Behandelter Abschnitt Jer 49,1-6
Verse 1–6 | Weissagung über Ammon
1 Über die Kinder Ammon. So spricht der HERR: Hat denn Israel keine Söhne, oder hat es keinen Erben? Warum hat ihr König Gad in Besitz genommen, und [warum] wohnt sein Volk in dessen Städten? 2 Darum, siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich gegen Rabba der Kinder Ammon Kriegsgeschrei werde erschallen lassen; und es soll zum Schutthaufen werden, und seine Tochterstädte sollen mit Feuer verbrannt werden. Und Israel wird seine Erben beerben, spricht der HERR. 3 Heule, Hesbon, denn Ai ist verwüstet! Schreit, ihr Töchter von Rabba, gürtet euch Sacktuch um; klagt und lauft hin und her in den Hürden! Denn ihr König wird in die Gefangenschaft gehen, seine Priester und seine Fürsten allesamt. 4 Was rühmst du dich der Täler? Dein Tal zerfließt, du abtrünnige Tochter, die auf ihre Schätze vertraut: „Wer sollte an mich kommen?“ 5 Siehe, ich lasse Schrecken über dich kommen von allen, die rings um dich her wohnen, spricht der Herr, der HERR der Heerscharen; und ihr sollt weggetrieben werden, jeder vor sich hin, und niemand wird die Flüchtigen sammeln. 6 Aber danach werde ich die Gefangenschaft der Kinder Ammon wenden, spricht der HERR.
Die Ammoniter sind nach ihrem Brudervolk, den Moabitern im vorherigen Kapitel, nun Gegenstand einer Prophezeiung (Vers 1). Auch sie sind durch Lot mit Israel verwandt (1Mo 19,38). In Ammon sehen wir den Geist der Habgier. Ihrem König wird zugeschrieben, dass die Ammoniter nun die Städte von Gad besitzen, einem Stamm, der in der Region auf der anderen Seite des Jordans ein Erbe hat. Es gibt keinen Respekt vor dem, was Gott jemandem, in diesem Fall seinem Volk, als Besitz gegeben hat. Im Namen ihres Königs haben sie sich angemaßt, Erben von Gad zu sein. Dabei ignorieren sie, dass Israel selbst Söhne hat, die Erben sind.
Ammon zeigt keinen Respekt vor einem Familienerbstück. Assyrien hat Gad weggeführt (1Chr 5,26) und die Ammoniter ziehen ein. Das bringt Gottes Gericht über Rabba, die Hauptstadt von Ammon (Vers 2). Die Feinde werden unter Kriegsgeschrei die Stadt zerstören und die Dörfer mit Feuer verbrennen (vgl. Amos 1,13-15; Hes 25,3-5.10). Diejenigen, die darin wohnen, werden zur Beute für die zurückkehrenden Israeliten, die dadurch eine Entschädigung für alles erhalten, was Ammon ihnen genommen hat. Dies wird in der Zukunft geschehen.
Ai wird auch verwüstet werden (Vers 3). Das wird Hesbon und die Töchter von Rabba treffen. Sie werden aufgerufen, zu wehklagen und zu schreien. Ein weiterer Grund, zu trauern und benommen umherzugehen, ist die Gefangenschaft ihres Königs, zusammen mit seinen (Götzen-) Priestern und Fürsten. So wird der gesamte Götzendienst gerichtet und seine Wertlosigkeit demonstriert. Ihr König und ihre Götzen entpuppen sich als wertlos, Sachen, die man wegnehmen kann.
Wie Moab ist auch Ammon nicht frei von Hochmut (Vers 4; Jer 48,29). Ihre Täler brachten reiche Ernten, aber es ist nichts mehr von ihnen übrig. Ammon vertraut auf Schätze und rühmt sich, dass sie keinen Feind fürchten. „Siehe“, spricht der HERR, der Gott der Heerscharen, „ich lasse Schrecken über dich kommen“ (Vers 5). „Ein Feind kommt und wird euch umzingeln. Wohin du auch blickst, Furcht wird dich überkommen. Ihr werdet fliehen und zerstreut werden.“ Ein jeder ist auf sich selbst angewiesen, „niemand wird die Flüchtigen sammeln“.
Doch auch für Ammon gibt es eine Veränderung zum Guten (Vers 6). Wenn die Züchtigung des HERRN ihre Wirkung getan hat, wird Er die Gefangenschaft der Ammoniter wenden. Dann wird Er sie in ihr Land zurückbringen.