Behandelter Abschnitt Jer 26,1-6
Einleitung
Die Tempelrede in den Versen 1–6 kann als eine Zusammenfassung der Tempelrede in Jeremia 7 gesehen werden. Dort geht es um den Inhalt von Jeremias Botschaft, während der Schwerpunkt dieses Kapitels auf der Reaktion aller Zuhörer liegt, die danach beschrieben wird.
Verse 1–6 | Die Tempelrede
1 Im Anfang der Regierung Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, geschah dieses Wort von Seiten des HERRN, indem er sprach: 2 So spricht der HERR: Tritt in den Vorhof des Hauses des HERRN und zu allen Städten Judas, die kommen, um im Haus des HERRN anzubeten, rede alle Worte, die ich dir geboten habe, zu ihnen zu reden; nimm kein Wort davon weg. 3 Vielleicht werden sie hören und jeder von seinem bösen Weg umkehren, so werde ich mich des Übels gereuen lassen, das ich ihnen zu tun beabsichtige wegen der Bosheit ihrer Handlungen. 4 Und sprich zu ihnen: So spricht der HERR: Wenn ihr nicht auf mich hört, dass ihr in meinem Gesetz wandelt, das ich euch vorgelegt habe, 5 dass ihr auf die Worte meiner Knechte, der Propheten, hört, die ich zu euch sende, früh mich aufmachend und sendend (ihr habt aber nicht gehört), 6 so will ich dieses Haus wie Silo machen, und diese Stadt werde ich zum Fluch machen allen Nationen der Erde.
Die Geschehnisse in diesem Kapitel finden „im Anfang der Regierung Jojakims“ statt (Vers 1). Die im vorherigen Kapitel finden im vierten Jahr Jojakims statt (Jer 25,1). Wir gehen in der Zeit zurück. Jeremia soll in den Tempel gehen und im Vorhof zu dem Volk predigen, das dorthin kommt, um den HERRN anzubeten (Vers 2). Der Vorhof ist ein Sammelplatz der Menschen. Dort hat Jeremia eine große Zuhörerschaft.
Er muss ihnen alle Worte sagen, die der HERR ihm befohlen hat zu reden. Er darf kein einziges Wort auslassen. Der HERR sagt das, weil die Botschaft hart ist und Jeremia versucht sein könnte, sie durch Weglassen von etwas abzumildern. Jeder Diener des Wortes hat diese Tendenz. Es ist auch schon oft vorgekommen, dass die Botschaft des Wortes Gottes dem natürlichen Menschen angepasst wurde. Das darf nicht geschehen. Wir müssen den ganzen Ratschluss Gottes verkünden und dürfen nichts zurückhalten (vgl. Apg 20,27).
Gottes Absicht mit der Predigt Jeremias ist die Umkehr seines Volkes (Vers 3). „Vielleicht“ werden sie hören. Der HERR geht davon aus, dass sie trotzdem zuhören werden. Wenn sie hören und sich von ihrem bösen Weg abwenden, wird Er sich des Übels gereuen lassen, das Er über sie bringen will. Wir sehen hier die Absicht Gottes, die Übeltäter zu bestrafen. Wir sehen hier auch, dass Er die Möglichkeit gibt, dieser Strafe zu entgehen. Die Bedingung ist auch klar: Reue.
Was Gott tun wird, wenn sie nicht umkehren, wird von Jeremia ebenso deutlich dargestellt. Er soll ihnen sagen, was geschehen wird, wenn sie nicht auf den HERRN hören (Vers 4). Auf Gott hören heißt nicht nur hören, sondern auch gehorchen, was sich darin zeigt, dass sie nach dem Gesetz des HERRN wandeln, das Er ihnen vor Augen gestellt hat. Der HERR hat sich bemüht, sein Volk auf das Gesetz hinzuweisen, denn er hat immer wieder seine Knechte, die Propheten, zu ihnen gesandt (Vers 5). Er muss jedoch feststellen, dass sie nicht hören wollten.
Wenn das so bleibt, wird Er das Haus, in das sie kamen, um anzubeten (Vers 1) – also den Tempel – wie Silo machen (Vers 6; Jer 7,14). Jerusalem wird, anstatt ein Segen zu sein (vgl. 1Mo 12,3), zum Fluch für alle Nationen der Erde werden.