Behandelter Abschnitt Amos 2,1-3
Einleitung
Nicht nur die Völker rings um Juda und Israel herum werden von Gott gerichtet. Nachdem Gott erst noch das Gericht über Moab ausspricht, spricht Er auch das Gericht über Juda und Israel aus. Es ist eine Schande für das Volk Gottes, mit den Nationen gleichgestellt zu werden. Aber weil Juda und Israel moralisch auf die Ebene der Heiden abgestiegen sind, behandelt Gott sie genauso wie die Heiden. Dies hat jedoch größere Konsequenzen für sie als für die anderen Nationen, denn das Volk Gottes hat eine viel größere Verantwortung (Amos 3,2).
Jesaja, Jeremia und Hesekiel prophezeien auch über die Völker rund um Israel, aber erst, nachdem sie zuerst über Israel prophezeit haben. Amos kehrt diese Reihenfolge aus einem bestimmten Zweck um. Die Völker werden bestraft, weil sie gegen die Gesetze der Natur, des Gewissens und der natürlichen Empfindungen verstoßen. Israel wird für die große Sünde bestraft, gegen den offenbarten Willen Gottes verstoßen zu haben.
Verse 1–3 | Gericht über Moab
1 So spricht der HERR: Wegen drei Freveltaten von Moab und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen: Weil es die Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannt hat, 2 so werde ich ein Feuer senden nach Moab, und es wird die Paläste von Kerijot verzehren; und Moab wird sterben im Getümmel, unter Kriegsgeschrei, unter Posaunenschall; 3 und ich werde den Richter ausrotten aus seiner Mitte und alle seine Fürsten mit ihm umbringen, spricht der HERR.
Nach Ammon erscheint sein Bruder Moab vor Gottes Richterstuhl. Moab wurde aus Lots inzestuöser Beziehung mit seiner ältesten Tochter geboren. Er „ist der Vater der Moabiter bis auf diesen Tag“ (1Mo 19,36.37). Er wird für die abscheuliche Tat der Leichenverbrennung verurteilt.
Da alle bisherigen Nationen wegen irgendeines Vergehens gegen Israel gerichtet werden, bezieht sich das Gericht, das Amos über Moab ausspricht, nach einigen Auslegern auf ein in 2. Könige 3 (2Kön 3,26.27) erwähntes Ereignis. Der dort erwähnte „erstgeborene Sohn“ ist der älteste Sohn des Königs von Edom, der Erbe und wahrscheinlich Mitkönig. Es geht dort um die Verbrennung eines lebenden Sohnes, ein Sünde, die noch schwerwiegender ist als die Verbrennung von Gebeinen.
In dem, was Amos sagt, haben wir einen Hinweis, wie Gott über die Einäscherung denkt. Gott bestraft jeden Verstoß gegen seine eingesetzten Verordnungen. Der gottesfürchtige König Josia verbrennt auch Knochen, aber er übt das Gericht im Auftrag Gottes aus (2Kön 23,16; 1Kön 13,2). Das Gericht über Tote steht allein Gott zu.
Das Gericht über Moab wird von „den Kindern des Ostens“ ausgeübt werden (Hes 25,10). Alle angekündigten Gerichte werden von Nebukadnezar erfüllt, der alle von Amos angesprochenen Nationen erobert und wegführt (Jeremia 47-49; Hesekiel 25-28; vgl. Zeph 2,9; Dan 11,41).
Ammon hat keinen Respekt vor dem Leben in seiner frühesten Existenz (Amos 1,13). Heute kommt das in Form der Abtreibung wieder vor. Dem Brudervolk Moab fehlt es an Respekt vor dem Tod. Auch die Anwendung für heute ist nicht schwierig. Es gibt keinen Respekt mehr vor dem Tod. Von der Verbrennung eines Verstorbenen bis zur Sterbehilfe für einen Sterbenden ist es nur ein kleiner Schritt.
Euthanasie, Sterbehilfe, sowie Abtreibung, werden vom Verbrechen zu einer Wohltat schöngeredet. So sprechen beispielsweise die Befürworter der Euthanasie nicht von dem „Begehen“ der Euthanasie, sondern von einer „Gewährung“ der Euthanasie. Durch Einäscherung und Euthanasie – Euthanasie bedeutet „sanfter Tod“ oder „guter Tod“ – werden die Rechte Gottes verletzt. Der Mensch glaubt, dass er das Recht auf Selbstbestimmung sowohl in Bezug auf das ungeborene Leben als auch auf den Tod hat. Gott wird das Gericht über das Denken und Handeln des Menschen vollstrecken, in denen es keinen Platz für seinen offenbarten Willen gibt.
Wie beim Gericht über die Verbrechen der Ammoniter ist auch das Gericht über die Moabiter von viel Lärm und Verwirrung begleitet. Es ist, als ob diejenigen, die von Gott für dieses Gericht benutzt werden, dieses Gericht mit größtem Vergnügen vollziehen. Alle Führer, „der Richter … und alle seine Fürsten“, unter deren Verantwortung diese Gräueltaten begangen wurden, bekommen jeder im Gericht eine persönliche Behandlung. Sie werden aus der Mitte von Moab ausgerottet werden.