Behandelter Abschnitt Jer 26,16-19
Verse 16–19 | Freilassung Jeremias
16 Und die Fürsten und das ganze Volk sprachen zu den Priestern und zu den Propheten: Diesem Mann gebührt nicht die Todesstrafe; denn er hat im Namen des HERRN, unseres Gottes, zu uns geredet. 17 Und Männer von den Ältesten des Landes erhoben sich und sprachen zur ganzen Versammlung des Volkes und sagten: 18 Micha, der Moraschtiter, hat in den Tagen Hiskias, des Königs von Juda, geweissagt und zum ganzen Volk von Juda gesprochen und gesagt: So spricht der HERR der Heerscharen: „Zion wird als Feld gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen und der Berg des Hauses zu Waldeshöhen werden.“ 19 Haben denn Hiskia, der König von Juda, und ganz Juda ihn getötet? Hat er nicht den HERRN gefürchtet und den HERRN angefleht, so dass der HERR sich des Übels gereuen ließ, das er über sie geredet hatte? Und wir wollen eine [so] große böse [Tat] gegen unsere Seelen begehen!
Die Fürsten und das ganze Volk sind fest von Jeremias Unschuld überzeugt (Vers 16). Auch hier stimmt das Volk mit den Fürsten überein. Die Volksmassen ändern so leicht ihre Meinung (vgl. Vers 9). Wir sehen das auch in ihrer Beurteilung des Herrn Jesus, aber in umgekehrter Weise. Zuerst schreien sie „Hosanna! Gepriesen [sei], der da kommt im Namen [des] Herrn“ (Joh 12,13), und fünf Tage später schreien sie: „Hinweg, hinweg! Kreuzige ihn!“ (Joh 19,15).
Die Fürsten wenden sich an die Ankläger, die Priester und die Propheten. Sie sprechen Jeremia vor ihnen von den Anschuldigungen frei und bestätigen die Wahrheit dessen, was er gesagt hat. Sie erkennen ihn als einen Mann an, der im Namen des HERRN zu ihnen gesprochen hat. Das ist anders als das, was mit dem Herrn Jesus geschah. Obwohl Pilatus mehrmals von Ihm sagt, dass Er nichts getan hat, was den Tod verdient, fordert das Volk, angeführt von den Priestern, dass Er hingerichtet wird. Pilatus gewährt diese Forderung.
Den Fürsten schließen sich in ihrer Beurteilung Jeremias Männer aus den Reihen der Ältesten des Landes an (Vers 17). Diese verweisen auf einen ähnlichen Fall aus der Geschichte des Volkes Gottes, in dem ebenfalls gegen den Tempel gepredigt wurde. Wir würden sagen: Sie kennen ihre Bibel und wissen zur richtigen Zeit das Richtige aus ihr zu zitieren. Sie erinnern sich an den Propheten Micha aus Moreschet-Gat (Mich 1,1), der in den Tagen Hiskias mit ganz ähnlichen Worten wie Jeremia prophezeite (Vers 18). Dabei zitieren sie die Worte Michas (Mich 3,12). Wie die Ältesten sollten auch wir einen treuen Prediger des Wortes nicht abweisen, sondern ihn aufnehmen, auch wenn uns seine Botschaft nicht gefällt.
Die Ältesten weisen auf Hiskias Antwort auf Michas Predigt hin. Sie tun dies in Form von ein paar Fragen, auf die nur eine Antwort möglich ist. Auf diese Weise zwingen sie die Zuhörer, diese Antwort selbst zu geben. Hiskia und ganz Juda töteten Micha nicht, weil er den HERRN fürchtete (Vers 19). Auch Hiskia nahm sich die Botschaft zu Herzen, denn er suchte die Gunst des HERRN, um das Unglück abzuwenden.
Die letzten Worte der Ältesten sind eine Warnung. Sie geben zu, dass sie dabei sind, sich durch ihre Ablehnung von Jeremia einen großen Schaden zuzufügen. Die Frage ist, ob es auch ein echtes Werk im Gewissen gibt. Gottes Wort zu zitieren ist gut. Es bewahrt davor, ein Verbrechen zu begehen. Aber geschieht dies, um nicht selbst in Schwierigkeiten zu geraten, oder geschieht es aus einem überzeugten Gewissen vor Gott? Sie sind in der Tat auf dem Weg, sich ein großes Übel anzutun. Aber wo ist das Bewusstsein, dass sie tätig sind, Gott große Schande zu machen, indem sie nicht auf Ihn hören?