Behandelter Abschnitt Hes 21,23-28
Verse 23–28 | Das Orakel Nebukadnezars
23 Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: 24 Und du, Menschensohn, mache dir zwei Wege, auf denen das Schwert des Königs von Babel kommen soll: Von einem Land sollen sie beide ausgehen. Und zeichne einen Wegweiser, zeichne ihn am Anfang des Weges zur Stadt. 25 Du sollst einen Weg machen, damit das Schwert nach Rabbat der Kinder Ammon komme und nach Juda in das befestigte Jerusalem. 26 Denn der König von Babel bleibt am Kreuzweg stehen, am Anfang der beiden Wege, um sich wahrsagen zu lassen; er schüttelt die Pfeile, befragt die Teraphim, beschaut die Leber. 27 In seine Rechte fällt die Wahrsagung „Jerusalem“, dass er Sturmböcke aufstelle, den Mund öffne mit Geschrei, die Stimme erhebe mit Feldgeschrei, Sturmböcke gegen die Tore aufstelle, Wälle aufschütte und Belagerungstürme baue. 28 Und es wird ihnen wie eine falsche Wahrsagung in ihren Augen sein; die feierlichsten Eide haben sie; er aber wird die Ungerechtigkeit in Erinnerung bringen, damit sie ergriffen werden.
Wieder ergeht das Wort des HERRN an Hesekiel (Vers 23). Ihm wird befohlen, zwei Wege zu machen (Vers 24; vgl. Hes 4,1). Er soll dies für sich selbst, „dir“, tun. Das deutet darauf hin, dass er in seinem Geist eintreten soll in das, was geschehen wird. In gleicher Weise sollen wir uns mit zukünftigen Ereignissen beschäftigen. Wir sollen das Gelesene zu unserem eigenen machen, damit uns klar wird, was mit Israel, Europa und der Welt geschehen wird.
Der Weg, den Hesekiel zeichnen muss, ist ein Weg, der sich in zwei Wege teilt. Das ist der Weg, den das Schwert gehen wird, um nach Juda zu gelangen. Nun wird auch der Name desjenigen genannt, der das Schwert hält. Es ist der König von Babel. Die beiden Wege kommen aus einem Land. An der Stelle, wo sich die beiden Wege gabeln, muss Hesekiel einen Wegweiser aufstellen. Darauf befinden sich zwei Ziele. Ein Weg führt nach Rabba, der Hauptstadt der Ammoniter; der andere führt nach Juda mit seinem befestigten Jerusalem (Vers 20). Der Weg von Babylon nach Rabba und nach Jerusalem ist bis Damaskus derselbe. In Damaskus muss man sich entscheiden, wohin man geht.
Dann sagt der HERR dem Hesekiel, warum er den Weg und die Gabelung in zwei Wege aufzeigen soll. An der Gabelung wird der König von Babel innehalten und überlegen, welche Richtung er einschlagen wird (Vers 26). Wird er den Weg nach Rabba oder den nach Jerusalem nehmen? Um seine Entscheidung zu treffen, wird er, wie es für ihn üblich ist, götzendienerische Methoden der Weissagung anwenden. Er wendet drei Methoden an und zeigt damit, wie wenig er allen drei Methoden traut. Es ist naheliegend anzunehmen, dass er bei der Anwendung von drei Methoden den Weg einschlagen wird, der von mindestens zwei Methoden angezeigt wird.
Das „Schütteln der Pfeile“ könnte bedeuten, dass er zwei Pfeile nimmt und auf jeden den Namen einer Richtung schreibt. Dann schüttelt er sie und zieht einen. Das ist dann die Richtung, die er einschlagen wird. Wenn er die „Teraphim“ befragt, scheint es sich um kleine Hausgötter zu handeln, die der Besitzer auf eine Reise mitnimmt (1Mo 31,19). „Die Leber beschauen“ bedeutet, die Farbe und die Eigenschaften der Leber eines Opfertieres zu untersuchen. Diese Form der Weissagung ist bei den Babyloniern zu dieser Zeit in Gebrauch.
Wir sehen hier, dass Gott alle Überlegungen Nebukadnezars kennt und dass Er das Ergebnis bestimmt. Er wird den König von Babel veranlassen, nach Jerusalem hinaufzuziehen (Vers 27). Nebukadnezar denkt, seine Götter hätten ihm Ratschläge gegeben, aber Gott bestimmt seinen Weg. Nebukadnezar hält seinen Schlachtplan und seine Waffen bereit, um eine starke Festung wie Jerusalem zu belagern. Die Bewohner Jerusalems werden dies als „falsche Prophezeiung“ erleben, denn sie haben dem König von Babel doch Treue geschworen (Vers 28; Hes 17,16-18).
Aber ihre Eide sind nichts wert. Mehrmals haben sich Zedekia und die Fürsten mit feierlichen Eiden verpflichtet, dem König von Babel treu zu bleiben. Aber sie haben dies getan, um ihn zu betrügen, denn heimlich haben sie Vereinbarungen mit Ägypten getroffen (Hes 17,7.15.17; Jer 37,5; 46,17). Gerade ihre Untreue ist ein Grund für Nebukadnezar, gegen sie vorzugehen. Er wird sie an ihre eigene Ungerechtigkeit erinnern und sie deswegen ergreifen und wegführen.