtlich geschah.
Die Verleugnung des Herrn durch Petrus ist ein Beispiel für unbeabsichtigte Sünde. Petrus war durch sein Selbstvertrauen an einen Punkt gekommen, wo er sich selbst nicht mehr in der Hand hatte. Durch Menschenfurcht kam er zu feigen Aussagen bezüglich seines Verhältnisses zu dem Herrn Jesus. Aber dadurch war er nicht zu einem Widersacher des Herrn Jesus geworden. Kurze Zeit später kam er zu einer tiefen Buße (Lk 22,56-62; vgl. 1Tim 1,13).
Mit Mit-Absicht-Sündigen, das ist Sündigen „mit erhobener Hand“ (Verse 30.31), ist der Aufstand gegen Gott, bewusst oder gar mutwillig gegen Ihn vorzugehen, gemeint. Dafür gibt es keine Vergebung (Heb 10,26). Jemand, der eine solche Haltung Gott gegenüber einnimmt, ist nicht zu schwach, um der Sünde zu widerstehen, sondern begeht die Sünde bewusst. Er erkennt das, was er tut, kennt die Folgen, aber es gibt nichts, was ihn aufhalten kann.
In 3. Mose 4, wo die unbeabsichtigte Sünde ausführlich behandelt wird, wird nur von einem Sündopfer gesprochen. Aber hier ist auch die Rede von einem Brandopfer – das ist noch etwas Höheres als das Sündopfer. Der Grund dafür ist der, dass es sich hier um eine Sünde im Land handelt. Sich dort zu befinden, bringt eine größere Verantwortung mit sich. Wenn wir dort sündigen, bringen wir auch die Segnungen in Gefahr. Darum ein Brandopfer, um erneut daran zu erinnern, dass unsere Segnungen die Folge von dem Werk des Herrn Jesus für Gott sind.
Es werden zwei Fälle des Sündigens vorgestellt: durch die Gemeinde (Verse 22–26) und durch den Einzelnen (Verse 27–29). Es gibt gemeinsame Segnungen und es gibt persönliche Segnungen. Die Segnungen in Epheser 1 sind persönliche Segnungen (Eph 1,3-8). Die Segnungen, die in Epheser 3 genannt werden, sind Segnungen für die Gemeinde als Ganzes (Eph 3,1-11). Wo Sünde auftritt, verschwindet der Genuss des Segens, sowohl für den Einzelnen als auch für das Ganze.