Behandelter Abschnitt Hes 16,35-43
Verse 35–43 | Jerusalem wird von seinen Liebhabern gerichtet
35 Darum, Hure, höre das Wort des HERRN! 36 So spricht der Herr, HERR: Weil deine Unreinheit ausgegossen und deine Blöße aufgedeckt worden ist in deinen Hurereien mit deinen Liebhabern, und wegen aller deiner gräuelhaften Götzen und wegen des Blutes deiner Kinder, die du ihnen gegeben hast, 37 darum, siehe, werde ich alle deine Liebhaber sammeln, denen du gefielst, und alle, die du geliebt hast, samt allen, die du gehasst hast. Und ich werde sie von ringsumher gegen dich versammeln und deine Blöße vor ihnen aufdecken, so dass sie deine ganze Blöße sehen werden. 38 Und ich werde dich richten nach den Rechten der Ehebrecherinnen und der Blutvergießerinnen und dich zum
Blut des Grimmes und der Eifersucht machen. 39 Und ich werde dich in ihre Hand geben, damit sie deine Gewölbe zerstören und deine Höhen niederreißen und dir deine Kleider ausziehen und deine prächtigen Geschmeide nehmen und dich nackt und bloß liegen lassen. 40 Und sie werden eine Versammlung gegen dich heraufführen und dich steinigen und dich mit ihren Schwertern durchbohren. 41 Und sie werden deine Häuser mit Feuer verbrennen und Gerichte an dir üben vor den Augen vieler Frauen. Und so werde ich dich aufhören lassen, eine Hure zu sein, und du wirst auch keinen Lohn mehr geben. 42 Und ich werde meinen Grimm an dir stillen, und mein Eifer wird von dir ablassen; und ich werde ruhig sein und mich nicht mehr kränken. 43 Weil du dich nicht an die Tage deiner Jugend erinnert hast und mich durch dies alles gereizt hast, siehe, so habe auch ich deinen Weg auf [deinen] Kopf gebracht, spricht der Herr, HERR, damit du zu allen deinen Gräueln nicht [diese] Schandtat begehst.
Das Wort des HERRN kommt zu der Stadt (Vers 35). Der HERR spricht sie mit dem Namen an, den sie verdient, nämlich „Hure“. Dann verkündet Er sein Gericht. Zuerst zählt Er noch einmal kurz ihre abscheulichen Taten auf, die dieses Gericht notwendig machen (Vers 36). Es sind die Sünden der Unzucht und der Menschenopfer. Er wird ihre Liebhaber versammeln, die Nationen, mit denen Jerusalem sich verbündet hat und deren Götzen sie diente, und auch alle, die geblieben sind oder wieder ihre Feinde wurden (Vers 37).
Ein großes Heer von Feinden wird gegen sie ziehen, um sie zutiefst zu demütigen. Die Feinde werden mit ihr umgehen wie mit Huren und Ehebrecherinnen, die nackt zu Schanden gemacht werden (Vers 38). „Das Blut des Zorns“ bedeutet, dass Jerusalem mit dem Tod bestraft werden wird. Sie hat Blut vergossen, indem sie Menschenopfer brachte, und dafür wird ihr Blut vergossen werden (1Mo 9,6). Im Zuge des Ehebruchs und des Götzendienstes hat sie einen Mord begangen. Ehebruch und Mord gehen oft Hand in Hand. Wir sehen es sogar bei König David, der nach seinem Ehebruch mit Bathseba ihren Mann Urija ermorden lässt.
Die „Eifersucht“ des HERRN wegen des Eheund Bundesbruchs wird ihre Untreue und ihre Morde vergelten. Er wird die Stadt in die Gewalt der Nationen geben, deren Götzen sie gedient hat (Vers 39). Er wird sie an die Babylonier ausliefern. In diesem Weltreich sind alle anderen Nationen vertreten, die von Babel erobert wurden. Sie werden die Stadt ihrer Kleider und ihres Schmucks entkleiden und sie nackt und bloß zurücklassen, d. h. bis auf den Boden niederreißen. So wird sie wieder werden wie früher, zur Zeit ihrer Entstehung, als der HERR sie fand (Vers 6; vgl. Hos 2,6a).
Die Feinde werden in Mengen gegen Juda und Jerusalem kommen und Tod und Zerstörung um sie herum säen (Vers 40). Die Steinigung, die sie erleiden wird, ist eine Strafe für ehebrecherische Frauen (Joh 8,4.5a; 5Mo 22,21). Diese Steinigung wird buchstäblich stattfinden, wenn die Bewohner der Stadt bei der Belagerung und Einnahme unter den herabfallenden Trümmern begraben und zermalmt werden. Die Häuser werden sie verbrennen (Vers 41). „Viele Frauen“ werden es mit ihren Augen sehen, als abschreckendes Beispiel, nicht zu huren. Die „vielen Frauen“ sind ein Bild für Städte und Nationen, die die Zerstörung Jerusalems sehen werden. Dann wird die Hurerei ausgerottet sein. Es wird kein Verlangen zur Hurerei mehr geben. Keiner wird mehr etwas mit ihr zu tun haben wollen. Die Anziehungskraft der Stadt hat sich in Abstoßung verwandelt. Die Stadt ist auch so verarmt, dass sie den Lohn einer Hure nicht mehr bezahlen kann und somit auch keine Liebhaber mehr kaufen kann. Dann wird der Grimm des HERRN auf ihnen ruhen und zur Ruhe kommen (Vers 42). Sein Grimm hat sich besänftigt.
So finden wir in den vorhergehenden Versen drei Strafen erwähnt, die eine Hure in Israel erhalten kann und die auf Jerusalem angewendet werden.
Erstens wird sie nackt und bloß gelassen und damit der Schmach der Umstehenden ausgeliefert (Vers 39).
Als Nächstes wird sie gesteinigt (Vers 40).
Schließlich wird sie mit Feuer verbrannt (Vers 41).
Noch einmal erklärt der HERR, warum Er ihr das alles antun muss (Vers 43). Er hat ihren Weg des Umherziehens und der Untreue auf ihr eigenes Haupt gebracht. Sie hat sich nicht an die Tage ihrer Jugend erinnert, als Er sich so um sie kümmerte, noch hat sie Ihm mit Dankbarkeit gedient. Stattdessen hat sie Ihn entsetzt, Ihn tief erschüttert. Sein Gericht soll dazu dienen, dass sie von ihren Gräueln, d. h. ihrem Götzendienst, ablässt und sich nicht mehr schändlich verhält.