Behandelter Abschnitt Hes 44,10-16
Verse 10–16 | Untreue und treue Leviten
10 Ja, die Leviten, die sich von mir entfernt haben bei der Verirrung Israels, das von mir abgeirrt ist, seinen Götzen nach, sie sollen ihre Ungerechtigkeit tragen; 11 aber sie sollen in meinem Heiligtum Diener sein, als Wachen an den Toren des Hauses und als Diener des Hauses; sie sollen das Brandopfer und das Schlachtopfer für das Volk schlachten, und sie sollen vor ihnen stehen, um ihnen zu dienen. 12 Weil sie ihnen vor ihren Götzen gedient haben und dem Haus Israel ein Anstoß zur Verschuldung gewesen sind, darum habe ich meine Hand gegen sie erhoben, spricht der Herr, HERR, dass sie ihre Ungerechtigkeit tragen sollen. 13 Und sie sollen mir nicht nahen, um mir den Priesterdienst auszuüben und um allen meinen heiligen Dingen, den hochheiligen, zu nahen; sondern sie sollen ihre Schmach und ihre Gräuel tragen, die sie verübt haben. 14 Und ich werde sie dazu bestellen, den Dienst des Hauses zu versehen nach all seinem Dienst und nach allem, was darin verrichtet wird. 15 Aber die Priester, die Leviten, die Söhne Zadoks, die den Dienst meines Heiligtums versehen haben, als die Kinder Israel von mir abirrten, sie sollen mir nahen, um mir zu dienen, und sollen vor mir stehen, um mir das Fett und das Blut darzubringen, spricht der Herr, HERR. 16 Sie sollen in mein Heiligtum kommen, und sie sollen zu meinem Tisch herzutreten, um mir zu dienen, und sollen meinen Dienst versehen.
Mit den Leviten, von denen in den Versen 10–14 die Rede ist, sind die Nachkommen Levis gemeint, außer den Söhnen Zadoks. Von den Söhnen Zadoks ist in den Versen 15 und 16 die Rede. Zuerst spricht der HERR von den untreuen Leviten. In den Zeiten, in denen das Volk von Ihm abgewichen ist, haben sie sich von Ihm ferngehalten, anstatt das Volk zu Ihm zurückzurufen (Vers 10). Das ist ihre Ungerechtigkeit. Sie haben sich nicht auf die Seite des HERRN gestellt gegen das Volk, das den Götzen nachgelaufen ist. Das ist eine schuldhafte Nachlässigkeit. Sie gingen dem Volk sogar im Götzendienst voraus und wurden dem Volk zum Anstoß (Vers 12).
Ihre Nachlässigkeit und ihr schlechtes Beispiel bedeuten nicht, dass sie nun vom Dienst in Gottes Haus ausgeschlossen sind. Vielmehr verpflichtet sie der HERR, in seinem Heiligtum Dienst zu tun (Vers 11). Allerdings wird ihnen eine geringere Aufgabe übertragen; sie werden sozusagen degradiert. Sie haben nicht dem HERRN, sondern den Israeliten gedient und nach deren Wünschen und Begierden gehandelt (Vers 12). Deshalb musste sich der HERR gegen sie wenden und seine Hand gegen sie erheben. Dies bedeutet, dass Er schwört, damit sie ihre Schuld tragen werden.
Sie dürfen im neuen Tempel dienen, aber sie dürfen dem HERRN nicht als Priester nahen (Vers 13). Sie dürfen auch nicht den geheiligten Dingen, den hochheiligen, nahen, denn es liegt Schande auf ihnen. Ihre Untreue hat tiefgreifende Folgen für ihren Dienst. Der göttliche Auftrag bezieht sich auf eine Aufgabe bei dem Haus, im äußeren Vorhof, nicht im höher gelegenen inneren Vorhof, wo der Brandopferaltar steht (Vers 14). Es kann auch bei uns der Fall sein, dass wir durch Untreue einen Teil unseres Dienstes verlieren.
Dann beginnt der HERR über die Söhne Zadoks zu sprechen (Vers 15). In dem Tempel, den Hesekiel beschrieben hat, wird der Opferdienst von den Söhnen Aarons ausgeführt, die Nachkommen Zadoks sind. Zadok, der Sohn Ahitubs, ist wiederum ein Nachkomme von Eleasar, dem dritten Sohn Aarons (1Chr 6,3.50-53).
Während der Zeit der Rebellion Absaloms gegen David stellt sich Zadok nicht auf die Seite Absaloms, sondern bleibt David treu (2Sam 15,24). Später salbte er Salomo und stellt sich gegen Adonija, Salomos Bruder, der Salomo vom Thron stoßen will (1Kön 1,32-34). Abjathar, der aus der Linie von Ithamar stammt, hat sich auf die Seite des Rebellen Absalom gestellt. Salomo entlässt ihn deshalb als Hoherpriester und übergibt dieses Amt an Zadok (1Kön 2,27.35). So wird Zadok der erste Hohepriester im ersten Tempel, dem salomonischen, der kurz darauf gebaut wird.
Der HERR spricht von den Söhnen Zadoks mit Freude und Nachdruck. Er benennt alles, was sie für Ihn tun dürfen. Diese Vorrechte verdanken sie ihrer Treue zum HERRN in der Zeit, als die Israeliten von Ihm abgeirrt waren. So wie Untreue „Degradierung“ bedeutet, so bedeutet Treue „Beförderung“. Die Söhne Zadoks dürfen dem HERRN nahen, um Ihm zu dienen. Sie dürfen Ihm Fett und Blut darbringen, das Er „mein Brot“ nennt (Vers 7), das nur für den HERRN bestimmt ist.
Der Herr, HERR, sagt mit Nachdruck, dass sie sein Heiligtum betreten und seinem Tisch nahen dürfen (Vers 16). Es ist sehr wahrscheinlich, dass hier der Brandopferaltar gemeint ist. Wie wir gesehen haben, wird der hölzerne Räucheraltar auch „Tisch“ genannt (Hes 41,22). Auf ihn werden jedoch nicht das Fett und das Blut der Opfer gebracht, was hier geschieht. Im Bild bedeutet das, dass sie Gemeinschaft mit Gott haben aufgrund des Blutes und des Werkes Christi, das Er mit dem Einsatz seiner ganzen Kraft vollbracht hat, wovon das Fett spricht. So werden sie Ihm dienen und ihre Aufgabe für Ihn erfüllen. Ihre Aufgabe ist besonders auf den HERRN ausgerichtet, weil sie während der Zeit, in der das Volk in die Irre gegangen ist, auf Ihn ausgerichtet waren.