Behandelter Abschnitt Dan 4,15-16
Verse 15.16 | Daniel muss die Deutung kundtun
Diesen Traum habe ich, der König Nebukadnezar, gesehen; und du, Beltsazar, sage seine Deutung, da alle Weisen meines Königreichs mir die Deutung nicht kundzutun vermögen; du aber vermagst es, weil der Geist der heiligen Götter in dir ist. 16 Da entsetzte sich Daniel, dessen Name Beltsazar ist, eine Zeit lang, und seine Gedanken ängstigten ihn. Der König hob an und sprach: Beltsazar, der Traum und seine Deutung ängstige dich nicht. Beltsazar antwortete und sprach: Mein Herr, der Traum gelte deinen Hassern und seine Deutung deinen Feinden!
Nachdem Nebukadnezar seinen Traum erzählt hat, sagt er Daniel, er solle ihm die Deutung kundtun. Er sagt, dass alle seine Weisen nicht imstande waren, ihm die Deutung mitzuteilen. Auf der einen Seite ist Daniel seine letzte Hoffnung, auf der anderen Seite hat er keinen Zweifel daran, dass
Daniel ihm die Deutung geben wird. Dies schreibt er den heiligen Göttern zu. Gleichzeitig erkennt er, dass sie nicht Daniels Götter sind.
Als Daniel den Traum gehört hat, kennt er sofort die Deutung. Er ist darüber verwirrt. Es ist nicht klar, wie lange diese Verwirrung andauert, die ihn daran hindert, ein Wort zu sagen. Auf jeden Fall ist es so lange, dass der König ihm ansieht, dass die Deutung des Traums Daniel erschreckt, und er ihn auffordern muss, die Deutung zu sagen.
Es mag uns vielleicht überraschen, dass Daniel von dem Traum schockiert ist. Zeigt nicht der Traum, dass Nebukadnezar eine gewaltige Lektion erteilt wird? Sollte er nicht eigentlich froh sein? Dies ist eine gute Gelegenheit, Nebukadnezzar sarkastisch zu sagen, was mit ihm geschehen würde. Dieser Mensch hat seinem Volk, dem Volk Gottes, so viel Leid zugefügt. Und er selbst wurde von ihm aus dem Land Gottes weggeführt. Aber er zeigt keine Spur von Rachegefühl oder Schadenfreude. Im Gegenteil: Daniel entsetzt sich über das Gericht, das über den König kommen wird.
Das bringt uns zu der Frage, wie es um unser Mitgefühl für all jene Menschen steht, die direkt auf dem Weg zur Hölle sind und dort landen werden, wenn sie nicht Buße tun. Im Allgemeinen können wir dieses Mitgefühl vielleicht haben und die Menschen, getrieben durch die Liebe Christi, zur Umkehr aufrufen. Aber haben wir dieses Mitgefühl auch für solche, unter denen wir leiden, die uns das Leben schwer oder vielleicht fast unerträglich machen?
Durch Gottes Gnade empfindet Daniel keinen Hass, sondern Mitleid für Nebukadnezar. Paulus ruft zum Gebet für alle Menschen auf, besonders für solche, die in Hoheit sind, wie der grausame Kaiser von Rom (1Tim 2,1.2). Wenn wir ein Herz haben wie Daniel und Paulus, werden wir für solche Herrscher beten. Wir werden ihnen nicht die Hölle wünschen, sondern dass sie gerettet werden (Apg 26,29).