Behandelter Abschnitt Mt 20,8-15
Verse 8–15 Gleichnis: Die Auszahlung
8 Als es aber Abend geworden war, spricht der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn, anfangend bei den letzten, bis zu den ersten. 9 Und als die um die elfte Stunde Angeworbenen kamen, empfingen sie je einen Denar. 10 Und als die ersten kamen, meinten sie, dass sie mehr empfangen würden; doch empfingen auch sie je einen Denar. 11 Als sie ihn aber empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn 12 und sprachen: Diese letzten Arbeiter haben eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt, die wir die Last des Tages und die Hitze getragen haben. – 13 Er aber antwortete und sprach zu einem von ihnen: Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht über einen Denar mit mir einig geworden? 14 Nimm das Deine und geh hin. Ich will aber diesem letzten geben wie auch dir. 15 Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinen zu tun, was ich will? Oder blickt dein Auge böse, weil ich gütig bin?
Es kommt die Stunde der Abrechnung. In seiner Weisheit legt der Herr des Weinbergs fest, wie die Bezahlung vonstattengehen soll. Er sagt seinem Verwalter, er solle bei den Letzten mit der Bezahlung anfangen. Die anderen sehen das, insbesondere diejenigen, die zuerst in den Weinberg gegangen sind. Die Vorgehensweise des Herrn macht jetzt offenbar, was in ihrem Herzen ist. Zu ihrem Erstaunen bekommen die Arbeiter, die zuletzt in die Arbeit eingetreten sind, jeder einen Denar. Aufgrund seiner Gnade erhalten sie, die nur eine Stunde gearbeitet haben, den Lohn für einen ganzen Arbeitstag.
Am Ende kommen die Ersten. Sie haben gesehen, dass jene, die nur eine Stunde gearbeitet haben, einen Denar bekommen haben. Es erscheint ihnen nur logisch, dass sie dann zwölf Denare erhalten. Sie haben schließlich rund um die Uhr einen ganzen Tag von zwölf Stunden lang gearbeitet. Rechnen können sie gut. Vielleicht würde es etwas weniger sein, aber sie rechnen auf jeden Fall mit mehr als einem Denar. Sie bekommen aber vollkommen zu Recht den vereinbarten Lohn von einem Denar. Das finden sie ungerecht und beklagen sich bei dem Hausherrn über die nach ihrer Meinung ungerechte Behandlung. Sie meinen zu wenig zu kommen, da sie mit denen gleichgestellt werden, die nur eine Stunde gearbeitet haben, während sie die Mühe des ganzen Tages und die Hitze ertragen haben. Mit dieser Klage kritisieren sie das Handeln des Hausherrn, mit den Letzten auf eine Stufe gestellt zu werden, obwohl sie selbst viel mehr Anstrengung haben aufbringen müssen.
Der Herr antwortet nur einem von ihnen. Vielleicht ist es der gewesen, der als Allererster in den Weinberg gegangen ist. Er redet ihn als „Freund“ an und weist ihn darauf hin, dass Er ihm kein Unrecht angetan hat, indem Er ihn an die Vereinbarung erinnert. Wenn Er ihm zahlt, was er selbst akzeptiert hatte, welches Unrecht liegt dann in dieser Handlungsweise? Mag der Arbeiter sein Geld nehmen und gehen. Das Geld ist jetzt seins; der Herr nennt es „das Deine“. Er hat es redlich verdient und kann darüber nach Belieben verfügen. Der Herr aber hat in seiner Gnade den Letzten ebenso viel gegeben wie den Ersten.
Der Herr spricht von „diesem Letzten“, also über eine einzelne Person, mit der Er wohl den meint, der wirklich als Allerletzter in den Weinberg gegangen ist. Was Er diesem Letzten gibt, ist nicht die Sache dieses Arbeiters der ersten Stunde, sondern allein eine Sache des Herrn. Wer ist denn der Arbeiter, dass er dem Herrn sagt, was Er mit seinem Geld tun soll? Ist der Herr darin nicht frei? Oder ist es eher so, dass die den anderen erwiesene Güte die Bosheit des Herzens derer offenbart, die meinen, mehr Rechte zu haben?