Behandelter Abschnitt Hes 22,23-29
Verse 23–29 | Das verdorbene Land
23 Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: 24 Menschensohn, sprich zu ihm: Du bist ein Land, das nicht gereinigt, nicht beregnet wird am Tag des Zorns. 25 Verschwörung seiner Propheten ist in ihm; wie ein brüllender Löwe, der Beute zerreißt, fressen sie Seelen, nehmen Reichtum und Kostbarkeiten, mehren seine Witwen in seiner Mitte. 26 Seine Priester tun meinem Gesetz Gewalt an und entweihen meine heiligen [Dinge]; zwischen Heiligem und Unheiligem unterscheiden sie nicht, und den Unterschied zwischen Unreinem und Reinem tun sie nicht kund; und vor meinen Sabbaten verhüllen sie ihre Augen, und ich werde in ihrer Mitte entheiligt. 27 Seine Fürsten in ihm sind wie Wölfe, die Beute reißen, da sie Blut vergießen, Seelen vertilgen, um unrechtmäßigen Gewinn zu erlangen. 28 Und seine Propheten bestreichen ihnen [alles] mit Tünche, da sie Eitles schauen und ihnen Lügen wahrsagen und sprechen: „So spricht der Herr, HERR!“ – und doch hat der HERR nicht geredet. 29 Das Volk des Landes verübt Erpressung und begeht Raub; und den Elenden und Armen bedrücken sie, und den Fremden übervorteilen sie widerrechtlich.
Das Wort des HERRN ergeht erneut an Hesekiel (Vers 23). Er – wieder „Menschensohn“ genannt – soll zum Land und nicht nur zu Jerusalem über ihr schändliches Verhalten sprechen (Vers 24). Wegen ihrer Weigerung, sich zu reinigen, bleibt das Land unrein. Deshalb hat es keinen Regen erhalten und ist unfruchtbar. Anstelle von Früchten für den HERRN, die sie selbst genießen können, kommt sein Zorn über sie.
Alle Teile des Volkes sind an der Untreue gegenüber Gott beteiligt. Zuerst werden die Propheten erwähnt (Vers 25). Sie, die das Volk Gottes zur Rückkehr zu Ihm aufrufen sollen, machen als „Kollegen“ heimlich „Preisabsprachen“, um sich am Volk zu bereichern. Sie handeln wie ein brüllender Löwe, der seine Beute zerreißt. So grausam gehen sie mit Gottes Volk um, um des Reichtums und der Wertgegenstände willen, die sie dem Volk nehmen. Sie morden so sehr, dass viele Frauen zu Witwen werden.
Die zweite Kategorie sind die Priester (Vers 26). Sie sollen dem Volk das Gesetz vorlegen und vorleben (5Mo 33,10; Mal 2,7), aber sie passen das Gesetz an und brechen es selbst. Sie geben Gott nicht die Gaben, die Ihm geheiligt sind, sondern benutzen sie für sich selbst (vgl. 1Sam 2,16). Als Priester sollten sie besser als jeder andere wissen, was der Unterschied zwischen heilig und unheilig ist (3Mo 10,10; 11,47), aber für sie ist es keine große Sache. Die Vermischung von Gut und Böse ist für sie eine gewöhnliche Sache, solange es ihnen selbst nützt.
Sie drücken nicht nur ein Auge zu, was das Halten des Sabbats angeht, sondern sie verschließen beide Augen. Was Gott über den Sabbat gesagt hat, interessiert sie überhaupt nicht. Gott wird in ihrer Mitte nicht geheiligt, sondern entheiligt.
Die Fürsten sind nicht besser als die bereits erwähnte Gruppe (Vers 27). Anstatt die Bürger zu schützen und für ihre Rechte einzutreten, denken sie nur an sich selbst. Sie betreiben grausam Selbstbereicherung. Der Vergleich mit Wölfen inmitten des Volkes Gottes ist treffend. Sie reißen ihre Beute auseinander, nur um Blut zu vergießen. So bringen sie Menschen zu ihrem eigenen Vorteil um.
Noch einmal kommen die Propheten an die Reihe (Vers 28). Diese Gruppe zeichnet sich durch Falschheit aus, die vorherige durch Gewalt (Vers 25). Sie tun schön. Sie tun so, als sei alles in Ordnung. Sie mäßigen sich, im Namen des Herrn, HERRN, zu reden, während sie nichts als Eitles schauen und Lügen wahrsagen. Sie sagen, was die Menschen gerne hören wollen, anstatt die fürchterliche Realität zu präsentieren und zur Umkehr aufzurufen. Was sie sagen, hat der HERR nicht geredet, das ist deutlich!
Die letzte Gruppe ist das Volk des Landes (Vers 29). Diese Gruppe ist nicht besser als die vorherigen, die eine gewisse Verantwortung haben, aber das Volk des Landes ahmt sie in ihrem unverschämten Verhalten nach. Sie frönen ebenfalls der Unterdrückung und dem Raub. Elende und Arme und Fremde sind die Opfer, die ohne Erbarmen ihres Eigentums beraubt werden.