Behandelter Abschnitt Jer 36,5-8
Verse 5–8 | Auftrag, die Buchrolle vorzulesen
5 Und Jeremia gebot Baruch und sprach: Ich bin verhindert, ich kann nicht in das Haus des HERRN gehen; 6 so geh du hin und lies aus der Rolle, was du aus meinem Mund aufgeschrieben hast, die Worte des HERRN, vor den Ohren des Volkes im Haus des HERRN am Tag des Fastens; und du sollst sie auch vor den Ohren aller Juden lesen, die aus ihren Städten kommen. 7 Vielleicht wird ihr Flehen vor den HERRN kommen, und sie kehren um, jeder von seinem bösen Weg; denn groß ist der Zorn und der Grimm, den der HERR über dieses Volk ausgesprochen hat. 8 Und Baruch, der Sohn Nerijas, tat nach allem, was der Prophet Jeremia ihm geboten hatte, und er las aus dem Buch die Worte des HERRN im Haus des HERRN vor.
Dann sagt Jeremia zu Baruch, dass er selbst nicht in das Haus des HERRN gehen kann, um die Worte der Buchrolle vorzulesen (Vers 5). Was die Ursache dafür ist, ist nicht klar. Jeremia ist noch nicht gefangen genommen worden und kann sich noch frei unter dem Volk bewegen (Vers 19). Da er selbst nicht in den Tempel gehen kann, gibt er Baruch den Auftrag, aus der Buchrolle im Haus des HERRN vorzulesen (Vers 6).
Wenn ein Diener verhindert ist, ist es schön, wenn ein anderer Diener den Dienst übernehmen kann. Der HERR benutzt Jeremia, um seine Worte weiterzugeben, und er benutzt Baruch, um sie aufzuschreiben, damit er sie nun ebenfalls predigen kann. So bekommt jeder Diener des Wortes seine eigene Aufgabe. Baruch ist ein Diener des Jeremia, aber auch ein Werkzeug des HERRN.
So schickt Paulus Mitarbeiter in Gemeinden, die er selbst nicht besuchen kann. Diese Mitarbeiter geben an seiner Stelle weiter, was er ihnen sagen will. Das sind nicht immer neue Dinge, sondern manchmal auch Dinge, die er ihnen schon einmal gesagt hat (1Kor 4,17).
Was Baruch lesen soll, sind die Worte des HERRN, nicht seine eigenen Worte. In diesem Kapitel sehen wir, wie wichtig das geschriebene Wort ist und wie wichtig es ist, nur das zu predigen. Baruch soll es im Haus des HERRN an einem Tag des Fastens predigen, das heißt in Gottes Gegenwart und an einem Tag, an dem das Volk fastet. Was der Anlass für diesen Tag des Fastens war, wird nicht gesagt. Einen Tag des Fastens zu halten, setzt das Bewusstsein der Not voraus. Aber das kann leicht eine äußere Zurschaustellung sein und keine Sache des Herzens (Jes 58,1-14; Mt 6,16-18).
Jeremia sagt zu Baruch, dass das Lesen der Worte des HERRN möglicherweise ein Flehen zum HERRN unter dem Volk bewirken wird und dass sie Buße tun werden (Vers 7). Die Worte „wird … kommen“ hat die Bedeutung von „niederfallen“ und weist auf die Haltung des Flehenden hin. Das Flehen und der Flehende sind praktisch eins. Jeremia kann sich kaum eine andere Möglichkeit vorstellen, als dass sie dies tun werden, weil der Zorn und der Grimm des HERRN gegen sein Volk so groß sind.
Obwohl die eigentliche Lesung erst in einigen Monaten stattfinden wird, so wie der nächste Vers deutlich macht, heißt es hier schon, dass Baruch tut, was Jeremia gesagt hat (Vers 8). Baruch gehorcht, weil er anerkennt, dass Jeremias Auftrag dem Willen des HERRN entspricht. Er sieht, dass der HERR Jeremia führt. Baruch führt den Befehl in jeder Hinsicht akribisch aus, was er tun soll, zu welcher Zeit und an welchem Ort.