Behandelter Abschnitt Dan 2,2-12
Verse 2–12 | Nebukadnezar und seine Ratgeber
Und der König befahl, dass man die Wahrsagepriester und die Sterndeuter und die Magier und die Chaldäer rufen sollte, um dem König seine Träume kundzutun; und sie kamen und traten vor den König. 3 Und der König sprach zu ihnen: Ich habe einen Traum gehabt, und mein Geist ist beunruhigt, den Traum zu verstehen. 4 Und die Chaldäer sprachen zum König auf Aramäisch: O König, lebe ewig! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir die Deutung anzeigen. 5 Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: Die Sache ist von mir fest beschlossen: Wenn ihr mir den Traum und seine Deutung nicht kundtut, so sollt ihr in Stücke zerhauen werden, und eure Häuser sollen zu Kotstätten gemacht werden; 6 wenn ihr aber den Traum und seine Deutung anzeigt, so sollt ihr Geschenke und Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum zeigt mir den Traum und seine Deutung an. 7 Sie antworteten zum zweiten Mal und sprachen: Der König sage seinen Knechten den Traum, so wollen wir die Deutung anzeigen. 8 Der König antwortete und sprach: Ich weiß zuverlässig, dass ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, dass die Sache von mir fest beschlossen ist, 9 dass, wenn ihr mir den Traum nicht kundtut, es bei eurem Urteil bleibt; denn ihr habt euch verabredet, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Zeit sich ändert. Darum sagt mir den Traum, und ich werde wissen, dass ihr mir seine Deutung anzeigen könnt. 10 Die Chaldäer antworteten vor dem König und sprachen: Kein Mensch ist auf dem Erdboden, der die Sache des Königs anzeigen könnte, weil kein großer und mächtiger König jemals eine Sache wie diese von irgendeinem Wahrsagepriester oder Sterndeuter oder Chaldäer verlangt hat. 11 Denn die Sache, die der König verlangt, ist schwer; und es gibt keinen anderen, der sie vor dem König anzeigen könnte, als nur die Götter, deren Wohnung nicht bei dem Fleisch ist. 12 Darüber wurde der König zornig und ergrimmte sehr, und er befahl, alle Weisen von Babel umzubringen.
In diesen Versen entfaltet sich eine Szene, die zeigt, wie tragisch es ist, nach Erklärungen für zukünftige Dinge zu suchen, ohne nach Gott zu fragen. Wir sehen, wie die Gelehrtheit der Berater Nebukadnezars und seine eigene Macht auf ernüchternde Weise zum Ausdruck kommen. So geht das immer. Wenn die Weisheit und Macht der Welt auf die Probe gestellt werden, erweist sich die Weisheit als anmaßend und die Macht als völlig unzureichend, um das heißbegehrte Wissen zu erlangen. Zuerst wird der
Mensch versuchen, die Rätsel des Lebens und der Zukunft mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu lösen. Erst wenn sich herausgestellt hat, dass es auf diese Weise keine zufriedenstellende Antwort gibt, wird man geneigt sein, auf Gott zu hören. Das Versagen des Menschen ebnet den Weg für die Offenbarung der Weisheit und Kraft Gottes.
Nebukadnezar will wissen, was sein Traum bedeutet. Er lässt alle seine Berater hinzuziehen, alle Spezialisten auf dem Gebiet der Traumdeutungen, jeder aus seinem eigenen Blickwinkel. Der König soll seinen Traum erzählen, und sie werden ihm die Deutung geben. Aus dem Text ist nicht ersichtlich, ob der König den Traum tatsächlich vergessen hat oder ob er ihn einfach nicht erzählen will. Das ist auch nicht wichtig. Es geht darum, dass Nebukadnezar ihnen den Traum erzählen soll und dass sie ihn wohl deuten können.
Es ist nicht unvorstellbar, dass er ihre Verrenkungen bezüglich der Deutungen kennt, und dass er weiß, wie sie die Deutung seines Traums manipulieren werden. Solange das für ihn gut war, hat er ihre Verrenkungen und Manipulationen ertragen. Aber weil Gott am Werk ist, begnügt er sich diesmal nicht mit einer plausiblen Deutung. Er will die richtige Bedeutung wissen. Wer den Traum erkennen kann, dem kann man auch hinsichtlich der Deutung vertrauen.
Gott nutzt die Forderung des Königs, um die Torheit und Unfähigkeit seiner Berater aufzudecken. Sie antworten, dass sie nicht in der Lage sind, dem König seinen Traum zu sagen. In den Versen 10 und 11 geben sie unbewusst die richtige Antwort: Keine Kreatur kann die Forderung des Königs erfüllen. Damit erkennen sie ihre Blamage an. Nur die Götter können den Traum wiedergeben, aber sie selbst scheitern. Diesmal können die Gelehrten ihren Ansprüchen nicht gerecht werden, dass sie in Kontakt mit der höheren Welt stehen. Nur der wahre Gott kann diesen Traum bekannt machen, denn der Traum kommt von Ihm. Indem Er diese Menschen entlarvt, macht Er den Weg dafür frei.
Nicht nur die Gelehrten Nebukadnezars sind niedergeschmettert, sondern auch Nebukadnezar selbst ist in seiner Macht niedergeschmettert. Seine schlimmsten Drohungen sind ein machtloses Druckmittel, um herauszufinden, was er unbedingt wissen will. In ohnmächtigem Zorn lässt er seine Drohungen ausführen. Er befiehlt, dass alle Weisen in Babylon getötet werden.