Behandelter Abschnitt Hes 16,8-14
Verse 8–14 | Der Aufstieg Jerusalems
8 Und ich ging an dir vorüber und sah dich, und siehe, deine Zeit war die Zeit der Liebe; und ich breitete meinen Zipfel über dich aus und bedeckte deine Blöße; und ich schwor dir und trat in einen Bund mit dir, spricht der Herr, HERR, und du wurdest mein. 9 Und ich badete dich in Wasser und spülte dein Blut von dir ab und salbte dich mit Öl. 10 Und ich bekleidete dich mit Buntgewirktem und beschuhte dich mit Seekuhfellen, und ich umwand dich mit Byssus und bedeckte dich mit Seide; 11 und ich schmückte dich mit Schmuck: Ich legte Armringe an deine Hände und eine Kette um deinen Hals 12 und legte einen Reif in deine Nase und Ringe in deine Ohren und [setzte] eine Prachtkrone auf dein Haupt. 13 Und so wurdest du mit Gold und Silber geschmückt, und deine Kleidung war Byssus und Seide und Buntgewirktes; du aßest Feinmehl und Honig und Öl. Und du warst überaus schön und gelangtest zum Königtum. 14 Und dein Ruf ging aus unter die Nationen wegen deiner Schönheit, denn sie war vollkommen durch meine Herrlichkeit, die ich auf dich gelegt hatte, spricht der Herr, HERR.
Als der HERR zum zweiten Mal vorbeikommt, wird das verstoßene Kind, dem Er aus Mitleid das Leben geschenkt hat, auch zum Gegenstand seiner Liebe (Vers 8). Der HERR bleibt nicht ihr Ziehvater, sondern wird ihr Ehemann. Sein Herz ist Jerusalem zugetan. Neben der Fürsorge gibt Er der Stadt Schutz und Bedeckung, wovon der „Zipfel“ oder „Flügel“ spricht (Rt 3,9; Mt 23,37). Der HERR geht die engstmögliche Beziehung mit ihr ein, schließt den Ehebund mit ihr und macht sie so zu seinem Besitz. All dies besiegelt Er mit einem Eid. In der Geschichte Israels sehen wir das am Sinai. Dieser Bund wird auch mit dem Bild einer Ehe beschrieben (Jes 54,5; Jer 2,2).
Dann fährt Er fort, sie schön zu machen (Verse 9–13). Wir sehen, dass dies von der Zeit an geschieht, als David die Stadt Jerusalem erobert (1049 v. Chr.) und sie zur königlichen Hauptstadt macht. Das ist die Zeit der Liebe. Der HERR erwählt diese Stadt und gewährt ihr eine außergewöhnliche Herrlichkeit.
Er beginnt, sie zu waschen, um das Blut von ihr abzuwaschen (Vers 9). So wird sie von der Vergangenheit gereinigt. Dann salbt Er sie mit Öl und drückt damit den großen Wert aus, den sie für Ihn hat (vgl. Joh 12,3). Wenn wir an das Waschen und Salben denken, werden wir an die Vorbereitung einer Braut für die Ehe erinnert (vgl. Rt 3,3; Est 2,12).
Dann bekleidet Er sie, das verstoßene Findelkind, mit schönen Kleidern (Vers 10; vgl. Ps 45,13.14a). Er gibt ihr diese Kleidung nicht, damit sie sie selbst anzieht, sondern Er bekleidet sie. Wir können hier an all die möglichen Vorrechte denken, die der HERR der Stadt gegeben hat. Diese Privilegien sind wie „Seekuhfelle“, unantastbar für Korruption. Die Kleidung aus „Byssus und ... Seide“ zeigt die veredelte und kostbare Natur ihrer Privilegien.
Nach der Kleidung kommt der Schmuck (Verse 11.12). Sie sind der Schmuck einer Braut (vgl. 1Mo 24,22). Die „Prachtkrone“ ist die Krone der Braut, die auch die königliche Hoheit zeigt, zu der sie erhoben ist. Als Nächstes fordert der HERR sie auf, in den Spiegel zu schauen, und sagt dann: „So wurdest du geschmückt“ (Vers 13). Er weist sie auf das Gold und Silber, das feine Leinen und die Seide hin, mit denen Er sie bekleidet hat. Es muss ein atemberaubender Anblick für sie gewesen sein, die so verworfen und elend gewesen war, zu sehen, was Er mit und aus ihr gemacht hatte.
Darüber hinaus gibt Er ihr die kostbarste Nahrung, die beste Nahrung für ihr Wachstum (5Mo 32,13.14). Das Land, in dem sie wohnt, ist ein Land, das von Milch und Honig fließt. Von dieser Nahrung kann sie in vollen Zügen genießen. Diese gesunde Nahrung trägt auch zur Entwicklung ihrer Schönheit bei. Sie wird „überaus schön“. Der HERR hat alles getan, um aus dieser verachteten Frau eine für das Königtum geeignete Person zu machen.
Der Ruhm der Stadt reicht über ihre Landesgrenzen hinaus (Vers 14). Die umliegenden Nationen sprechen mit Bewunderung von ihrer Schönheit. Diese Schönheit ist nicht ihre eigene, sondern die des HERRN. Er hat seine Herrlichkeit auf sie gelegt. Wir sehen das in der Zeit Salomos, als der Ruf Salomos „wegen des Namens des HERRN“ in fernen Regionen gehört wird (1Kön 10,1).