Behandelter Abschnitt Jer 9,9-15
Verse 9–15 | Das drohende Gericht
9 Über die Berge will ich ein Weinen und eine Wehklage erheben und über die Weideplätze der Steppe ein Klagelied. Denn sie sind verbrannt, so dass niemand hindurchzieht und man die Stimme der Herde nicht hört; sowohl die Vögel des Himmels als auch das Vieh sind geflohen, weggezogen. 10 Und ich werde Jerusalem zu Steinhaufen machen, zur Wohnung der Schakale, und die Städte von Juda zur Einöde machen, ohne Bewohner. 11 Wer ist der weise Mann, dass er dieses versteht, und zu wem hat der Mund des HERRN geredet, dass er es kundtut, warum das Land zugrunde geht [und] verbrannt wird wie die Wüste, so dass niemand hindurchzieht? 12 Und der HERR sprach: Weil sie mein Gesetz verlassen haben, das ich ihnen vorgelegt habe, und auf meine Stimme nicht gehört haben und nicht darin gewandelt sind, 13 sondern dem Starrsinn ihres Herzens und den Baalim nachgegangen sind, was ihre Väter sie gelehrt haben. 14 Darum, so spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will ihnen, diesem Volk, Wermut zu essen und Giftwasser zu trinken geben 15 und sie unter die Nationen zerstreuen, die sie nicht gekannt haben, weder sie noch ihre Väter; und ich will das Schwert hinter ihnen hersenden, bis ich sie vernichtet habe.
Jeremia sieht die Folgen der Gerichte Gottes. Er weint darüber und hebt ein Klagelied darüber an (Vers 9). Überall um ihn herum ist der Boden geschwärzt. Die Straße ist für Menschen unpassierbar und für das Vieh gibt es nichts auf den Weiden, weil alles verbrannt ist. Alle Vögel und Tiere „sind geflohen und weggezogen“. Infolgedessen wird kein Laut von Tieren mehr gehört. In Jerusalem wird es keine Bewohner mehr geben (Vers 10). Die Ruinen werden zur Wohnung der Schakale. Auch die Städte Judas werden „zur Einöde ohne Bewohner“.
Der Weise ist der, der aus allem die Lehre zieht, dass nur die Furcht des HERRN Ruhe und Frieden gibt (Vers 11). Ein solcher Mensch versteht Gottes Absichten in seinen Handlungen und wird Gottes Herz kennenlernen und in der Lage sein, dies anderen mitzuteilen. Aber solche Weisen gibt es dort nicht. Deshalb gibt der HERR selbst die Antwort und sagt, dass die Ursache alles Elends darin liegt, dass sie sein Gesetz verlassen haben (Vers 12). Anstatt auf den HERRN zu hören, sind sie den Eingebungen ihres verhärteten Herzens gefolgt und hinter den Baalim hergelaufen
(Vers 13). Das haben sie nicht von dem HERRN gelernt, sondern von ihren Vätern.
Doch dafür können sie nicht ihren Vätern die Schuld geben, sondern es ist ihre eigene Schuld, denn sie sind „dem Starrsinn ihres Herzens“ gefolgt. Ein Dieb wird vom Richter keine Strafmilderung bekommen, wenn er ihm sagt, dass sein Vater ihm das „Diebeshandwerk“ beigebracht hat und er dadurch zum Dieb wurde. Der Ursprung ihrer sündigen Wege und Handlungen liegt in ihrem verbohrten Herzen. Hier liegt auch der Unterschied zwischen dem Weisen und dem Toren.
Der HERR wird sie deshalb die Folgen ihres eigenen Handelns tragen lassen. Er wird ihnen, „diesem Volk“, „Wermut zu essen und Giftwasser zu trinken geben“ (Vers 14). Das erinnert an die Warnung Moses (5Mo 29,17; Jer 8,14; Off 8,11). Wermut ist eine Pflanze mit einem sehr bitteren Saft; Giftwasser kommt von einem giftigen, bitteren Kraut. Sie repräsentieren das bittere Leiden des Falls des Königreichs. Wären sie gehorsam gewesen, hätten sie Honig zum Essen und Milch zum Trinken in Hülle und Fülle gehabt.
Aber damit ist das Leiden noch nicht zu Ende. Der HERR sagt, dass Er sie auch unter die Nationen zerstreuen wird (Vers 15). Sie werden aus ihrem Land weggeführt werden. Dieses Gericht wurde bereits von Mose angekündigt (3Mo 26,33; 5Mo 28,64). Auch im Land ihrer Gefangenschaft sind sie noch nicht am Ende ihres Leidens. Der HERR wird das Schwert hinter ihnen herschicken und erst dann wird das Ende für sie kommen. Diese Ausrottung betrifft die gottlosen Glieder des Volkes.